MRT Brustkrebs Freispruch – und mein Leben mit Tamoxifen und Frozen Shoulder – Update #tollabeawirdgesund


Ihr Lieben, es ist noch Oktober, Brustkrebs-Monat und daher mal wieder Zeit für ein persönliches Update… also Neues von #tollabeawirdgesund. Erst die News und dann noch eine persönliche Reflexion.

Für alle, die über meinen Brustkrebs nichts wissen, sind hier die Recaps:

Was vorher geschah:

  • Es war ein kleines invasives Karzinom in der linken Brust – am 19. September 2021 selbst ertastet, am 21. September biopsiert, am 1. Oktober stand die ungute Diagnose fest: Brustkrebs.
  • Am 6. Oktober war die OP, danach stand fest: Der kleine Bösling 🤬 war nur 5 mm groß (wie eine Erbse), kam komplett mit sauberen Rändern raus, und der nächstgelegene „Abwehr-Lymphknoten war nicht befallen.
  • Eine Chemotherapie war somit zu meinem großen Glück nicht erforderlich, aber Bestrahlung und Antihormontherapie mit Tamoxifen schon. Die Bestrahlung habe ich gut vertragen und in 4 Wochen mit 19 Sitzungen hinter mich gebracht. Vor der 5-jährigen Tablettentherapie mit Tamoxifen habe ich etwas Bammel gehabt.
  • Die Bestrahlung hat einen Kollateralschaden gebracht: Der Brustmuskel wurde etwas zu doll gebrezelt, verkürzte sich und dadurch geriet das linke Schultergelenk ins Ungleichgewicht. Folge: Frozen Shoulder, hat nichts mit der gleichnamigen Prinzessin zu tun, tut weh und nervt.

Und jetzt die guten Nachrichten:

Das Kontroll-MRT ein Jahr nach der OP, kam am 12. Oktober 2022 völlig unbedenklich raus:
Kein Brustkrebs-Rezidiv, also keine Rückkehr des Krebses, d.h. keine Probleme!

Das war natürlich eine ganz große Erleichterung… Denn, obwohl mein Körpergefühl ziemlich eindeutig sagt, dass da in der Brust nichts mehr Böses drin ist, und auch die Blutwerte und die Ultraschall-Checks bislang „ohne Befund“ waren, muss ich zugeben, dass ich schon ein wenig Bammel hatte.

Und wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass ich beim Thema Brustkrebs immer noch zwischen Verharmlosung und gehörigen Respekt schwanke.

Dadurch, dass ich den Tumor selbst früh abgefangen und schnell beseitigen habe lassen, habe ich mich stark in der Kontrolle gefühlt. Es ging alles schnell, und die Histo, also die Laborauswertung des entnommenen Gewebes, ergab: „kleiner Tumor mit geringer Wachstumsrate“. Schnell raus, schnell mit Bestrahlung beschossen und dann auch noch mit Tamoxifen das Rezidiv-Risiko im Zaum gehalten… Glimpflich davon gekommen. Pah, mein Arzt hatte Recht, nicht schlimmer als eine kompliziertere Zahnbehandlung, wie er das sagte, als er mir die Diagnose gab.

Hatte ich wirklich Krebs? Diese bedrohliche Krankheit, die viele tötet?

Dieser fiese Gegner, für den es Hashtags wie #fuckcancer und #KrebsisteinArschloch gibt…, war das wirklich in meinem Körper? Wenn ich mir das vergegenwärtige, durchzuckt mich ein Schauer.

Und dann gibt der Körper ein Signal, und in meinem Kopf läuft eine abgewandelte Version des Songs der Fantastischen Vier:

Er ist weg – WEG
Und wir sind wieder allein, allein (mein Körper und ich, meine ich)
Er ist weg – WEG
Davor war’s nix besonders ohne Krebs zu sein (naja, ich dachte, mich würde es nicht erwischen)
Jetzt ist er weg – WEG
Und es geht uns wieder total fein (hm, ok, bis auf frozen shoulder und Reizblase, aber dazu später mehr)
Er ist weg – WEG
Und kommt nie wieder so der Anschein… (einfach bitte weiter Daumen drücken, ja?)

In solchen Momenten kann ich spontan auf den Tisch springen, tanzen und mich freuen, dass ich am Leben bin.

