Leben nach einer anderen Frequenz – Wie ist der „Digital Nomad Lifestyle“ wirklich?


Wer mit seinem Arbeitsplatz flexibel ist, kann theoretisch von überall aus arbeiten. Ich habe das mal ausprobiert, und kann nach einem Monat sagen, dass der „Digital Nomad Lifestyle“ eindeutig anders ist als erwartet. Mehr dazu erfahrt ihr hier.

Flexibler Standort

Ein Digital Nomad braucht im Grunde nur einen Laptop, mit dem er flexibel den Standort wechseln kann. Dazu gehört von vornherein die Kunst der Spontanität. Wer zum Arbeiten den vertrauten Sessel und überhaupt ganz viel Routine braucht, könnte sich am Anfang schwertun.

Für mich war dieser Schritt keine Hürde, denn wenn es ums Schreiben geht und mich die Inspiration packt, kann ich das von überall aus tun. Gib mir eine halbwegs bequeme Sitzfläche, und ich knie mich hin, packe den Laptop aus, und tippe los. Tatsächlich hilft es meinem Geist sogar, wenn ich den Standort wechsele, denn je „bequemer“ ich irgendwo werde, desto mehr neige ich dazu, mich abzulenken.

Privilegierter Lifestyle

Eine weitere Voraussetzung bringen wir mit, dass uns „nichts“ wichtiges in Deutschland hält – weder Kinder, die in die Schule müssen, noch Haustiere, eine Person, um die man sich kümmern muss, die eigenen Gesundheit, oder die Gesundheit anderer. Ich finde es wichtig, gleich am Anfang zu erwähnen, dass der Digital Nomad Lifestyle zwar super aufregend ist, aber auch eher für jene realisierbar ist, die keine „Barrieren“ haben.

Anmerkung Béa: Es gibt viele Menschen in der Digital Nomad Community, die das auch mit Kindern machen – einige habe ich auch bereits hier vorgestellt. 

Neuer Alltag, neue Struktur

Der Digital Nomad Lifestyle hält sich nicht an irgendwelche Regeln, was bedeutet, dass für die Arbeit nicht nur der Standort, sondern auch die Uhrzeit flexibel ist.

Hier in Thailand sieht das für mich wie folgt aus: Während ich in Deutschland ab 6 oder sieben „Feierabend“ mache, lege ich meine Freizeit hier auf den Morgen. In Ruhe frühstücken, spazieren, eine Runde in den Pool springen, und gegen vierzehn Uhr geht die Arbeit los (in Deutschland ist es dann acht Uhr morgens).

Gegen 20:00 gibt’s eine Pause, um was zu essen, und uns bei einem Abendspaziergang die Beine zu vertreten. Dann setze ich mich wieder an die Arbeit. Abends kühlt es hier etwas ab, alles ist ruhig, und für jemanden, der nachts sowieso besser arbeiten kann, ist dieser Rhythmus ideal.

Andere Essgewohnheiten

Diesen Punkt finde ich ebenfalls spannend, da, wo ich gerade bin, finde ich gar nicht so viele europäische Produkte, und wenn dann sehr überteuert. Ich muss mich also an das Essverhalten hier anpassen, was kein großes Problem ist, weil ich thailändisches Essen liebe und gut vertrage. Dennoch war es für mich anfangs ein wenig ungewohnt, ein herzhaftes Reisgericht zum Frühstück zu essen, Kaffee mit Kondensmilch zu trinken und sich als Erfrischung einen Bubble Tea nach dem anderen zu holen.

Worüber ich besonders oft nachdenke, ist mein Fleischkonsum, der hier eindeutig höher ist, da es gar nicht so viele vegetarische und vegane Alternativen gibt. Am Anfang war das schlechte Gewissen groß, besonders, weil das Fleisch hier so günstig ist und die Tierhaltung auch nicht besser sein wird als in der westlichen Welt. Inzwischen habe ich für mich beschlossen, dass ich mein Essverhalten hier gar nicht mit dem in Deutschland vergleichen kann und meine Essgewohnheiten hier nun mal anders sind.

