Wie wir das zweite „Gemeinsam schlau“-Buch über Schule, fast geschmissen hätten… und was es komplett gedreht hat


Seit gestern dürfen Steph und ich unser neuestes Baby in den Händen halten: Unser zweites Buch im Duden-Verlag, „Gemeinsam schlau statt über Schule meckern“. Und wir haben uns gedacht, es wäre vielleicht schön, euch hier unser Vorwort in der Erstversion  – sprich: so wie es war, bevor es redigiert und zusammengekürzt wurde – zugänglich zu machen.

Kurz vorab: Dass einiges aus einem Buch mal „rausfliegt“ hat nichts mit Zensur zu tun, sondern mit dem Profi-Blick auf das, was am wichtigsten ist. Papier ist nicht immer geduldig, im Falle eines Buches ist es knapp bzw. auf eine vorab definierte Seitenanzahl festgelegt. Und deswegen darf hier die etwas „aus dem Nähkästchen plaudernde“ längere Version erscheinen, als Schmankerl für euch!

Also, hier ist unser „Gemeinsam schlau statt über Schule meckern“-Vorwort, Version 1

Das Thema Lernen und Schule erhitzt die Gemüter, und seit Beginn der Pandemie um ein Vielfaches.

Eltern und Lehrkräfte trennt das gemeinsame Ziel: Das ideale Lernergebnis des Kindes, Wohlergehen inklusive.

Dadurch, dass sie unterschiedliche Perspektiven darauf haben, haben sie auch unterschiedliche Herangehensweise, Meinungen und Emotionen. Und wenn diese in einem ohnehin diffizilen sozialen Gefüge aufeinanderprallen, dann entsteht: Einsames Meckern.
Übereinander.
Zu Lasten der Kinder.
Und des Lernens.

Als Schulmenschen (ihr wisst es ja aus den Klappentexten: Steph war Schulleiterin und ist jetzt immer noch als Lehrerin aktiv, Béa hat mehrere Schulen gegründet und die Dachorganisation dieser Schulen 6 Jahre geleitet) haben wir das Drama live und in sehr bunten Farben erlebt!

Eltern schicken ihr Wertvollstes, was sie haben, zur Schule und hoffen, dass die LehrerInnen alles voll und ganz in ihrem Sinne machen.

Und Lehrkräfte hätten es am liebsten, dass das Elternhaus in ihrem Sinne kooperiert und alle wertvollen Empfehlungen umsetzt.

Leider menschelt es überall – Kinder inklusive, die obendrauf noch ihre eigene Dynamik, Gedanken und Gebaren mit ins Spiel bringen. Wie soll das klappen?

Das gewünschte Miteinander wird zu einem Gegeneinander.

Määääh!
Und letztlich meckern meistens alle über alles!

Dieses Buch versucht, das Meckern zu minimieren und sowohl praktische als auch pragmatische Wege aus der Meckerfalle aufzuzeigen. Und ganz nach unserer Devise „mit Spaß und Spiel dabei“ – ähnlich wie in unserem ersten Buch auch.

Ach ja: Unser erstes Buch! „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“ war die Grundlage des sogenannten Co-Learnings zwischen Eltern und Kindern. Keine Sorge, wenn ihr es (noch) nicht gelesen habt. Die Grundlagen, die für dieses Buch nötig sind, erarbeiten wir neu im neuen und erweiterten Kontext.

Die zentrale Idee war: Wir können unseren Kindern nichts mehr beibringen UND kommen dennoch gemeinsam weiter als je zuvor.

Für das neue Buch können wir sagen:

Eltern und Lehrkräfte können sich gegenseitig nichts anordnen UND kommen dennoch gemeinsam mit den Kindern weiter als je zuvor.

Natürlich braucht es hier auch viel Erkenntnis und Paradigmenwechsel – und genau diesem Prozess widmen wir uns. Für die Erkenntnis haben wir einen vielleicht ungewöhnlichen Ansatz gewählt: Das sogenannte „Journaling“ aka. unsere „Reflexionsvorlagen“.

Das ist Neudeutsch für „Ausfüller“.

Es handelt sich um spezielle Seiten, die wir als Einladung für Reflexionen und Selbst-Exploration extra gestaltet haben. Denn wer für sich nicht über die Themen im Klaren ist, ist in der Lernbeziehung zum Kind und Schule de facto arbeitsunfähig.

