Das schlechte Gewissen loswerden indem wir es willkommen heißen?


Ihr Lieben, in Sache „Schlechtes Gewissen“ habt ihr hier sowohl von mir, als auch von Mounia was gelesen. Jetzt haben Nathalie Klüver vom Blog „Eine ganz normale Mama“ und Autorin einiger sehr erfolgreichen Büchern im Trias Verlag, und ich eine neue Aktion gegen das schlechte Gewissen gestartet.

Wir haben beide in unseren Communities gesammelt, wann ihr als Eltern ein schlechtes Gewissen bekommt.

Den Beitrag von Nathalie könnt ihr hier lesen.


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Es gab so viele Antworten! Deswegen möchte ich hier auf die Beispiele eingehen, die ganz häufig genannt wurden:

Ihr habt ein schlechtes Gewissen und wärt gern gelassener…

… wenn ihr selbst krank seid und Ruhe braucht und euch nicht um die Kinder kümmert, wie ihr euch wünscht.

…wenn Kinder durch kleine Ticks oder große Szenen in euch Reizbarkeit verursachen und ihr euch „provoziert fühlt“.

…wenn eure Kinder gerade in einer Autonomie-Phase stecken und ihr den Eindruck habt, ihr macht sowieso IMMER alles falsch.

…wenn eure Kinder selbst durch Krankheiten oder Handicaps mehr Zuwendung, Zeit und Aufmerksamkeit brauchen als ihr leisten könnt.

…wenn ihr ausgelaugt von der Arbeit in den Abendstunden mit den Haushalt überfordert seid.

…wenn ihr euch Me-Time nehmt und dadurch anderen in der Familie etwas „aufbürdet“.

…wenn ihr einfach ungeduldig seid und wollt, dass sich die Kinder allein beschäftigen oder endlich schlafen am Abend.

…wenn ihr wollt, dass die Kinder aufhören zu trödeln – was natürlich aus Kindersicht ein völlig entspanntes Welterkunden ist… was ihr dann merkt und dann euch böse fühlt, dass ihr „trödeln“ gedacht habt.

…wenn euch die Kinder Nachts oder Morgens aufwecken und ihr unwirsch und genervt reagiert.

…wenn ihr nicht genügend Geduld und Nerv für ausgedehntes Spielen mit den Kindern habt.

…wenn ihr nicht genug mit den Kindern am Wochenende und in den Ferien unternehmt.

…wenn ihr in Ton und Wortwahl nicht gewaltfrei in Umgang mit den Kindern seid.

…wenn ihr das Kind zu lange Medien und sich selbst überlasst.

…wenn ihr selbst zu lange an Handy und anderen Medien hängt und danach das Gefühl habt, euren Kindern nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet zu haben.

Und das sind nur einige Beispiele – die Liste ist noch viel länger!

Was tun? Wie schlechtes Gewissen loswerden? Und ist loswerden überhaupt die Lösung?

Zwei Kommentare haben mich besonders beeindruckt:

Anja Kasper schrieb:
Nach langen Tagen auf der Arbeit es einfach nicht rund läuft, wenn wir uns alle gegenseitig nur anschreien könnte ich daneben stehen, uns zuschauen und heulen. Dann versuche ich alle zu beruhigen. Manchmal gelingt es… Oft hab ich dann ein schlechtes Gewissen wenn die Kids zu mir kommen und mich kuscheln obwohl wir eben noch gestritten haben…. ich arbeite daran!
Und wir sagen uns immer das wir uns lieben und besonders nach einem Streit!


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Anika Kliese
Ich muss mal sagen, dass es sehr gut tut, das zu lesen. Es ist eine enorme Erleichterung, zu wissen dass man nicht alleine da steht. Bei uns ist es genau so wie bei den meisten anderen hier auch. Mein Sohn diskutiert gerne ins unermessliche, er bockt rum wenn er seinen Willen nicht bekommt und weiß nicht wann Schluss ist und ich habe dann ein schlechtes Gewissen, wenn ich wieder laut werde, wenn ich wieder die immer gleiche Rede schwinge und am schlimmsten finde ich wenn ich Dinge sage wie, Mama und Papa sind zu Hause der Chef und nicht Du. Ich frage mich jedes Mal was an welcher Stelle in der Erziehung falsch gelaufen ist und wie wir etwas ändern können. Ich schaffe es nur nicht. Aber wie gesagt es tut gut das es anderen Eltern ähnlich geht.

Genau darin liegt die Lösung. Es ist unmöglich, durch diese toughe Herausforderung namens Elternsein ohne schlechtes Gewissen durchzukommen.

Es ist möglich, diese Situationen für sich zu reflektieren, und Strategien zu entwickeln, immer besser damit umzugehen:

Atmen. Tief und oft! (sage ich auch in der Einleitung meines Buches)

Reflektieren. Merken, dass Kinder in den meisten Fällen nicht absichtlich provozieren. Und herausfinden, warum wir uns provoziert fühlen.

Euch mit anderen austauschen und merken, dass es ihnen genauso oder ähnlich geht.

Euch klar machen, wie schnell dies alles sich „herauswächst“.

Mit den Kindern – und seien sie noch so klein – zu kommunizieren und euch zu entschuldigen, wenn ihr eine Verhaltensweise bereut.

Den Perfektionsanspruch aufgeben. Das sagt auch Nathalie in ihrem Buch „Die Kunst, keine perfekte Mutter zu sein: Das Selbsthilfebuch für gerade noch nicht ausgebrannte Mütter„- (affiliate Link, also Mini-Werbung)

Und letzten Endes akzeptieren, dass es nicht zu 100% möglich ist, das schlechte Gewissen ganz los zu werden.

Schluss mit dem schlechten Gewissen…

… geht eigentlich nur, wenn wir das schlechte Gewissen auch annehmen.

Wenn wir damit umgehen. Es willkommen heißen. Es erkennen und ihm zuhören. Nicht einfach unterdrücken, sondern durch das Gefühl mit Selbstbewusstsein gehen.

Dann können wir in einem inneren Dialog gehen:

– Hallo schlechtes Gewissen, da bist du wieder. Was willst du mir sagen?

– (hier eure Reflexion ansetzen- nehmt euch bitte die Zeit, das Thema zu durchdenken)

– Danke, schlechtes Gewissen, ich habe dich gehört. Ich mache was draus. Du hast ein bißchen Recht, und ein bißchen übertreibst du. Kannst du jetzt bitte meine Gedanken verlassen?“

Und bei Nathalie könnt ihr lesen, warum trotz und mit alledem gute Eltern seid!

Helft uns bitte weiter: Wie geht ihr noch mit dem schlechten Gewissen um? Wie reflektiert ihr in der Familie über das Thema „schlechtes Gewissen“?

Liebe Grüße, auch von Nathalie,

Eure Béa

Übrigens, mein Foto hat Malina Ebert gemacht.

Hier ist auch noch mehr dazu:

Das Schlechte Gewissen und Schuldgefühle als Eltern über Bord werfen!

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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