Das Leben läuft auf einer anderen Frequenz

Mein Gehirn läuft ständig auf Hochtouren. Alles muss geordnet und schnell gehen, wenn nicht, steigt meine Ungeduld ins Unermessliche.

Hier hingegen ist der Alltag deutlich entschleunigter. Die Leute sind entspannter, aber auch langsamer. Manchmal sind wir die einzigen im Restaurant und warten ewig lang auf unsere Bestellung, weil sich die Leute eine Menge Zeit lassen. Wenn die Leute vor uns beim Spazieren schlendern, will ich sie am liebsten überholen, und wenn die Person an der Kasse in aller Ruhe meine Lebensmittel scannt, tritt die Ader auf meiner Stirn hervor vor lauter Ungeduld.

Ich weiß, dass das eine ganze Menge über mich aussagt. Ich bin viel zu hektisch und sollte dringend mal chillen und die Seele baumeln lassen. Hier ist der Alltag eben so, und wenn ich mich entscheide, den Winter hier zu verbringen, muss ich akzeptieren, dass das Leben hier nach einer anderen Frequenz läuft. Für mich, die schon seit einer Weile versucht, ihre Ungeduld abzulegen, eigentlich die ideale Konfrontationstherapie.

Europäische Normen beiseiteschieben

Andere Länder, andere Sitten – das kann positiv sein, aber auch negativ. Ich hätte zum Beispiel nicht erwartet, dass es mich so belasten würde, dass ich hier keinen Müll trennen kann und mein Plastikkonsum wieder ins Unermessliche gestiegen ist. Aber diese Gedanken sind nicht nur sehr europäisch, sondern auch privilegiert. In Deutschland gibt es nicht nur duale Systeme für allerlei Mülltrennung, sondern auch eine weitreichende Aufklärung über die Umwelt. In den meisten Ländern der Welt ist das nicht der Fall, was das Problem zwar nicht relativiert, aber man kann sich auch an nichts halten, wenn es keine allgemeinen Regeln gibt.

Wer sich dafür entscheidet, längere Zeit im Globalen Süden zu verbringen, hat keine andere Wahl, als die europäischen Normen ein Stück beiseitezuschieben. Das Leben hier ist nun mal anders – nicht besser oder schlechter, einfach anders.

Ein paar Routinen nach Thailand holen

So ganz kann ich auf den Alltag in Deutschland aber auch nicht verzichten. Zum Beispiel muss ich mindestens ein Mal in der Woche mit meiner Familie und meinen besten Freundinnen reden – jetzt gerade sogar noch öfter, weil wir uns gerade nicht treffen können.

Außerdem liebe ich die faulen Fernsehabende, wenn mein Freund und ich den Tag mit dem Anschauen einer Serienfolge abschließen. Das geht durch unseren geflippten Alltag nicht mehr jeden Abend, aber hin und wieder schon.

Die Tasse Kaffee darf auch nicht fehlen. Absurderweise mag ich das Getränk nicht einmal besonders gerne, aber ich genieße einfach die Momente, in denen mein Freund und ich mit einem gemeinsamen Tässchen in den Tag starten.

„Digital Nomad Lifestyle“ – Fazit

Ich bin ja noch eine Weile hier, aber nach einem Monat kann ich sagen, dass ich den Digital Nomad Lifestyle total spannend finde. Der Alltag ist erfrischend, die Arbeit macht Spaß, und sogar die Konfrontation mit meiner Ungeduld bringt mich zu einer stetigen Weiterentwicklung.

Was ist eure Meinung zu dem Thema? Wäre der „Digital Nomad Lifestyle“ was für euch? Habt ihr es schon mal ausprobiert oder vielleicht noch vor?

Hier erzählt euch noch Béa von ihren Digital Nomad-Eindrücken… als sie noch einer war. Heute besitzt sie eine Wohnung auf Teneriffa, die sie im Sommer vermietet und im Winter mit ihrem Mann zusammen selbst bewohnt.
Also voll digital ist sie noch, aber „nomad“, hm, das lassen wir jetzt nicht gelten!

Tollariffa! Verliebt in eine Insel: Teneriffa ist meine Wahl zum Überwintern als digital nomad

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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