Home-Schooling als Co-Learning Gelegenheit: Für Kinder, Eltern und Lehrer!


Kennt ihr meine Co-Autorin Steph Jansen, bei unserem Buch „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“? Steph hat schon mal eine „meiner“ Phorms Grundschulen geleitet und jetzt arbeitet sie als Lehrerin an einer Waldorfschule in der Mittel- und Oberstufe. Ich habe sie gebeten, uns einige Gedanken zum Home-Schooling als Co-Learning Gelegenheit mitzugeben:

Für Kinder, Eltern und Lehrer!

Meine Cousine in England dreht am Rad! Sie hat zwei Grundschulkinder, wovon eines Autist ist. Sie versucht gerade ein Business für Brautkleider aufzubauen. Ihre Katzen rasten aus, weil sie nicht das gewohnte Futter bekommen. Ihre Medikamente, auf die sie angewiesen ist, sind im Moment nicht mehr verfügbar und dann ist gestern auch noch ihr Hamster gestorben…

So oder so ähnlich muss es Millionen von Eltern auf er ganzen Welt gehen.

Ich stehe auf der anderen Seite der Medaille, denn ich bin eine der LehrerInnen, die euren Kindern Aufgaben gibt…

Als am Freitag den 13. klar war, dass die Schulen geschlossen werden, haben bei uns an der Schule alle Kollegen am Wochenende überlegt, wie wir das, was jetzt an Unterricht dran wäre, möglichst in den häuslichen Bereich verlegen können. Ohne aber die Anbindung an die Schüler zu verlieren, denn wir haben keine Ferien (weshalb ich den Begriff Corona-Ferien auch schwierig finde, vor allem für Eltern, die jetzt oft zu Hilfslehrern mutieren müssen).

Wir haben bei uns an der Schule die Menge der Unterrichtsmaterialien abgesprochen und über die Eltern- und Schülervertreter verteilt. In der 9. Klasse, in der ich Klassenbetreuerin bin, wurde deutlich:

Die Schüler sind koordinierter und besser vernetzt als die Eltern.

Meine Schüler (Waldorfschule) hätten jetzt eine dreiwöchige Geschichtsepoche bei mir gehabt und wir haben es so gelöst:

Es gibt 7 Themen, die auf 3-4 Schüler verteilt sind. Diese mussten erstmal zu ihrem Thema recherchieren und Webseiten benennen, die sie hilfreich finden. Das war an mich zurückzumelden, entweder individuell oder als Gruppe.

Für mich war es wichtig, dass die Gruppen weniger viel lesen oder schreiben beschäftigt waren, sondern sich erstmal als Gruppe finden.

Das hat mal besser, mal schlechter funktioniert. Manche telefonieren, andere nutzen FaceTime etc.

Tipp: Vernetzt euch zu Lerngruppen. Je nach Alter der Kinder unter den Eltern oder die Kinder vielleicht mit einem Lehrer oder einer Lehrerin oder einem Elternteil als Moderator. Jetzt bitte nicht mit DSGVO kommen, sondern kreativ denken! Zoom (https://zoom.us) bietet die Möglichkeit für Meetings online an. Es ist in der kostenlosen Version auf 40 min beschränkt, perfekt um in Kontakt zu sein. Zudem ist es persönlicher als WhatsApp Nachrichten oder telefonieren.

Co-Learning Effekt? Gemeinsam neue Technologien entdecken.

Es gibt unendlich viele Programme da draußen und gemeinsam zu schauen, was für euch als Lerngruppe (Familie) passt, ist super.

Gestern habe ich dann mit allen Gruppen via Zoom kurze Check-In Meetings gehabt, um zu sehen, wie es den Schülern geht. Geklärt, ob die Aufgabenstellung klar ist, die Zusammenarbeit klappt und ein paar Tipps gegeben. Bei manchen haben die Eltern geholfen oder waren dabei (wir haben zwei Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf). Die nächsten Schritte wurden verabredet und das nächste Meeting für nächsten Freitag avisiert.

Grundsätzlich waren meine Schüler noch recht fröhlich und die meisten dankbar Aufgaben zu haben, die ihr Leben etwas strukturieren. Da es sich um Recherche handelt, konnten die Eltern gut mit eingebunden werden. Die Technik hat nicht bei allen 100% geklappt, aber von 26 SchülerInnen waren nur drei nicht online. Für den ersten Versuch gar nicht so schlecht.

„Aber unsere Lehrer machen das nicht!“

Vielleicht weil sie noch nicht auf die Idee gekommen, oder gerade vollkommen überwältigt mit dieser Situation sind. Genauso wie ihr als Eltern auch. Das macht es nicht einfacher.

In diesen Zeiten müssen wir aufhören in Lagern zu denken. „Die“ und „Wir“ funktioniert nicht. Wenn das Corona-Virus uns eines beibringt, dann dass wir alle gleich sind und nur gemeinsam die Situation lösen können.

Vorschlag für diesen Fall: Findet in der Elternschaft jemanden, der einen guten Draht zu den LehrerInnen hat und fragt erstmal nach, wie es ihnen geht und ob man gemeinsam etwas auf die Beine stellen kann, um virtuellen Unterricht zu gestalten. Wenn nicht, bitte nicht wütend oder enttäuscht sein.

