Immer dieser Wettbewerbsdruck unter Eltern – ist das „schlichte“ Pausenbrot nicht mehr genug?
Was ist mehr wert – ein schlichtes Pausenbrot oder ein wahres Kunstwerk aus Essen? Ich habe mir mal ein paar Gedanken wegen des Wettbewerbsdrucks unter Eltern gemacht und möchte diese hier mit euch teilen.
Béa frage mich neulich, ob ich die Beiträge auf Facebook zum Thema „Lieblingspausenbrot eurer Kinder“ zu einer Art Pausenbrot-Sammlung zusammenfassen soll. Deshalb bin ich mal rein und staunte nicht schlecht über die kreativen Bilder eurer Pausenbrote. Doch nachdem ich ein paar Kommentare las, in denen es kritisiert wurde, dass durch all die Extravaganz ein Konkurrenzdruck unter Eltern entsteht, wollte ich zunächst ein paar Gedanken loswerden.
Denn in Zeiten, in denen darstellende Plattformen, wie Facebook, Instagram, Twitter und Pinterest ständig überpräsent sind, ist es sinnvoll, zunächst einmal innezuhalten und sich zu fragen, ob das einfache „schlichte“ nicht mehr genug ist?
Martina Bergmanns Worte machten mich besonders nachdenklich…
„Kleidung am liebsten genäht, Geburtstagseinladungen per excellence, kein Kuchen, nein Mega-Muffins, Torten in zig Farben/Toppings, besondere Brote etc. Ja, mit Liebe gemacht soll es sein und auch eine Aufmerksamkeit zu verschenken ist schön! Aber das hat für mich sonst mehr mit Wettbewerb, Stress und auch unnormalen Umgang mit Lebensmitteln zu tun. Ich empfinde das halt mehr als Wettbewerb und finde es auch komisch, welche Worte/Normen wir da unseren Kindern mitgeben.“
Zu pauschalisiert? Vielleicht. Ich bin zwar kein Elternteil, aber als Kind, das im Haushalt durchaus viele Verantwortungsrollen übernommen hat, konnte ich einige ihrer Gedanken nachempfinden.
Ich habe meiner Schwester die Schulbrote geschmiert.
Da ich aus der Familie die Frühaufsteherin bin, habe ich es mir irgendwann zur Aufgabe gemacht, meiner Schwester das Pausenbrot zu machen und meine Mutter weiterschlafen zu lassen. Der Grund lag vor allem darin, dass als meine Schwester älter wurde, zu faul war, um sich selbst was zu machen und daher ständig Unmengen an Geld ausgab, um in der Cafeteria was zu kaufen. Und wenn sie kein Geld mehr hatte, dann aß sie eben nicht! Weil sie eben… „ein fauler Sack war“ (in meinen Gedanken von damals). Ob das von meiner Seite schlechte Pädagogik war, weil es ihre Selbstständigkeit sabotierte, ist eine andere Baustelle.
Mir geht es hier um Folgendes:
Ich machte ihr also das Brot mit Freude und hatte große Lust dabei mich kreativ auszuleben. Manchmal schrieb sie mir im Laufe des Tages einen lieben Dank für die Erdbeeren oder das Stück Kuchen, das ich als Überraschung hineingetan hatte. Ich verstehe daher den Reiz, ich für seine Liebsten viel Mühe zu geben und ihnen eine Freude machen zu wollen. Irgendwie machen wir uns damit schließlich auch eine.
Aber dann gibt es da noch diesen ätzenden Wettbewerbsdruck. Wenn etwas plötzlich so extravagant wird, dass man sich plötzlich schuldig fühlt, weil man sich weniger Mühe gegeben hat.
Auch das kenne ich sehr gut. Meine Mutter, die sich immer sehr viel Mühe beim Kochen gibt, ist allerdings weniger kreativ bei anderen Dingen, wie Geburtstagseinladungen, Geschenktüten, spezielle Aktivitäten. In ihrem Kulturkreis werden am Geburtstag bloß die Liebsten zu Hause eingeladen. Kein kreatives Motto oder einen Clown, der zaubern kann. Gefeiert wird stattdessen mit ein bisschen Deko und Kuchen. Dann wird ausgepackt und die Kinder spielen zusammen. Schlicht und einfach. Mehr nicht. Mir hat das immer gereicht.
