Mehr Ordnung. Ja. Aber wie??? Interview mit einer Mutter, die Aufräum-Coach ist: Carina Kreke-Kraus


Die liebe Ordnung! Wer hier öfters gelesen hat, weiß, dass ich mich schwer damit tue. bei mir kommt Aufräumen in Wellen… Meine Mutter hat das sogar einmal das mit der blauen Tüte bei mir im Kinderzimmer damals praktiziert und ich fand es eher erlösend als eine Strafe… In einer FB Gruppe ging es mal heiß her, denn der von mir geteilte Spruch mit der blauen Tüte wurde als problematisch empfunden (dazu weiter unten mehr). 

Im Rahmen der Diskussion habe ich Carina Kreke-Kraus kennengelernt, die mit ihrem Verlag Glanz-Reise Coachings anbietet – und zwar auch mitunter gezielt zum Thema Aufräumen. Da habe ich ihr einige Fragen gestellt…

Hier gesammelte Weisheit zum Thema Ordnung und Aufräumen:

Liebe Carina, das Thema “Aufräumen” ist ein zentrales für dich? Warum? Was ist deine Arbeit und was hat das mit Aufräumen zu tun?

Das Thema hat mich schon gefühlt mein ganzes Leben lang begleitet. Ich bin eine Chaotin. Ordnung halten fällt mir ganz furchtbar schwer. Ordentlich bin ich nach und nach erst als Mutter geworden. Ich brauche ganz klare Abläufe, Strukturen und Techniken, um das Chaos im Zaum zu halten. *lacht* Allerdings bin ich gar nicht gut im Suchen. Daher wurde ein System nötig, zumal ich eine saubere und ordentlichere Umgebung für meinen knapp drei jährigen Sohn haben wollte. Noch heute ist dazu viel Disziplin nötig. Ordnung halten ist schwer für mich. Wenn es ein Gen dafür gibt, sich zu merken, wo ich meinen Schlüssel ablege, dann habe ich dieses Gen nicht. Ich brauche einen festen Platz und muss mich immer wieder daran erinnern, diesen auch zu benutzen.

Ich habe ein amerikanisches Haushaltstraining gemacht, in dem mir als Erstes nahegelegt wurde: Du kannst Kram nicht sortieren – du musst genug davon bekommen – ein für alle Mal!

Auf diesem Urprogramm baut meine deutsche Version auf. Allerdings habe ich es komplett umgeschrieben und viele eigene Inhalte eingebracht, unter anderem auch Präventionsmaßnahmen für Burnout, stabilisierende Elemente aus der Verhaltenstherapie, wirksame Übungen gegen Depressionen und Perfektionismus, Achtsamkeit/Meditation.

Wir helfen online größtenteils bindungsorientierten, ausgebrannten Eltern. Auch viele Schreibaby-Mamas oder Menschen mit psychischen Problemen sind darunter. Ich bin fast fertig mit meiner Ausbildung zur „Expertin aus Erfahrung in der Gesundheitsversorgung“ welche mir offiziell zertifizieren wird, mit psychisch Kranken arbeiten zu dürfen.

Vor 14 Tagen habe ich mein Buch „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen“ im Selbstverlag veröffentlicht. Es verkauft sich gut und hat zu einer großen Erfolgswelle geführt. Aktuell ist es nur über unseren Shop erhältlich und an unsere Online-Begleitung gebunden. www.glanz-reise.de Ich denke über ISBN und Buchhandel nach. Auch zwei Lesungen und eine Seminarwoche in Berlin sind bereits für 2018 in Planung.

Ich liebe leere und aufgeräumte Räume, trotzdem operiere ich nach dem Prinzip “Stapeln statt Ablage” – und räume nur auf, wenn es wirklich unerträglich ist. Wie kann ich mir einen besseren Umgang mit Ordnung angewöhnen?

Durch schnelle, einfache Techniken und kleine Routinen. Z.B. brauche ich zum Aufräumen eines vollen Tisches nur drei Minuten. Durch feste Plätze, genug freien Stauraum und mit dem Wissen, dass ich es schnell ordentlich bekomme, habe ich auch mehr Motivation aufzuräumen. *Grinst* das Stapelprinzip ist heute noch meins, wenn ich auf etwas Anderes konzentriert bin.

