#Tischsitten!
Es ist schon eine Weile her: Es war zuerst Mama Notes, die in meiner Wahrnehmung mit dem Thema Tischregeln anfing. Dann folgte Anna alias Berlinmittemom mit einem Beitrag zum Thema Ernährung und was Kinder aufessen und nicht aufessen sollten.
Das und ein Twitteraustausch inspirierten mich zu einem Post bei Facebook, der ganz viel Resonanz fand:
Aus dieser Diskussion verfasste ich den Artikel bei der Huffington Post mit den 38 Anti-Knigge-Regeln der Kinder, das meine gesamte Familie belustigte – insbesondere die Mitglieder unter 20 Jahren. Dann verfasste Mama Mia eine richtige Blogparade daraus machte, an der sich bereits weitere Mama- und Papa-Blogs beteiligt haben.
Nun will ich euch hier auch meine persönliche Tischsitten-Geschichte erzählen:
Ich als Kind und die Tischsitten
Mein Vater gehörte so richtig zur „alten Garde“. Er war der Professor meiner Mutter an der Uni, und ich kam ohnehin schon allein für sie recht spät… Mein Papa war im Opa-Alter, und bestand auf sehr strikte Tischsitten – vor allem, wenn er seine ganzen andren Professoren, Chefärzte und die ganze Intelligenzia von Bukarest, wo ich geboren bin, zu Besuch hatte. Die hochgebildeten Damen und Herren parlierten Französisch, was auch meine Vater-Sprache ist, goutierten langsam und ich bekam vorab die Ermahnung, „sage comme une image“ zu sein, also brav wie ein Bild. Die Konsequenzen, wenn ich es nicht war: Eine Tischsittenvorlesung von jedem, zu den anthroposophischen, historischen, entwicklungstheoretischen, soziologischen und gesundheitswissenschaftlichen Wurzeln der gepflegten Ernährung! Irre spannend für eine Vor- und später eine Grundschülerin. Nicht.
Der Grund, warum ich mir Mühe gab und es nicht darauf anlegte, vom feinen Tisch gebannt zu werden, lag bei mir auf der Zunge: Ich liebte Käse. Und wenn die französische Community meines Vaters zusammenkam, gab es Käse, den man im Rumänien der 70er Jahre nur mit grossen Mühen auftreiben konnte. Das war die Mühe wert, sich unaufällig zu benehmen.
Also, aus eigener Erfahrung gelernt: Wem es schmeckt, akzeptiert auch unliebsame Regeln und langweilige Erwachsene.
Hinzu kam, dass meine Mutter eine ausgezeichnete und kreative Köchin war, die mich in sämtliche Essenszubereitung eingebunden hat. Ich war als Besuchskind in anderen Familien eher erstaunt, dass es diesen Ruf „Zu Tisch!“ gab… wir aßen immer dann, wenn meine Mutter und ich fertig mit der Zubereitung waren. Ich habe es jeden Abend geliebt, wenn meine Mutter von der Arbeit kam und wir in der Küche überlegten, was wir jetzt wie schneiden, brutzeln und servieren. So habe ich Mahlzeiten lieben gelernt, und mir war es auch wichtig, dass die andren am Tisch unsere Ergebnisse schätzen.
Also: Wer vom Esser zum Essensversorger mutiert, nimmt die Sache ernster und die Tischkultur auch.
Ich als Mutter und die Tischsitten
Ich bin sehr früh Mutter geworden, schon mit 21, und mein Kind ist in einer sehr herzlichen, sehr unkomplizierten Studenten-WG aufgewachsen. Wir Bewohner waren selbst gerade in der Phase, wo wir das fröhliche, spontane Beisamensein beim improvisiertem Essen so richtig zu schätzen anfingen. Ich war kindbedingt die einzige dabei mit festem Tagesablauf und vollem Kühlschrank, wohnte nah bei der Uni, und das haben die anderen Kommilitonen schnell geschnallt: 19:00 steht bei Béa immer was auf dem Tisch. Die anderen kamen vorbei, brachten auch was mit, waren spannend, jung und gut drauf – und kinderlieb, sonst wären sie nicht gekommen. Manch einer hatte gar eine Gitarre dabei. Mein Kind brauchte ich kaum zu ermahnen, am Tisch zu bleiben. Denn sie fand es spannend, mit uns zu sein, und blieb freiwillig. Es war eher schwer, sie zu überzeugen, dass sie ins Bett gehört, wärend wir weiter sitzen und quatschen.
Also: Wer die Gemeinschaft schätzt, bleibt eher sitzen.
Jetzt werdet ihr denken, dass wir es mit allem anderen, also richtig mit Besteck umgehen, aus Gläsern trinken, die Ellenbogen nicht auf dem Tisch haben, etc. nicht ganz so ernst nahmen. Stimmt zum Teil… aber ganz interessant war es, dass in einer solchen Situation dann immer einer dabei war, der auf das Kind deutete und und alle daran erinnerte, dass wir eine Verantwortung als Vorbilder haben! Das half mehr als Tausend Ermahnungen von mir.
Also: Die Kinder werden deinem Beispiel folgen, mehr als deinen Regeln.
Der Rest hat sich ehrlich gesagt durch Oma und Opa ergeben.
Liebe Grüße,
Béa
- 04. May 2014
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