Und dann denke ich an die vielen Frauen, die es deutlich schlimmer erwischt hat, die durch die Chemotherapie gehen und sich quälen – und mich beschleicht das Gefühl: Naja, Béa, so richtig krank bist du ja nicht gewesen, du gehörst nicht richtig zum Club der Krebskranken. Was du hattest, war ein Pups, ein Nichts, ein… Pffft!

Und dann erinnere ich mich an die Worte des Histologie-Berichts: „Invasives Mamakarzinom“ und so…

Dann schwanke in die andere Richtung: Holy Sh**!

Es war echt ein Mist-Ding, das ich keinem wünsche, und wenn ich das nicht so früh entdeckt hätte und es gestreut hätte, dann wäre es nicht so glimpflich ausgegangen. Und auch wenn die Chancen gut stehen, hat die Welt auch bei leichten Fällen Rezidive gesehen. Und dann habe ich wieder mega Respekt vor der Krankheit – vor dem was hätte sein können, und vor dem, was, wer weiß, noch kommen kann.

Einige von euch haben gefragt, ob ich eine Genanalyse in Sache Brustkrebs habe machen lassen.

Ich habe mit meiner Ärztin Friedrike Siedentopf über das Thema BRCA1 und BRCA2 gesprochen. Sie sagte, die Gen-Analyse lohnt sich, wenn ich bereits klar wüsste, dass ich im Falle, dass sich der Test bestätigt, bereit bin, einen „auf Angelina Jolie“ zu machen – sprich alles raus. Brüste, („bilaterale Mastektomie“ heißt das) und ggf. auch Gebärmutter und Eierstöcke. Wenn ich das eher nicht machen will, dann ist das Ergebnis davon, dass eine sehr engmaschige Beobachtung stattfindet, also: Das, was ich eh‘ bekomme, um ein Rezidiv auszuschließen bzw. früh abzufangen. Und das dann mit mehr Stress behaftet als ohnehin schon. Mein Fazit: Ich habe keine Motivation, mich einer kompletten Abräum-OP zu stellen, mir hat schon die OP + Bestrahlung so weit gereicht. Also bleibe ich bei den engmaschigen Kontrollen und gut ist! Meine individuelle Entscheidung.

Wie geht es mir also wirklich, ein Jahr nach dem Brustkrebs und mit dem „Freispruch“?

Insgesamt würde ich sagen: Positiv. Ich bin etwas weniger unbeschwert, dafür umso dankbarer. Einiges hat sich bei mir verschoben: Ich habe weniger Ehrgeiz, die Welt radikal zu verändern, ein neues Business zu gründen… Manchmal finde ich es einfach nur vollkommen klasse, dass ich am Leben bin und schöne, feste und erfüllende Beziehungen zu meinen Lieblingsmenschen habe. Ich bin dankbar, dass sie in der schweren Phase für mich da waren und es immer noch sind. Dankbar, dass ich an ihrem Leben einen Anteil habe.

Dankbar, dass mein Mann und ich in Teneriffa arbeiten und überwintern können… Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Dann gibt es noch die täglichen Wehwehchen im Zusammenhang mit der Antihormon-Therapie Tamoxifen und nach der Bestrahlung

Seit ich Tamoxifen einnehme, kann ich nicht mehr so viel Kaffee trinken, wie ich Koffein-Junkie das gern würde. Einmal morgens (mein Mann bringt ihn mir liebenswürdigerweise ans Bett!) und jeden zweiten Tag nachmittags auch noch… Alles andere geht auf die Blase und ich muss dann laufend aufs Klo! Ganz nervig. Ohne Kaffee vertrage ich das ganz gut.

Sonst Kleinigkeiten im Zusammenhang mit dem Tamoxifen:
Zwei Kilo zugenommen, kaum zu merken.
Die Haut an den Fingerkuppen it rissig und trocken.
Wenn ich nach der Einnahme der Tablette nicht innerhalb von 45 Min. einschlafe, z.B. wenn ich mich in einem Buch festlese, dann kommt eine Unruhe über mich, sodass ich dann gar nicht mehr einschlafen kann.
Außerdem, wenn ich euch schon alles erzähle, noch eine hormonelle Sache: Orgasmen am Morgen kann ich vergessen. Funktioniert einfach nicht mehr. Ab mittags, wenn die Anti-Hormonwirkung im Körper schwächer ist, geht’s dann wieder.