Die Idee zu diesen „Ausfüller“ kam zu uns im Laufe des Schreibens.

Um ganz ehrlich zu sein, waren Steph und ich Anfang 2021 an einem Punkt der maximalen Autorinnenunzufriedenheit angelangt.

Wir schrieben und erklärten, recherchierten und überlegten, und es fehlte was. Wir hatten uns so auf das Schreiben des Buches gefreut und waren so weit unsere wunderbare Buchmanagerin Susanne Klar anzurufen und ihr zu sagen, dass wir es lassen.

Aus, Basta, vorbei, ein zweites „Gemeinsam schlau“-Buch werde es nicht geben.

Dann machten wir einen Schritt zurück und fragten uns: Was stimmt mit uns Autorinnen nicht? Sind wir zu doof? Zu unkreativ? Zu wenig erfahren? Zu vernagelt wegen der Pandemie?

In dem Moment, in dem wir uns mit uns selbst befassten und jede von uns sich selbst reflektierte, merkten wir, dass dies auch den Schlüssel ist, gemeinsam weiterzukommen!

Ganz nach dem Ausspruch von Anais Nin: „Wir sehen nicht die Dinge wie sie sind. Wir sehen sie so wie wir sind.“

Es entwickelten sich in kürzester Zeit Ideen. Und da ich, Béa, oft ganze Teams in Workshops coache bzw. mit ihnen Menschen und Marken reflektiere, lag es nahe, ähnliche Design-Vorlagen als Inspiration zu nehmen und weiterzuentwickeln…

Das taten wir und plötzlich fühlte sich alles an diesem Buch für uns richtig an.

Wir konnten die Verbindung zwischen uns und unserem Buch-Kind und dem Anliegen euch mitzunehmen wieder herstellen, weil wir in die Selbstreflektion gegangen sind. Diesen Prozess wünschen wir euch auch. Insbesondere, wenn ihr die Verbindung zu dem Lernen und der Schule eurer Kinder verloren habt.

Wir laden euch ein, in diesem Buch von diesen Vorlagen Gebrauch zu machen: Schreibt rein, malt, zeichnet!

Nutzt dieses Buch und die Vorlagen, um richtig mitzumachen. Glaubt uns, ihr kommt nicht nur auf viele neue Ideen. Es werden euch auch Zusammenhänge klar, warum ihr so denkt wie ihr denkt und wieso ihr bestimmte Erwartungen an euer Kind und an seine Lehrkräfte habt.

Wir glauben, dass unsere „Ausfüller“ genug sind, wenn ihr sie für euch durchgeht und sie bearbeitet. Wir sind allerdings sicher, dass sie noch wertvoller sind, wenn ihr das, was ihr daraus gelernt habt, auch miteinander teilt: Mit eurem Partner und Freunden, sogar mit den Kindern (es gibt sogar einige, die ausdrücklich dazu gedacht sind!) und deren Lehrkräfte – wenn diese Menschen die Bereitschaft haben, sich damit zu beschäftigen.

Und noch was: Wenn wir über Kinder, Eltern und Lehrkräfte reden, dürfen wir eine ganz wichtige Zielgruppe für dieses Buch nicht vernachlässigen.

Es handelt sich um angehende LehrerInnen, die wir als sehr maßgeblich für die Weiterentwicklung der Schule ansehen.

Junge Menschen, die gerade in diesen Zeiten, den Mut haben, einen solchen Berufsweg einzuschlagen. Um Erkenntnisse und Impulse unmittelbar hier einzuweben, haben wir uns Hilfe geholt: Larissa Krull, Lehramt-Studentin für Englisch und Geografie hat uns bei der Entwicklung dieses Buches begleitet, und bei vielen Recherchen geholfen und auch einige Textpassagen beigesteuert.

Das ist nicht nur produktiv gewesen, sondern auch bereichernd in jeder Hinsicht – und wir sind dankbar für den frischen Bildungswind, den Larissa hier mit hereingebracht hat. Und was die Zusammenarbeit mit ihr anbelangt: Wir hatten sehr viel Co-Learning Spaß!

Wie ist das Buch strukturiert?

