Danke für 2 Tage Lehrerstreik – Kindheit in der Stadt


Oder, wie die Jungs endlich mal wilde Kerle im Großstadt-Dschungle sein durften. 

Erst am Wochenende tauschte ich mich mit dem Mann über unsere jeweilige Kindheit aus.

Unsere Kindheit war frei und wunderbar

Wir waren beide Schlüsselkinder bereits in der ersten Klasse. Unsere Nachmittage verbrachten wir auch als Erstklässler mit und ohne Fahrrad draußen, als kleine Bande. Allerhand Unsinn trieben wir. Auf Bäume kletterten wir und wir kamen nicht selten mit zerrissenen Hosen nach Hause. Für uns Kinder fühlte sich unsere Kindheit frei und wunderbar an.

Und die unserer Kinder?

Wir leben nur einen Steinwurf vom meistfrequentierten Platz Deutschlands entfernt. Unsere Kinder sind nicht wirklich gehetzt und haben nicht keine Zeit, aber dennoch treffen sie sich nur äußerst selten mit Freunden, um einfach mal so abzuhängen und nichts zutun.

Die Interessen sind zu verschieden. Viele Kumpels daddeln bis spät abends, sind in anderen Sportvereinen, müssen lernen oder machen, was weiß ich am Nachmittag.

In der vergangenen Zeit haben wir oft miteinander überlegt, wann Zeiten sind, um mal abzuhängen. Das hat auch öfters geklappt. Dann wurde vom Musikunterricht abgeholt und danach noch ein paar Bälle auf dem Bolzplatz geschossen.

Aber so eine richtige Gang (jetzt nicht im gefährlichen und ausraubenden Sinn) gab es nicht. So etwas wünschte ich mir aber insgeheim – vor allem für meinen Großen.

Kumpels, auf die man sich verlassen kann, mit denen man Zeit verbringt, etwas erleben kann. Und damit meine ich nicht, andere Jugendliche auszurauben oder zu bedrohen. Versteht das bitte nicht falsch! Ich denke, dass sich die Jungs unserer Klasse der allgemeinen Regeln des Zusammenlebens klar sind.

Danke, Verdi! Das waren tolle Tage!

Diese Woche sollte sich Einiges daran ändern.

Denn in Berlin rief Verdi den öffentlichen Dienst zu 2 Tagen Streik auf. Viele Lehrer sind verbeamtet in den Schulen meiner Großen, aber ausgerechnet der Lehrer des Großen war krank.

Das bedeute „KomplettAusfall“ für die gesamten 2 Tage. Es gab eine Notbetreuung, aber die Jungs bestanden par tout darauf, miteinander von 9 bis 15 Uhr auf dem Kiez abzuhängen.

Mulmig war uns Eltern schon. Sie so mitten in Berlin den ganzen Tag zu wissen.

Am ersten Tag schaute ich auch hin und wieder nach ihnen – denn die anderen Eltern waren im OP oder im Büro, dass ich die „Aufsicht“ ausgesprochen bekam – klar, ich arbeite ja im Homeoffice!

Am Ende des ersten gemeinsamen Tages kam mein Großer mit schmutzigen Leuchteaugen und stolz gestählter Brust nach Hause und meinte nur: Das war ein guter Tag!

Insgesamt hatten sich 6 Jungs seiner Klasse zusammen gefunden und einen tollen Jungstag miteinander erlebt.

Mit Pizza (dank des von uns zugesteckten Geldes), dreckigen Klamotten und einer gehörigen Portion Jungsspaß – ich mag garnicht genau wissen, was sie alles angestellt haben. Aber alle Finger sind dran, es gab keinen Anruf von der Polizei – also alles gut!

Wie geht es den Stadt-KiezJungs?

Und ich frage mich, wie wir unseren Kindern den Spaß, den wir in unserer Kindheit empfanden, geben können.

Werden sie etwas vermissen, wenn sie später einmal an ihre Kindheit denken?

Sind sie glücklich so, wie sie leben?

Vermissen sie Bandenzusammengehörigkeit?

Will ICH das überhaupt?

Wenn ich mir nun meinen Kerl nach dem ersten Tag aus der Schule kommend anschaue, ist das Leuchten in den Augen noch immer nicht erloschen. Die 2 Tage waren eine wunderbare Zeit für die Jungs, um sich zusammenzurotten, um etwas im Großstadt-Dschungel zu erleben oder aber einfach eine tolle Auszeit vom Alltag zu haben.

Fazit: Ich mag Kiezkröten, ähm Großstadt-Dschungel-Jungs, ähm das Leben mitten in der Stadt!

Alles Liebe,

Eure Yvonne

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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