Fluffy! Wie ich mir das Leben leichter mache – auch mit der Brustkrebs-Erkrankung. Und Novemberwetter.
Sich das Leben leichter machen? Wer ist dabei? Ich glaube, viele von euch. Außer diejenigen, die Märtyrerin-Sein tendieren… Alle anderen wollen meistens Leiden und Unwohlsein natürlicherweise beenden. Und, eben, sich das Leben leichter machen!
Oder wie ich sage: Fluffy!
Mein Mann hat sich vor Jahren beschwert, dass das Wort „fluffy“ ein fester Bestandteil meines aktiven Wortschatzes auf Deutsch ist. Ja, ist es. Ich mag mein Leben „fluffy“ – und hier erzähle ich euch auch, was ich damit meine und was mir dabei hilft.
Erstmal: Was ist „fluffy“?
Die Übersetzung aus dem Englischen ist „flockig“, „flauschig“ oder „locker“… Wahrscheinlich trifft das „locker-flockig“ am ehesten. Das Wort habe ich 2011 sofort bei der Premiere des Filmes „Morning Glory“ (Affiliate Link, also Mini-Werbung) adoptiert. Wer den Film mit Rachel McAdams, Harrison Ford und Diane Keaton noch nicht gesehen hat, und Lust auf einen fluffy Filmabend hat… dem kann ich das Hollywood Meisterwerk nur ans Herz legen. Und ich spoilere jetzt nicht die Bedeutung des Wortes im Film! Alle anderen wissen eh Bescheid. Grundsätzlich geht es darum, weniger bitter im Leben zu sein, vielleicht auch weniger arrogant mit seiner Abgrenzung gegenüber anderen… und um mehr Lebensgenuss. Fluffy.
Oder mit einem Satz, der euch hier vielleicht bekannt vorkommt: „Leben als ewige Kinder“.
Ja. Kann allerdings auch sein, dass nicht jedes Kind „fluffy“ drauf ist. Es gibt auch die ernsten darunter, und sie sind auch, genauso wie die ernsteren Erwachsenen, wundervolle Menschen. Niemand muss „fluffy“ drauf sein, und schon gar nicht auf Kommando.
Ich schreibe hier lediglich, warum es mir besser geht, wenn ich fluffy drauf bin.
Und schließe nicht aus, dass das auch einigen auf den Keks gehen kann. Als Schulgründerin einen fluffy Auftritt im Schulamt hinzulegen, das war nicht so clever. Sondern es ist mir schlichtweg auf die Füße gefallen (davon ein anderes Mal mehr). Mit einem Menschen, der gerade Leid erlebt, fluffy umzugehen, kann auch in den meisten Fällen verletzen. Also Vorsicht!
Und, dennoch, grundsätzlich: Ich mag MIR gern das Leben fluffy machen.
Wie geht das? Gerade in einem Moment meines Lebens, in der mich die Diagnose Brustkrebs nicht so fluffy erwischt hat?
Folgendes hilft mir zum „Fluffytum“ sprich: mir das Leben leichter machen
(und ich habe das Ganze mit einigen Tweets angereichert, die als Antwort auf die Frage kamen, wie Menschen es schaffen, sich das Leben leicht zu machen)
1. Neugier und Lust am Lernen
Ich habe euch schon mal erzählt, wie ich zum Lernjunkie wurde: Als ich mit 15 Vollwaise wurde und mir ein neues Leben in Deutschland aufbaute, habe ich mich in die Sprache verliebt… Bis heute verbinde ich Sprachenlernen mit Freude und Vorwärtskommen. Bin ich mal schlecht gelaunt, lerne ich etwas. Und wenn es zählen bis 20 auf Japanisch ist. Danach ist mein Gehirn auf anderen Touren.
2. Dankbar sein für Möglichkeiten
Gerade in meiner Situation mit der Brustkrebserkrankung. Selbst wenn unser Gesundheitssystem in Deutschland gerade in Mega-Stress ist: Es gibt immer noch gute Ärzte, gute Geräte, eine gute Versorgung. Was ich besonders genial finde: Wenn Ärzte gut erklären, was sie mit mir machen. Wie die Therapien wirken. Wie Geräte funktionieren. Derzeit vertiefe ich mich in die Wirkungsweise eines Linearbescheunigers, denn damit werde ich bestrahlt. Geile Maschine in der Charité! Meine beste Freundin hat sie „die dicke Molly“ getauft. Der Chef-Radioonkologe der Charité, Prof. Dr. Volker Budach (Spitzname „Strahlen-Buddha“) ist eine internationale Koryphäe und dennoch sehr menschenzugewandt und nimmt auch einen „kleinen Krebs“ wie meinen sehr Ernst.