Ich habe mir aber vorgenommen, mit den täglichen Tamoxifen-Tabletten durchzuhalten. Die Brustkrebssterblichkeit in den ersten 15 Jahren nach der OP sinkt dadurch um etwa ein Drittel. Das ist ein anerkannter Schutz und ich möchte trotz der Nebenwirkungen nicht darauf verzichten.

Was von der Bestrahlung übrig blieb: Eine Frozen Shoulder, auch Schultersteife genannt. Vermutlich durch einen verkürzten Muskel, der pectoralis major, entstanden… der hat es in der Bestrahlung etwas zu arg abbekommen .

Alle versicherten mir: Geht weg mit Physiotherapie, ich müsse nur ganz viel Geduld haben. Ich bekam extrem kompetente manuelle Therapie und Krankengymnastik bei Liege Vier im Bötzowviertel (ich kann die Praxis jedem empfehlen, der in Berlin lebt!). Ein richtiger Game Changer war der Chiropraktor Joan Montserrat im Chirohouse, der mir mit gekonnten Griffen sehr viele Schmerzen weggezaubert und mir die Mobilität wiedergegeben hat. Als Neurologe war er imstande, einige verklebte Nerven, Muskelfasern und Faszien aufzulösen. Das alles wurde ergänzt durch „meinen“ Osteopathen Andree Tobias, den ich seit Jahren kenne und schätze.

Es ist noch nicht 100% alles gut, aber wenigstens kann ich wieder auf der Seite schlafen und Tickets in Parkgaragen ziehen, ohne mich abzuschnallen und völlig im Sitz zu verdrehen, damit ich den rechten Arm statt des linken raustrecke…

(Ich habe alle Stellen, die mir gutgetan haben, verlinkt – nicht als Werbung, denn die Leistungen zahlt meine Versicherung ganz normal, sondern als warmherzige Empfehlungen.)

Habt ihr Fragen? Oder andere Erfahrungen mit Brustkrebs und Therapien, die ihr gern teilen wollt?

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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5 Kommentare

Alexandra
Antworten 18. Oktober 2022

Hallo,
Dein Bericht spiegelt auch meine Gefühle genauso wieder. Mir wurde im Februar21 die rechte Brust abgenommen. Ich " schwanke" auch immer zwischen Dankbarkeit, Angst und ich kanns nicht glauben. Das Tanoxifen vertrage ich gut. Ich nehme es immer am Morgen. Als der Engpass mit Tamoxifen war, musste ich auf eine andere Marke umstellen. Die hab ich auch gut vertragen aber trotzdem war es irgendwie anders. Vielleicht würde es helfen mal nen anderen Hersteller zu testen. Auf der Reha habe ich eine Frau kennengelernt die nach der Bestrahlung Probleme im Arm hatte. Sie hat mir ein Buch empfohlen.(wieder Gesund werden Carl Simonton)
Die Dame hat sich jeden Tag Zeit genommen um ihre "körperpolizei" zu der Schmerstelle zu schicken um sie zu reparieren und sie hat es tatsächlich geschafft schmerzfrei zu sein. Vielleicht wäre dass auch noch eine unterstützende Sache zu der restlichen Therapie. Ansonsten wünsch ich weiterhin viel Gesundheit.

    Béa Beste
    Antworten 18. Oktober 2022

    Liebe Alexandra, Danke, dass du deine Erfahrungen teilst! Ich werde mir das Buch zulegen. Und die Idee mit der Körperpolizei finde ich sehr charmant... ich würde eher eine Truppe Bauarbeiter in die Schulter schicken, damit sie sie befreien. Die alles Liebe und Gute - ich nehme das Tamoxifen von Hexal und bleibe auch dabei. Liebe Grüße, Béa

      Michaela
      Antworten 12. März 2024

      Hallo Bea,
      wollte mal nachfragen, ob deine Frozen Shoulder inzwischen aufgetaut ist?

Marie
Antworten 8. April 2024

Hi! Ich kam hierher, weil ich recherchiere, gibt es eine frozen shoulder nach Brustkrebstheraoie.
Der Hammer ist nämlich, ich hatte bereits 2x (!!!) eine FS. Vor 10 Jahren, durekt nacheinandwe.
Wie geht es Dir jetzt?

    Béa Beste
    Antworten 8. April 2024

    Danke liebe Marie! Mir geht es inzwischen gut - ich mache nach wie vor brav meine Theraband Übungen... Liebe Grüße, Béa

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