Auch diesmal gilt, dass es ein Buch für Faule ist und für Menschen, die gerne assoziativ lesen: Schlagt auf, was euch interessiert und steigt direkt ein. Ihr könnt aber auch ganz linear eins nach dem anderen lesen.

In den ersten fünf Kapitel (der erste Teil des Buches, da geht’s um WISSEN) beleuchten wir alle möglichen Konstellationen: Das Kind in der Schule, die Beziehung zu seinen Eltern und seinen Lehrkräften, die Kind-Lehrende Beziehung und die Lehrende-Eltern-Beziehung, plus einmal alle zusammen.

Im zweiten Teil des Buches geht es wieder um MACHEN: Wir haben Spiele für Kinder, Eltern und Lehrkräfte, die alle gemeinsam „schulschlau“ machen und hoffentlich helfen kleine und große Veränderungen und vor allem Spaß am gemeinsam lernen in die Schulen eurer Kinder zu bringen. Nein, das Wort hat keinen Platz im Duden gefunden… deswegen nur hier.

Danksagung – gemeinsam schlau:

Auch diesmal wäre die Entstehung dieses Buches nicht ohne unsere Umwelt möglich gewesen. Besonderen Dank geht an unsere Buchmanagerin Susanne Klar und das Duden-Team. Ihre Geduld und umsichtiges Warten, bis wir uns sortiert hatten, hat dieses Buch überhaupt ermöglicht.

Im Entstehungsprozess hatten wir aber auch diesmal emotionale, lebenspraktische und kulinarische Unterstützung von allen Seiten, besonders von unseren Familien und Freunden, die uns den Raum gegeben haben zu sein und uns geduldig und humorvoll zugehört haben.

Meinen Tollabea Beitragenden mindfulsun und Mounia möchte ich auch einen besonderen Dank aussprechen. Es sind auch einige der Anregungen und Ideen, die sie hier im Blog über die Jahre publiziert haben, in das Buch eingeflossen. Und jede der beiden hat mich auch in unseren jeweiligen persönlichen Beziehungen mit ihrem eigenen Lern- und Wachstumspfad inspiriert.

Und… last but not least… Danke euch, liebe LeserInnen und Tollabea-Community, für eure Anregungen, Fragen, Kommentare und Rückmeldungen. Ihr seid tolla – und ohne euch wäre gar nichts möglich an Erkenntnis und Wissen!

Liebe Grüße,

Steph und Béa

P.S. Wenn ihr vergleichen wollt, was von diesem Vorwort es im „richtigen“ Buch geschafft hat: „Gemeinsam schlau statt über Schule meckern“ gibt es hier und noch besser im Buchladen eures Vertrauens. 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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3 Kommentare

Werner Andreas Gütschow
Antworten 14. Mai 2022

Schade, daß man nirgendwo erfuhr, was ihr denn nun ausfüllt und ankreuzt. Aber ohne Selbstreflektion geht es nun mal wirklich nicht, ist man doch für ein richtiges laisser-faire Kind sowieso nur Vorbild. Das findet es aber eh selten genug.

    Béa Beste
    Antworten 15. Mai 2022

    Hallo lieber Werner, Danke, dass du dich meldest... Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was du mit "Schade, daß man nirgendwo erfuhr, was ihr denn nun ausfüllt und ankreuzt." Ich versuche zu erklären, wenn nicht verständlich, bitte weiterfragen. Wir haben im Buch ganze Seiten mit Ausfüllvorlagen, die sind für die Selbstreflexion gedacht. Da kann jeder, der das Buch hat, alleine oder mit seinem Kind einfach reinschreiben. Und im Text wird dazu einiges erläutert. Liebe Grüße, Béa

Monika & Thomas
Antworten 6. Juni 2022

Hallo Bea
Vielen Dank für den Einblick in euer neues Buchprojekt. Ein super spannendes und hochaktuelles Thema. Wir erleben in unserer Arbeit mit Kindern, die grundlegende Mathe- oder Leseschwierigkeiten haben, wie kritische die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Eltern ist. In der Kooperation kann viel Gutes für das Kind entstehen. Wenn die Kommunikation abbricht, spitzt sich die Situation für die Kinder weiter zu – alle verlieren. Wir freuen uns auf die Lektüre.
Herzliche Grüße, Monika & Thomas

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