Über Hoffnung in dunklen Zeiten – Gastbeitrag von Michaela Ließ


Ihr Lieben, ich habe heute Abend einen sehr berührenden Gastbeitrag verbunden mit der Bitte einer Mutter: Michaela Ließ erzählt euch vom Schicksal einer Familie:

Als Mama (und Papa) ist man dieser Tage immer wieder arg gefordert und man sehnt sich nach „Normalität“ – wie auch immer diese nach zwei Jahren Corona definiert wird. Ich wünsche es mir für meine Kinder – in der Schule, im Sport, an Geburtstagen, bei der Gestaltung der Freizeit und von Urlaub, bei allem. Ich wünsche es mir für die Gesellschaft und meine Mitmenschen, dass nicht mehr der G-Status bestimmt, ob man auf einer Wellenlänge ist, oder nicht; dass Toleranz oder auch Wertschätzung in den Fokus geraten, anstelle von Diskussion und Bewertung.

Und natürlich wünsche ich es mir auch für mich als Mama von drei Kindern (sechs, neun und elf Jahre), denn nie war mein Bedarf an Entlastung und Selbstfürsorge größer als jetzt. Soweit die Bestandsaufnahme.

Und dann kommt die Konfrontation – ganz im Sinne von schlimmer geht immer – wie ein Blitzschlag und man hält inne:

Keine Woche ist es her, dass mein Mittlerer mir beim Abendessen berichtet hat, dass der Papa seiner Banknachbarin gestorben ist.

Sie ist zehn. Ihre Schwester dreizehn. Drei weitere, ältere Geschwister sind wie sie selbst von heute auf morgen Halbwaisen. Womit sich die Mutter nun – bisher ohne Arbeit mit den Fünfen daheim – konfrontiert sieht, ich vermag es mir kaum vorzustellen.

Wie wird sie ihren eigenen Schmerz verarbeiten?
Wie kann sie ihre Kinder bei der Trauer begleiten?
Wie wird sie ihren Alltag so radikal verändert bestreiten?
Wovon wird sie leben? Wie soll es weitergehen?

All diese grundlegend existenziellen Fragen schießen mir durch den Kopf bei diesem Abendessen und obwohl sie mich selbst ja nicht betreffen, kämpfe ich mit den Tränen; um meine eigenen Kinder nur in dieser Gesprächssituation abholen zu können – denn auch sie haben Fragen, sind solidarisch, nehmen Anteil.

Wir sprechen darüber und mein Sohn – der Klassenkollege von Maria – weiß sofort, was er will:

„Mama, ich möchte Maria so gerne helfen. Können wir nicht für die Familie spenden, damit Maria auch einen Schulranzen für die neue Schule bekommt und genug zu essen hat?“

Wieder schlucke ich eine Träne herunter. Aber eine Träne der Hoffnung. Denn Hoffnung beginnt in der Dunkelheit. In derselben Nacht starte ich eine Spendenkampagne für Maria und ihre Familie, weil mich die Gedanken an sie nicht mehr loslassen.

Seither ist schon ein stattlicher Betrag zusammengekommen und viele wertschätzende Worte haben mich von den Spendern erreicht. Einige Menschen, die im Familien- oder Bekanntenkreis Ähnliches erlebt haben, gleichgesinnte Menschen (ganz ohne Status-Prüfung), Menschen, die wie ich berührt waren und Anteil nahmen – Menschen, die einfach helfen wollen.

(Anmerkung Béa: ich auch nun)

Und dabei wurde mir etwas bewusst: Ja, unser Leben ist nicht mehr so, wie es war und niemand weiß, wann es wieder anders, besser oder wie früher wird.

Aber es ist unser Leben und auch wenn wir es im Alltag gerade jetzt gerne vergessen (auch ich): Es gibt noch viel Gutes um uns herum und selbst in der dunkelsten Stunde gibt es Dinge zu sehen, die schön sind. Wir dürfen sie nur nicht übersehen. Auch der Familie von Maria wird in dieser unvorstellbar schlimmen Situation ein Lichtblick beschert, der ihr Zeit zum Trauern verschafft, weil wir immer noch menschlich sind, einfühlsam, hilfsbereit, wohlwollend und solidarisch.

Und wenn wir das nicht übersehen, werden wir auch diese Welle – ob geimpft, genesen oder nicht – GEMEINSAM schaffen.

Vielleicht werden euch diese Gedanken in dieser turbulenten Zeit auch ein wenig – wie Andi Weiss in seinem Lied „Tanz im Regen“ singt: „Wenn du nicht tanzt, dann regnet es doch auch…“

Die Sammelaktion läuft noch ein bis zwei Wochen, dann möchte ich der Familie das Geld persönlich übergeben. Natürlich freue ich mich für Maria und ihre Familie, wenn auch hier noch jemand einen kleinen Betrag beisteuern möchte. Das Ziel meines Sohnes habe ich erreicht.

Liebe Grüße,

Michaela

Wenn ihr auch helfen wollt:

Natürlich sind Spenden, auch ganz kleine von einigen wenigen Euros genial.
Wenn ihr das nicht könnt, wollt oder es euch nicht möglich ist, auch teilen und weitersagen helfen enorm.❤️

https://gofund.me/7a2f42ad

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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