EvD – Elternteil vom Dienst: Wie Paare und andere Erziehungs-berechtigte untereinander sich ganz viel Streit sparen können


Leute, heute Abend wird’s kurz und knapp. Ich möchte euch ein Prinzip aus der Familie meiner besten Freundin weitergeben, das mir eine ganz besonders gute Idee erscheint:

Die klare Zuteilung des Jobs „EvD – Elternteil vom Dienst“

Kennt ihr diese Probleme, wenn ihr selbst einen klaren Plan habt, z.B. „Keine Schokolade vor dem Abendessen“ und plötzlich heißt es „Aber Papa hat’s erlaubt!“? Oder wenn ihr unnachgiebig auf Zimmeraufräumen vor dem Medienkonsum besteht, aber dann heißt es: „Mama muss jetzt einen Zoom Call machen und hat gesagt, wir dürfen das, weil Zimmeraufräumen zu viel Krach macht…“? Na bitte. Da sind Konflikte vorprogrammiert.

Meine Freundin hat es in der Familie weitestgehend gelöst mit dem Ansatz „EvD – Elternteil vom Dienst“.

So einfach. Stunden oder Tageweise teilt sich das Elternpaar die Rolle „EvD – Elternteil vom Dienst“ auf und kommunizieren es klar an die ganze Familie. Das heißt: Die Kinder wissen immer, wer zuständig ist. Der sticht. Kein Gerenne vom einen zum anderen, keine Einwände, keine Diskussionen…. naja, klar Diskussionen, aber nur mit einem Elternteil. Der vom Dienst!

Jede größere Zeitung, jedes große Magazin hat die Rolle CvD, Chef vom Dienst:

„Der Chef vom Dienst (CvD) … hat eine koordinierende Funktion zwischen der Redaktion, der technischen Produktion sowie (insbesondere bei Printmedien) der Anzeigenabteilung. (…) In Zeitungsredaktionen ist die Position besetzt mit einem Redakteur, der diese Funktion täglich und über einen längeren Zeitraum ausübt. In Rundfunkredaktionen kann es aufgrund des Schichtdienstes zu einem Wechsel kommen.“
(Quelle: Journalistikon.de)

Also: Es gibt immer einen, der das Geschehen im Blick hat und die Aufsichtspflicht ausübt. Und alle im Moment nötigen Entscheidungen trifft. Das hilft, weil alle, die gerade in der jeweiligen Schicht arbeiten, wissen, an wen sie sich wenden und wer die finale Entscheidung trifft. Und das lässt sich auch auf Familien mit Kindern anwenden.

Übrigens, „EvD – Elternteil vom Dienst“ ist nicht beschränkt auf Eltern sondern meint eine Rolle

Auch Großeltern oder Tanten/ Onkel können EvD sein. Oder ältere Geschwister. Oder Nachbarn. Oder der Babysitter. Oder die Mama des besten Freundes eures Kindes… oder… oder… oder.

Das wichtigste ist:

1. Die Person ist vertrauenswürdig

2. Die Person will das machen und übernimmt die Verantwortung.

3. Die Rolle wird klar und über einen definierten Zeitraum allen Beteiligten kommuniziert.

und total wichtig: 

4. Die anderen Erziehungsberechtigten, die gerade nicht dran sind, geben auch sauber die Verantwortung ab.

Letzteres ist auch ganz viel Übungssache und fällt vielen besonders schwer: Was natürlich das System „EvD-Elternteil vom Dienst“ komplett torpediert ist, wenn diejenigen, die nicht in dieser Funktion waren, zwei Torpedoaktionen betreiben:

Entweder vorher so viele Regeln und Einschränkungen mitgeben, dass der arme EvD de facto gar keine Entscheidungen treffen bzw. Initiativen ergreifen kann.

Oder danach mit Beschwerden und Meckern an allem herumkritteln, dass der arme EvD auf die Rolle nie mehr Bock hat.

Ich weiß, nicht einfach. Aber auch nicht unmöglich… wer dazu auf meine Leichtigkeit-Tipps und Tricks zurückgreifen möchte, dem sei mein Buch „Erziehen ist ein Kinderspiel“ ans Herz gelegt, insbesondere das Kapitel „Das Musketier-Prinzip“: Einer für alle, alle für einen! Dort erzähle ich etwas mehr über Netzwerke bilden und Verantwortung mit Vertrauen abgeben (und wie das mit dem Vertrauen geht, dass es sogar dem besorgten Mamaherz noch wohlig ergeht).

Ob EvD etwas für euch ist, könnt nur ihr wissen. Ich dachte dennoch, euch inspiriert der Gedanke und macht euch das Leben einfacher, aber wie immer ist dies nur Impuls und Inspiration und keinen Rat. Ich freue mich, auch von euren Erfahrungen in Sache Abgabe von Verantwortung und Aufsicht zu lesen:

Wie passt für euch die Lösung „EvD – Elternteil vom Dienst“? Wer kommt in Frage als EvD bei euch und wie erfolgreich könnte das Konzept sein?

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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3 Kommentare

Wiebke
Antworten 25. September 2020

Ja liebe Béa, schönes Konzept ;-) Funktioniert übrigens besonders gut mit kleineren Kindern. Mit Teenagern noch ein kleiner Hinweis: Bitte rechnet damit, dass Euer Kind/Eure Kinder beständig bestrebt sind, den Job des KvD einzuführen. Das ist das Kind vom Dienst. Aber keine Sorge: Das KvD ist ein guter Chef. Sofern ihr bereit seid, dass es frei über alles bestimmen darf, nach belieben Hausaufgaben machen oder es sein lassen kann, Medienzeit in Hülle und Fülle frei Haus für alle, und Süßigkeiten, na klar, aber immer. Sofern ihr die RICHTIGEN eingekauft habt. Wichtig ist natürlich auch die Wahl der richtigen Chips, der Verzicht auf Strumpfhosenzwang für das KvD wenn doch fast noch Sommer ist, und freie Wahl der Ins-Bettgehzeiten. Come on, das klingt machbar, oder? ;-) Viel Spaß und nutzt Eure Chance, den Job des EvD rechtzeitig zu etablieren. Nicht nur im Kontakt mit den anderen Erwachsenen sondern auch im Kontakt mit den Kindern.

Sabine
Antworten 25. September 2020

Hatte noch keine Bezeichnung aber EvD ist naheliegend! Wir machen das aber bisher schon so, da wir beide mit hoher Stundenzahl arbeiten und dementsprechend fast alles gleichberechtigt aufteilen. Bei uns findet dann eine klar kommunizierte "Übergabe" statt.

Naida
Antworten 28. September 2020

Schöne Idee! EvD könnte dann auch Erwachsene*r vom Dienst sein oder Entscheider*in vom Dienst und manchmal auch Ermittler*in vom Dienst...
Viele Grüße, Naida

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