Was könnt ihr tun, um eure Kinder zum Lernen zu motivieren?

Die Aufgaben, die euch geschickt wurden, sind wahrscheinlich Übungsblätter. Das kann für Kinder echt nervig sein. Versucht (vor allem für die Kleinen) eine Abwechslung zu schaffen zwischen Blätter abarbeiten und Neues lernen. Mittag muss so oder so gekocht werden, macht es zusammen und findet mehr über die Zutaten heraus. Woher kommen eigentlich Nudeln? Seit wann gibt es in Europa Kartoffeln und warum? Dann habt ihr gleich ein bisschen Geschichte und Geografie mit eingebaut.

Und beim Putzen oder Aufräumen? Wer ist schneller im Zimmer aufzuräumen, wie viele Bücher passen in das Regal? Eine Folge Marie Kondo auf YouTube wie man Pullover zusammenlegt und dann einen Wettbewerb, wer es am schönsten und /oder schnellsten macht.

Möglichkeiten gibt es viele und bitte teilt alles was euch einfällt mit euren Eltern in der Klasse oder Kindergartengruppe. Ihr seid nicht allein und die Schwarmintelligenz ist kreativ und hilfreich…

Liebe Grüße,

Steph

P.S. von Béa: Übrigens die erste Auflage unseres Buches ist gerade ausverkauft, unser Duden-Verlag wird schnell eine neue Auflage drucken… aber als E-Book ist das noch hier zu haben: https://amzn.to/2xmC4B7

Fragen an euch:

Wer von euch ist Lehrerin oder Lehrer, Erzieher oder Erzieherin und mag auch hier im Blog erzählen, wie es euch geht und was funktioniert? Wir freuen und über eure Erfahrungen – zum Home-Schooling, Co-Learning und all das, was euch aktuell in Sache Lernen bewegt!

Und falls Kinder und Jugendliche ihre Erfahrungen teilen würden, wäre das großartig… wer mag mir seine Erfahrungen zukommen lassen?

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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2 Kommentare

Yousef
Antworten 26. März 2020

Hallo, danke für den tollen Beitrag und die Informationen. Gibt es gute LernApps, die Sie empfehlen können für Kinder im Grundschulalter?
Danke und liebe Grüße!

Eine Mama, die aus Frust Apfeltarte backen musste
Antworten 22. April 2020

Ich habe diese Woche versucht “gemeinsam etwas für virtuellen Unterricht auf die Beine zu stellen”... und das lief dann so:
Erst mal bei den Eltern gefragt ob Interesse besteht. Vom 20 Familien 9 Rückmeldungen (naja hatte mehr erhofft, aber Stress, Sprachbarrieren, whatever...). Acht fanden es gut, einer kam mit der DSGVO um die Ecke.
Also hab ich nach einer DSGVO konformen Lösung gesucht und bin mit der Idee an unsere Klassenlehrerin (jung, engagiert, begeisterungsfähig) heran getreten. Sie fand’s auch toll, hat bei der Schulleitung nach gefragt ob es ok ist, alles fein, wir haben Termine ausgemacht (nachmittags, denn vormittags muss sie ab nächster Woche die 4. Klasse unterrichten). Bis dahin alles super.
Am nächsten Tag, Jahrgangs-Konferenz in der Schule. Unsere Lehrerin berichtet von der Initiative und alles wird abgeblockt. Unter dem fadenscheinigen Argument der “Gleichberechtigung” Sie dürfe das nur, wenn alle Kinder teilnehmen und davon könne man wegen mangelnder technischer Ausstattung nicht ausgehen (wir leben in einem rel wohlhabenden Vorort einer hessischen Grossstadt - SUV Mamas und so...).
Ich also Kontakt zu den anderen Klassen des Jahrgangs aufgenommen, 5 Eltern gefunden, die auch mithelfen würden und angeboten, den Eltern die nicht klar kommen support zu geben und versucht zu überzeugen, dass es nicht an mangelnder technischen Ausartung liegen kann. War aber alles egal... findet nicht statt.
Alle Argumente von wegen sozialem und Emotionalen Lernen im Klassenverband wurden zur Kenntnis genommen, aber abgewiegelt... Mmmhh, woran könnte das liegen? So viel zum Thema “die und wir”...
Ich bin enttäuscht, das kann ich leider nicht abstellen. Und ich fühle ich vom System alleine gelassen mit meinem Erstklässler. Klar kann ich ihm rechnen und schreiben beibringen, wir kochen und backen auch viel, gehen in den Wald, forschen und recherchieren über Kiwi Vögel... aber Klassengemeinschaft und Gruppenzugehörigkeit kann ich ihm nicht bieten. Und ist das nicht ein wichtiger Aspekt der Grundschule?
Ich bin gegen die Schulöffnung für die Kleinen, aber ich hatte gehofft im Jahr 2020 wäre man digitalen Möglichkeiten gegenüber offener...
(Zur Frustbewältigung habe ich dann heute Nachmittag die Tarte gebacken, die ihr am Montag vorgestellt habt. Hat geholfen :-)

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