Mit Kindern über den Tod reden – ein Tipp von Béa und Buchempfehlungen aus der Community
Mit Kindern über den Tod reden ist oft recht belastet. Eine Freundin fragte mich: „Wie kann ich mit meinem Vierjährigen eigentlich über meinen Vater und meinen Bruder reden? Er hat danach gefragt. Sie sind tot. Es ist schon für mich sehr schmerzhaft… Ich will nicht, dass er Angst bekommt, wenn ich ihm erzähle, dass er sie nie treffen können wird!“
Meine erste Reaktion war: Einfach sagen, dass die beiden tot sind. Und auf Fragen warten.
Wenn wir selbst Angst vor einem Thema haben, projizieren wir das in unsere Kinder hinein, ohne uns klar zu machen, dass sie höchstwahrscheinlich viel unbeschwerter sind als wir. Die meisten Eltern neigen zu oft bei vermeintlich schwierigen Fragestellungen ins sogenannte „Oversharing“ zu gehen und alles auszupacken: Wie es damals war, was vor dem Tod war, warum, wieso, wohin der verstorbene gegangen ist – oder nicht, Bibelzitate, Gott, oft viel zu viel auf einmal.
Oft ist eine einfache Antwort, je nach eigenem Glauben, ausreichend:
„Wir können Opa nicht mehr treffen, weil er gestorben ist, aber er lebt in unserer Erinnerung und unseren Herzen weiter!“
„Mein Bruder sitzt vielleicht auf einer Wolke im Himmel und freut sich, dass es uns gut geht!“
Wenn ein Kind mehr wissen will, wird es von allein die nächste Frage stellen oder erst mal die neuen Informationen verarbeiten und sich später melden. Oft aber auch nicht. Wenn dann sehr konkrete Fragen über den Tod kommen, helfen Bücher – scrollt etwas runter. Aber vorher will ich euch noch etwas mitgeben, weil ich von einem sehr frühen Alter an mit dem Tod konfrontiert wurde und glaube, dass ich damit als Kind gut und gesund umgegangen bin. Meine Geschichte habt ihr vielleicht gelesen, wie ich mein Vater verlor, als ich 12 war und dann meine Mutter mit 15.
Natürlich fragte meine Tochter, als es im Kindergarten darum ging, welche Omas und Opas es gibt, wo meine Familie abgeblieben ist. Ich habe ihr geradeheraus gesagt, dass meine Mutter und mein Vater gestorben sind.
Ich bin nicht religiös, trotzdem will und kann ich den Himmel als Metapher für eine mögliche andere Daseinsdimension nicht ausschließen – aber ich kann ein Leben nach dem Tod auch nicht für bare Münze verkaufen. Ich war der Meinung, dass sie ein Recht darauf hatte, ihre Familie „kennenzulernen“ – auch ohne sie zu treffen. Ich habe ihr kleine Stories erzählt aus meiner Kindheit über meine Eltern.
Ich habe meine Eltern in unserer beider Vorstellung lebendig werden lassen.
Wie mein Vater mich auf seine Reisen zu uralten Kirchen in Rumänien mitgenommen hat. Wie er im Meer Handstand machte.
Wie meine Mutter ein Kuchen backen wollte und mit dem neuen Mixer den Teig bis an die Decke verteilt hat. Wie sie auf einen Baum geklettert ist und nicht mehr runter kam – so, dass wir als Kinderband eine Leiter organisieren mussten…
„Und wenn sie sie dann treffen will, ist das dann nicht schmerzhaft fürs Kind, dass es sie nicht mehr gibt? – fragte meine Freundin. Ich glaube, das ist eine Erwachsenenperspektive. Für Kinder gibt es Pipi Langstrumpf, und den Pumuckl, Conni und Peter Pan. Für ihre Vorstellung sind sie real. Es gibt sie. Und klar tauchen sie nicht um die Straßenecke auf oder sitzen plötzlich in der U-Bahn… außer es ist Fasching, und da wissen die Kleinen schon genau, dass es sich um eine Verkleidung handelt. In Disneyland genau so.
Deswegen glaube ich, dass das Schönste und Beste für unsere Kinder und für unsere Verstorbenen ist, sie in unseren Erzählungen leben zu lassen.
Und sonst sollten wir uns klar machen: Um das Thema Tod kommen wir im Leben nicht drumherum – alle nicht. Wir feiern alle mit Freude Geburtstage, den Eintritt ins Leben. Warum nicht auch Todestage nutzen, um das abgeschlossene Leben von Menschen zu feiern? Oder weiterhin die Geburtstage unserer Toten?
Und nun zu Buchtipps zum Thema „Mit Kindern über den Tod reden“ aus der Community:
Neulich hatten wir auch die Frage in der Community:
„Ich bin aktuell auf der Suche nach Büchern rund um das Thema Tod. Mein Sohn ist gerade 3 geworden und interessiert sich sehr dafür. Warum genau weiß ich gar nicht so recht. Ihn interessiert auch nicht, warum Menschen dann traurig sind, sondern :
Warum stirbt man?
Warum hat man dann keinen Durst mehr?
Was bedeutet “leben“?
Warum werden Menschen beerdigt?
Warum Tiere meistens nicht?
Also tatsächliche “Fakten“!
Ich spreche natürlich dann mit ihm darüber, aber ich fände es toll ein gutes Buch als “Stütze“ zu haben. Mit Bildern und somit auch für ihn mit der Möglichkeit sich alles nochmal anzuschauen und ggf. sich auch selbst zu erzählen oder mir zu erzählen.“
Folgende Bücher waren beliebt (Affiliate Links – daher Werbung)
Der Baum der Erinnerung
Wo bleibt die Maus
Die besten Beerdigungen der Welt
Leb wohl lieber Dachs
Abschied von Opa Elefant
Außerdem hat die wunderbare Rike Drust im Blog auch wunderbare Empfehlungen: Geschichtenbücher zum Thema Sterben, Tod und Trauer
Liebe Grüße,
Béa
P.S. Ein wichtiger Kommentar von Svenja Fuchs auf Facebook:
Ganz wichtig- den Kinder niemals sagen, ein verstorbener sei „eingeschlafen“. Das kann 3. Probleme hervorrufen
1. Ein Kind bekommt angst einzuschlafen- weil es nie wieder aufwachen könnte
2. Das Kind will nicht, dass noch irgendwer einschläft
3. Es denkt, der verstorbene wacht wieder auf.
Den Tod so benennen wie er ist – nämlich als Tod, verstorben, nicht mehr zurückkehrend – aber als immer im Herzen bleibend
Titelbild: Photo by Caroline Hernandez on Unsplash
- 20. Jan 2018
- 9 Kommentare
- 1
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Anne
20. Januar 2018Ich kann diese Podcast-Folge ja sehr dringend empfehlen. Ein Gespräch mit einer Trauerbegleiterin im Kinderhospiz
https://theendpodcast.org/2017/12/21/the-end-13-vera-baranyai-kindertrauer/
Béa Beste
21. Januar 2018Vielen herzlichen Dank!
Jule
12. September 2019Ich kann Mechthild Schroeter-Rupieper und ihr Team von Lavia (Gelsenkirchen) wärmstens empfehlen: https://www.lavia-trauerbegleitung.de/