Sich von Tagebüchern, Kalendern, Fotos und anderen Erinnerungsstücke trennen – um den Ballast loszuwerden


Wenn es um das Horten von Erinnerungen geht, bin ich ein regelrechter Messi. Alles, was mal für mich eine Bedeutung hatte – Briefe, Konzertkarten, Freundschaftsbücher, sind alle in meiner Schatztruhe verwahrt. Nun habe ich festgestellt, dass es sich lohnt, sich von bestimmten eine Erinnerungsstücken zu trennen – um den Ballast loszuwerden.

Vermutlich hat meine an Alzheimer erkrankte Großmutter mich geprägt. Als sie anfing zu vergessen, wollte ich mich erinnern. Meine Familie sagt immer, dass ich ein Elefantengedächtnis habe, aber das nur, weil ich aktiv versuche, nicht zu vergessen. Hierfür habe ich eine Menge Gedächtnisstützen, bestehend aus allen möglichen Dingen. Manche sind klein, manche groß, manche von großem, und von kleinem Wert. Manche machen mich glücklich, manche tun weh.

Die Schatzkiste der Erinnerungen

In meiner Schatzkiste befinden sich zum Beispiel die Zettelchen, die mein Kumpel und ich uns im Unterricht heimlich zugesteckt haben. Oder eine Postkarte von meinem damaligen Schwarm – ich war völlig aus dem Häuschen, als ich sie im Briefkasten fand. Dann noch viele andere Dinge von unsagbarem Wert. Briefe, Fotos, gemalte Bilder, ein kitschiger Schlüsselanhänger, sogar erste Dates-Kassenbons (ich sag’s ja, Erinnerungs-Messi!).

In meiner Schatzkiste befinden sich aber auch andere Dinge, die keinen allzu großen Wert haben. Beispielsweise einen Batzen Geburtstagskarten, teilweise nur unterschrieben. Ich lese sie danach nie wieder, vermag sie aber auch nicht wegzuschmeißen, weil ich sie ja geschenkt bekommen habe …

Und dann gibt es noch eine andere Rubrik.

Negative Erinnerungen auch nicht entsorgen

Manche Erinnerungsstücke kann ich mir nicht ansehen, weil sie inzwischen zu wehtun. Erinnerungen, die mich in eine Zeit zurückversetzen, in der es mir nicht gut ging. Erinnerungen, die an Menschen knüpfen, an die ich eigentlich nicht mehr denken will. Und doch schmeiße ich sie nicht weg…

Die Angst davor, Erinnerungen wegzuschmeißen

Wenn etwas weg ist, dann ist es weg. Briefe und Kassenbons lassen sich nicht in einem geheimen Ordner in der Cloud speichern (es sei denn man scannt sie, aber ihr wisst schon, was ich meine!) Wenn ich mich von etwas trenne, es wegschmeiße, zerreiße oder gar verbrenne (um ein bisschen Dramatik einzubringen), dann kann ich es nie mehr zurückholen. Das macht mir Angst, weil ich mich so schwer von Dingen trennen kann. Außerdem fürchte ich, dass ich es dann bereuen könnte.

Und doch wird die Schatzkiste immer voller und voller, hat sich über weitere Kisten ausgedehnt und braucht vermutlich irgendwann einen eigenen Raum nur für sich.

Wozu das alles? Wenn ich mir die Geburtstagskarten und „negativen“ Erinnerungen nur archiviere und nie ansehe? Muss ich wirklich so viele kleine Schnipsel behalten, die selbst das Elefantengedächtnis vergessen hat?

Weg mit den Erinnerungen!

Ich fasste den Entschluss, ein bisschen mehr in meinem Leben aufzuräumen. Platz schaffen für neue Erinnerungsstücke, aber dafür mussten die alten weg.

Ich überflog die Geburtstagskarten mit einem Lächeln, dann kamen die meisten weg. Auch die schlechten Erinnerungen schaute ich mir ein letztes Mal, zum Beispiel ein Tagebuch, dass ich nur über drei Wochen führte, aber in einer Zeit, in der es mir extrem mies ging. Seite für Seite voller trauriger Worte, an die ich mich gar nicht mehr erinnern wollte. Auch dieses Tagebuch kam weg. Und so ging es weiter. Fotos, Zettel, vieles wurde entsorgt. Auch meine Kalender, von denen ich mich immer so schwer trennen kann. Ein paar habe ich noch, der Rest kam weg.

Als ich mein altes Zimmer ausmistete, wollte meine Mutter am liebsten alles wieder aus dem Papiermüll fischen.
Ich konnte doch nicht all diese Erinnerungen entsorgen?!!! Wenn sie all diese Erinnerungen bloß noch hätte, sie würde sie wie einen Schatz verwahren …

Und das tue ich. Die wichtigsten, schönsten und lustigsten Erinnerungen lasse ich nicht los. Die, die einfach nur Platz verbrauchen oder beim Anblick Magenkrämpfe in mir auslösen, kommen weg.

Eine Befreiung, den alten Ballast loszuwerden

Ich hatte regelrechte Panik davor, was passieren würde, wenn ich die Dinge wirklich wegschmeiße. Womit ich nicht gerechnet hätte, war das Gefühl der Befreiung. Die Erinnerungsstücke sind fort, was nicht nur mehr Platz in meiner Schatzkiste, sondern auch in meinem Kopf schafft. Ich fühle mich wirklich leichter, was mir nur zeigt, wie belastend es auf Dauer war, all die Erinnerungen zu wahren!

In der Gegenwart leben, nicht in den Erinnerungen!

Ich bin ein sehr nachdenklicher, träumerischer Mensch, der manchmal zu sehr in der Vergangenheit lebt. Währenddessen habe ich aber festgestellt, dass es gar nicht so gut ist, sich immer wieder aus der Gegenwart abzukapseln, und vergangenen Momenten nachzuhängen. Dafür muss man natürlich nicht sämtliche Erinnerungsschnipsel wegschmeißen, aber mir persönlich hat es geholfen.

Dieser Beitrag soll kein Appell sein, all eure Fotobücher zu entsorgen. Ich will euch zu gar nichts animieren, sondern lediglich schildern, wie befreiend es für mich war, mich von bestimmten Erinnerungsstücken zu trennen. Ich bin gespannt, wie zu diesem Gedanken steht!

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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