Und dieses Prinzip:
Das Gleichnis vom Glück im Unglück ("for there is nothing either good or bad, but thinking makes it so" Hamlet)
— Karen Ascher (@karen_ascher) November 11, 2021
3. Menschen um mich auf dem Laufenden halten und mir helfen lassen
Warum ich mich für Offenheit im Umgang mit meiner Krankheit entschieden habe, wisst ihr ebenfalls aus dem Beitrag nach der Brustkrebs OP. Es tut mir gut, in guten Wünschen zu baden und den Support zu spüren. Mit Bemerkungen, die vielleicht nicht meine eigenen Überzeugungen treffen, gehe ich nachsichtig um. Ich bin von Globuli & Co nicht so überzeugt, sehe aber jegliche Empfehlung in dieser Richtung als etwas sehr liebevoll Gemeintes. Ich muss ja nicht alles tun… nur anerkennen, dass mir alle ihr Gutes mitgeben wollen 💖.
4. Humor
Leute, ich bin im Kommunismus aufgewachsen… wenn wir nicht unsere Witze gehabt hätten, wäre es uns noch viel schlechter gegangen. Ich bin gerade für lustige Sprüche mit Lokalkolorit total zu haben. Zum Beispiel, wenn mindfulsun so richtig die Berliner Kodderschnauze aufdreht… Oder:
Der Spruch meiner Oma Elly: Gegen eine Klistierspritze kannste nun mal nicht pupen. Heißt: Hör auf Dich über Dinge aufzuregen, die Du eh nicht ändern kannst.
Neudeutsch: love it, change it or leave it
— Julia (@mupfelia) November 11, 2021
Dazu gehört auch:
Ich nehme mich nicht so wichtig. Wir sind Staubkörner im Weltall. So vieles ist egal.
— Christine Finke (@Mama_arbeitet) November 11, 2021
5. Meditatives und Genussvolles
Ich schreibe bewusst nicht: Meditation. Das kann mindfulsun am besten. Ich komme am besten in einen meditativen Zustand, wenn ich Kreatives tue: Zeichne. Oder koche. Dann ist meine Seele sehr fluffy… Zum Kochen und warum das meine Art, mich in einen meditativen Zustand zu versetzen, erzähle ich euch bald mehr.
Und dann kommt alles, was ich als klares TMG (Tut Mir Gut) kenne: Gut Essen (haha, meist Ergebnis vom Kochen!). Massagen. Sex. Sport. Spaziergänge mit ganz viel Fotografieren und Blick für Details. Schönheit.
6. Pragmatismus statt Perfektion
OOOOH JA! Riesenthema. Kann ich gut. Zum Beispiel diesen Text hier ohne extra Lektorat durch mein Team publizieren, und hoffen, dass Ihr mir Bescheid gebt, wenn ihr einen Rechtschreib- oder Grammatikfehler seht. Hihi, ich bin ja „nur“ Duden-Autorin 😂
Ich lasse dazu andere zu Wort kommen:
Prioritäten. Und zwar konkret: Aufräumen und Putzen wird sehr weit depriorisiert! Nur noch das Nötigste, dann bleibt Zeit fürs Kind und auch für einen selber.
— KopfnuzzKalle (@kopfnuzz) November 11, 2021
Pragmatismus statt Perfektion
Schönen Dingen Raum und Priorität geben, auch bei gleichzeitig langer To-do-Liste.
— svenja (@hptstadtpflanze) November 11, 2021
So, und wenn das gar nicht anders geht:
Dann darf ich auch mal sauer, wütend und angepisst sein, verdammte Hacke!!!
(Heute sage ich nur: Köln. 🤦🏻♀️)
Aber kurz.
Denn letztlich, wenn es nicht lang anhält, und die anderen aufgelisteten Dinge die Oberhand nehmen, ist das auch mal gut und befreiend. Meckern macht frei und fröhlich, wenn es gut dosiert kommt.
Und, was macht denn sonst so euer Leben leichter… aka fluffy?
Liebe Grüße,
Béa
- 11. Nov 2021
- 2 Kommentare
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Bianca
11. November 2021Erstens, sehr schöner Beitrag, danke, musste viel schmunzeln. Was mein Leben "fluffy" macht, ich nehme mich selbst nicht sehr ernst, also schon ernst, aber ich lache gern über meine Macken und Fehler. Was noch? So viel Freude wie möglich und Dankbarkeit über jeden noch so kleinen Poop :)