Die „Erziehungsexperten“ seid ihr!
Manchmal werde ich hier gefragt, wenn ich einen Artikel schreibe: Wo sind die konkreten Anleitungen?
– schreibt mindfulsun zum Thema „Erziehungsexperten“…
Ich teile hier meine Erfahrungen und das sind meine eigenen mit meinen Jungs. Ich möchte Eltern eher bestärken, dass sie selbst die Experten sind, was ihre eigenen Kinder betrifft und darauf zu vertrauen. Für mich sind Empathie und Verbindung wichtig und vor allem: Mich selbst kennen und regulieren zu können! Darüber schreibe ich.
In meiner Welt gibt es keine „Erziehungsexperten“. Denn die Experten sind wir selbst, wir haben das in uns. Das Wort „Erziehung“ benutze ich auch nicht. Für mich ist es Begleitung, ich begleite meine Kinder. Denn auch meine Kinder sind Experten für sich selbst, sie kennen ihre Bedürfnisse und Gefühle. Ich begleite und bestärke sie darin, das auszudrücken.
Die absolute Grundlage sind dabei für mich Empathie und Vertrauen.
Und ja, ich weiß, wie sich Verunsicherung anfühlt. Mein Großer wird bald 21 Jahre alt. Als er ein Baby war und viel weinte, nicht alleine einschlief, war ich anfänglich ziemlich hilflos. Damals wurde mir oft gesagt: „Du musst ihn schreien lassen! Du darfst nicht immer hinrennen!“ In meiner Verzweiflung habe ich das ausprobiert. Während mein Kind im anderen Zimmer weinte, saß ich weinend im anderen Zimmer. Irgendwann habe ich dann auf mich selbst vertraut und mein Kind nicht mehr schreien lassen. Viel Nähe war der „Zauber“.
Was ich mir damals gewünscht hätte? Dass ich mehr Vertrauen in mich gehabt hätte.
Zurück zum Thema „Ratschläge“:
Wenn ich eines für mich in den letzten Jahren gelernt habe, es ist wichtig, an mir selbst zu arbeiten und damit die Verbindung zu meinen Söhnen zu stärken. Es liegt so viel bei mir.
Wenn ich denn einen Ratgeber schreiben würde, dann mit folgenden Ermutigungen:
Also: Statt also fertige Schritt für Schritt Lösungen kann ich euch dies mitgeben, wenn ihr das für euch als hilfreich und bereichernd empfindet.
1. Vertraut auf euch selbst und auf die Verbindung mit eurem Kind.
Lösungen finden sich oft, durch und in der Verbindung. Manche Dinge sind auch ein Prozess und es braucht ein wenig Zeit. Empathie vor Lösungen!
2. Lernt euch selbst besser kennen: eure Bedürfnisse, eure Gefühle, eure Grenzen.
Das hilft vor allem auch dabei, weniger auf die Kinder zu projizieren. Was braucht mein Kind statt:
Was denke ich, was mein Kind braucht? Kommt das jetzt aus mir und meinen Erfahrungen oder aus meinem Kind?
3. Verbindet euch mit euren Werten und lebt diese vor.
Wie ihr mit euch selbst sprecht, mit den Kindern, mit den Menschen in eurer Umgebung spüren die Kinder. Wie ihr mit anderen umgeht und mit euch selbst ist wichtig für sie.
4. Kommuniziert in authentischen Ich-Botschaften mit euren Kindern.
Nicht nur mit Kindern ermöglicht das eine tiefere Verbindung. Wenn ihr euren Kindern sagt, was ihr möchtet: Teilt ihnen eure Bedürfnisse und Gefühle dahinter mit, bleibt authentisch! Eure Kinder freuen sich auch, wenn sie dazu beitragen können, euer Leben zu bereichern. Ohne: Du musst das jetzt machen, weil ich das sage!
5. Arbeitet an euch selbst – besonders, was das Thema „Ärger“ angeht.
Pausen zwischen Reiz und Reaktionen setzen können, verhindert Verletzungen auf beiden Seiten.
Atmen, bevor ihr einen Konflikt verschärft oder so reagiert, dass ihr es hinterher bedauert.
Hinter jedem Gefühl des Ärgers steckt ein unerfülltes Bedürfnis. Selbstreflexion ist hier der Schlüssel. Wenn ihr das Bedürfnis gefunden habt, könnt ihr es an die Kinder kommunizieren, ohne sie zu beschuldigen. Oder es ist etwas, was ihr mit euch selbst ausmacht. Euch kann niemand ärgerlich MACHEN, es liegt in euch selbst.
6. Beginnt hinter die ausgesprochenen Worte eurer Kinder zu fühlen.
Hinter jedem Wort, hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis! Was nach außen aussieht wie eine trotzige Reaktion, kann Schmerz und Traurigkeit sein. Hier den Kindern mit Empathie begegnen!
Und vor allem die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder auch respektieren und anerkennen. Ich meine hier nicht:
„Mama, ich will sofort ein Eis!“ Sondern Bedürfnisse wie: Verbindung, Autonomie, Geborgenheit etc.
Gefühle sind valide, alle! Bitte sprecht sie ihnen nicht ab.
Dazu gehört für mich auch: Niemand weint ohne Grund.
7. Versucht Schubladen zu vermeiden.
egoistisch, faul, (zu) sensibel, böswillig, absichtlich, chaotisch, dämlich, dickköpfig, langsam – und so weiter und so weiter
Das sind Bewertungen. Niemand möchte in eine Schublade gesteckt werden, das schließt die Kinder ein. Auch wenn ihr sie „nur“ im Kopf habt und nicht aussprecht: Es macht etwas mit euch. Und die Kinder spüren das vielleicht auch.
Ich könnte an dieser Stelle noch viel mehr schreiben. Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen. Von mir kommen keine konkreten 1:1 Anleitungen mit Beispielen dazu, wie ihr mit EUREN Kindern umgeht.
Die Verbindung zwischen euch und euren Kindern ist einzigartig!
Eure
mindfulsun
P.S. von Béa: Wie verträgt es sich eigentlich, dass ich zwei Bücher raus habe, die schon als Ratgeber verstanden werden können und gleichzeitig solche Beiträge von mindfulsun mit Freude und Dankbarkeit veröffentliche? Die Antwort ist nicht widersprüchlich – mindfulsun und ich sind uns einig, dass wir uns beide wunderbar ergänzen! Und wir werden noch zusammen dazu einen Beitrag bringen.
- 18. Aug 2020
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