Hast du Tipps für Eltern, wie sie ihre Kinder vom Anfang an helfen können, Menschen mit Sinn für Ordnung zu werden?

Kinder lieben Routinen und feste Abläufe, die einfach ohne Zwang vorgelebt werden und mit Leichtigkeit demonstriert werden. Mein Sohn liebt es, etwas „wauwer“ (sauber) zu machen. Klingt fast wie „Zauber“, oder?

Kinder merken, ob wir etwas gerne machen- oder nicht. Im Prinzip beginnt die Einstellung im eigenen Kopf.

Grundsätzlich haben Kinder einen viel größeren Ordnungssinn als wir Großen. Am Beispiel einer abgebrochenen Banane und dem folgenden Wutausbruch lässt sich das gut belegen.

Mein Sohn darf mir im Haushalt helfen – und er darf alles ausprobieren. Je nach Gefahr begleitet. Natürlich macht er das nicht so gut wie ich. Sobald seine Aufmerksamkeitsspanne vorüber ist, hole ich das nach oder gehe nochmal drüber.

Auch Weitsicht ist hilfreich: Möchtest du den Boden kehren? Dann darf er nach Herzenslust kehren und sobald er keine Lust mehr hat, übernehme ich. So kommt es zu weniger Zusammenstößen.

Wir haben uns ja im Rahmen einer FB Gruppe kennengelernt, bei der klare Positionierung gegen die Drohung von Eltern ging, mit dem Müllsack im Kinderzimmer aufzuräumen. Wie stehst du zu dem Thema?

Strafen und Drohungen oder gar Gewalt sind nicht meine Einstellung, mit Kindern umzugehen.

Ich erlebe auch häufig, dass Mütter, die von mir begleitet werden, ziemlich am Anfang schon „juckende Hände“ beim Anblick der Kinderzimmer bekommen. Grundsätzlich lässt Ordnung sich sicher erzwingen – ein Ordnungssinn aber nicht. Dennoch beginnen Kinder schon im Kleinkind-Alter sich mit dem Thema Ordnung zu beschäftigen, benötigen aber, mit unter übers Grundschul-Alter hinaus, unsere Hilfe, wenn im Kinderzimmer mal wieder das Chaos ausgebrochen ist und sei es, mit klaren Anweisungen. „Lege alle Bücher in die grüne Kiste.“ Im Grunde zeigen Kinder etwa in der Vorpubertät ganz klar, ab wann sie ihre Privatsphäre möchten und weniger Begleitung.

Logische Folgen: Das geht kaputt oder tut dir weh, wenn du drüber läufst, du findest nichts mehr, ich fühle mich hier aber nicht wohl in so viel Chaos.

Gerne auch an Beispielen: Zeig mir mal den grünen Ball. Findest du ihn? Jetzt hast du aber lange gesucht. Leg ihn doch hier hin, wenn du fertig bist mit Spielen. Dann weißt du immer, wo er ist.

Welche Frage habe ich dir nicht gestellt, die aber für dich noch wichtig ist?

Ich möchte zum Abschluss gerne noch sagen, dass Kinder ihre Spielsachen in einem anderen Wert sehen, als wir. Sie sind mit unter ihr wertvollster Besitz.

Wie fändest du es, wenn ich einfach an deine Handtasche gehe und in deinem Geldbeutel wühle oder dein Handy wegwerfe?

Wenn ich ausmiste, stelle ich Spielzeug erstmal auf den Schrank oder zur Seite. Bevor ich Sachen auf einen Basar gebe, darf mein Sohn noch einmal spielen, wenn er möchte – dann geht das Spielzeug eben erst zum nächsten Basar mit. Oder aber ich stelle es weg und teste, ob ab nächsten Tag auch noch so viel Interesse da ist. Mein Sohn ist aber noch sehr klein. Ich habe es in Familien mit älteren Kindern erlebt, das gemeinsam Platz für Neues geschaffen wird.

Vielen lieben Dank, Carina, für diese sehr sehr nützlichen Antworten!

Wie handhabt ihr das mit der Ordnung? Bräuchtet ihr auch einen Aufräum-Coach?

Und liebe Grüße an euch alle,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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