Allerdings haben einige Geburtstagspartys oder Schulbrote, die mir im Laufe der Zeit begegnet sind, all meine Vorstellungen übertroffen. Ein Mädchen aus der Klasse meiner Schwester hat einen ganzen Zirkus gemietet und mit den Kindern einen Nachmittag lang eine Show einstudiert! Einen Zirkus! Auf die Idee muss man kommen. Und das nötige Kleinegeld haben…
Oder aber das Mädchen aus meiner Schule, die Omelettes und sonstige Leckereien in der Schule hatte. Sehr kreativ und ausgefallen, das gebe ich zu – aber ist eine schlichte Geburtstagsparty zu Hause und ein olles Pausenbrot deshalb weniger wert?
Nicht alles muss ein Wettbewerb sein.
Einige Eltern geben sich mehr Mühe, aber diejenigen, die das nicht tun, sind nicht weniger gute Eltern. Die Elternschaft allein lastet einen schon vollends aus und wenn da keine Zeit oder Lust bleibt, eine kreative Torte zu zaubern oder Geburtstagseinladungen in Kalligrafie zu verfassen, ist das denke ich auch okay. Doro schwärmt ja auch von „simplicity parenting“.
Eine gute Elternschaft definiert sich nicht durch zusätzliche Mühe und einem Hang zur Kreativität.
Ich für meinen Teil kann behaupten, dass meine beiden „unkreativen“ Eltern trotzdem ihr bestes gegeben haben und es mir nie gefehlt hat, dass ich keine dreistöckige bunte Geburtstagstorte, kein drei Gänge Menü im Pausenbrot, oder eine Hüpfburg am Geburtstag hatte (obwohl letzteres echt der Wahnsinn gewesen wäre!). Solange das Kind sich geliebt fühlt, sind alles andere Kleinigkeiten.
Ich finde es sogar fatal, wenn alles im Leben ausschließlich aus Höhen besteht.
Wie soll man sich je mit einem schlichten Brot vom Bäcker zufriedengeben, wenn es stets nur die reinste kreative Perfektion im Brot gibt? Oder aber wenn jede Party der Hammer ist? Lustigerweise muss ich dabei an den ersten Teil von Harry Potter denken, als Harrys Cousin Dudley zu seinem „nur“ 36 Geschenke bekommen hat. Er ist komplett ausgeflippt vor Wut, weil er im letzten Jahr zwei Geschenke mehr bekommen hat. Ein etwas überspitztes Beispiel, aber wisst ihr was ich meine?
Mühe und Kreativität muss trotzdem nichts Schlechtes sein.
Der Blog Tollabea besteht aus kreativen Köpfen, welche gerade diese bunte Vielfalt aufzeigen wollen. Mal schlicht, aber mal auch bewusst ein paar kreative Rezepte oder Basteleien, um euch ein wenig Inspiration zu geben. Inspiration für einen Anlass, nicht für das ganze Leben.
Genauso ist sie eine Plattform für euch, in der ihr den Raum habt, eure Kunstwerke darzustellen (Beispiel schönsten Torten Community). Wir sehen keinen Wettbewerb darin, sondern eine Art Sammelsurium. Ein Tollabea Alltags-Museum mit ganz vielen Kunstwerken…
Ihr werdet deshalb noch weiterhin ausgefallene Ideen von uns finden. Allem voran aber ohne Wettbewerbsdruck! So etwas ist nie gut, weder für die Psyche noch für sonst etwas.
Was haltet ihr von all diesem Wettbewerbsdruck? Könnt ihr euch damit identifizieren? Oder habt ihr eine ganz andere Meinung dazu?
Liebe Grüße, Mounia
P.S.: Hier sind übrigens die Brotdosen!
Guten Appetit! – 10 kreative Brotdosen für das Frühstück in der Schule aus der Tollabea Community
Jessica
22. Mai 2019Ich habe kein Wettbewerbsdruck bei den Pausenbroten, mein Sohn isst ausschließlich Toast ohne Alles. 😅
Michaela
22. Mai 2019Hallo,
ich habe kein Wettbewerbsdruck.
Ich habe viel Spass dabei, meinen Sohn, die Pausenbrote zu gestalten. (wird aber auch nicht taeglich so gemacht) Und mir ist es wirklich egal was andere Eltern machen.Kein Wettbewerb. Ich hole mir Anregungen......Viele Gruesse
Béa Beste
22. Mai 2019Klingt wunderbar entspannt, liebe Michaela!