Unerfüllter Kinderwunsch ist auch, wenn die Frau keine Lust auf Kinder hat (mehr)!


Die Frage steht nicht im Titel, aber im Text, liebe Schwarmintelligenz. Ein Vater hätte gern Erfahrungen und Rat von euch. Und das beschreibt er hier:

Meine Situation ist etwas ungewöhnlich: Ich wünsche mir ein weiteres Kind und meine Frau will nicht.

Um unsere Situation zu verstehen muss ich etwas ausholen. Als unser Sohn vor 3 Jahren geboren wurde war ich sehr eingespannt in meinem Beruf. Ich habe mit einem Freund zusammen eine Firma aufgebaut und wir haben beide alles gegeben. Meine Frau war schwanger, alles ging gut. Ich war sicher, auch die Geburt und die erste Zeit mit dem Baby würden unkompliziert verlaufen. Für Geburtsvorbereitungskurse habe ich leider keine Zeit gehabt, aber da sagte meine Frau, dass es nicht nötig wäre, dass ich da hin müsste. Zumindest habe ich sie so verstanden. Vielleicht habe ich auch gehört, was ich hören wollte.

Die Geburt unseres Sohnes habe ich verpasst.

Bei der Geburt hätte ich dabei sein sollen, aber sie hatte einen Blasensprung als ich auf einer USA Reise war, Ende 8. Monat, etwas zu früh, wir dachten nicht, dass das Kind so früh kommen wurde… Bei der Untersuchung beim Arzt eine Woche vorher hieß es, wir hätten noch Zeit. Ich habe den ersten Flieger nach Deutschland genommen, aber ich kam zu spät. Ich konnte leider die Geburt nicht mehr erleben. Klar war auch ich traurig darüber. Aber: Meine Frau und unser Sohn waren wohl auf, und das hat für mich gezählt. Ich habe mich über sie beide so gefreut!

Ich war total stolz als Vater, aber auch in den ersten Monaten habe ich mich zu wenig eingebracht, das sehe ich ein!

Ich habe mich weiter um die Firma gekümmert, meine Frau um das Baby. Heute ist mir klar: Meine Frau hat sich arg allein gelassen gefühlt, hat es mir damals aber nicht so klar gesagt. Ich dachte, es sei alles OK. Eine Stimme in mir flüsterte: „Du Macho! Ganz schön alte Rollenaufteilung, das geht nicht!“, aber ich habe sie unterdrückt. Und so schlau war ich nicht, die „ist schon OK“-Äußerungen meiner Frau zu deuten.

Inzwischen ist Zeit vergangen. Der Firma geht es gut. Meine Frau arbeitet wieder halbtags in ihrem alten Job.  Ich bin doch zu einem „richtigen Papa“ geworden. Und damit meine ich:

Denkt bitte nicht, dass ich immer noch so ein Arschloch-Papa bin, der nur so tut als ob!

Ich kümmere mich wirklich. Wocheneinkauf machen „wir Männer“ zusammen. Wäsche auch. Mein Sohn liebt es, die Waschmaschine einzuräumen. Und wir kochen auch zusammen, er und ich und dann spielen wir Restaurant und Mama ist Kunde. Ich habe echt viel dazu gelernt!

Meine Frau war in diesem Sommer in „Mädelsurlaub“, eine Woche mit ihren besten Freundinnen und ich war mit unserem Sohn zu Hause. Ich habe etwas weniger gearbeitet, den Sohn in die Kita gebracht, abgeholt, wir haben zusammen gespielt und gekocht… und als meine Frau zurück war, habe ich dafür gesorgt, dass die Wohnung picco bello aussieht (okay, wir haben eine Putzkraft, aber ich habe daran gedacht, sie extra kommen zu lassen vor der Ankunft meiner Frau!).

Und jetzt zu meinem Problem…

Die Firma läuft recht stabil, und ich sehne mich nach einem weiteren Kind. Ich würde gern Elternzeit nehmen, auch um wieder gut zu machen, was ich damals verbockt habe. Doch meine Frau meint, sie hat mit dem Kinderkriegen abgeschlossen. Sie will keine Schwangerschaft, keine Babyzeit mehr – schließlich könne ich ihr das Körperliche nicht abnehmen. Sagt sie.

Ich versuche, sie zu verstehen. Ich habe meine Fehler eingesehen und mich für die damalige Zeit, als ich sie alleine ließ, entschuldigt. Ich war romantisch, ich habe argumentiert… ich habe für unseren Sohn gekämpft, dass er ein Geschwister bekommt. Die Antwort ist: Nein. Nicht jetzt und nicht in 2-3 Jahren. Einfach nein. Sie mag und will nicht mehr. Thema Kinder ist für sie abgeschlossen.

Ich liebe meine Frau, ich liebe meine kleine Familie… und ich sehne mich nach einem zweiten Kind. Ich will mit ihr das zweite Kind, nicht mit irgendjemanden. Was kann ich tun?

Was mache ich jetzt mit meinem Kinderwunsch? Habt ihr Ideen?

Viele liebe Grüße,

ein anonymer Papa, der gern zweifacher Papa wäre.

Na, was meint ihr?

Liebe Grüße,

Béa

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Das Denken der anderen – Auszug aus dem Buch von Marius Kronsberger „Von einem der heimging, um bei seinen Kindern zu sein“
29. Nov 2022
„Er konnte seine Seele ausschütten.“ – Interview mit @gerechtGericht, Twitterer, Richter und Papa
05. Jan 2022
Vater-Sohn-Liebe ist nicht „creepy“! – Eine Tweetsammlung von Eltern gegen Shaming
29. Oct 2020
Eltern werden, Paar bleiben – Auszug aus „Papa braucht ein Fläschchen“ von Christian Hanne
26. Oct 2020
DIY Kinderwagen – mit kreativen, selbst gestalteten Innenverdecken (Gastbeitrag)
30. Jun 2020
Aber anderen geht es viel schlechter!
13. Jun 2020
Über das Tabu, kein gutes Verhältnis zu seiner Mutter zu haben – Gastbeitrag von Marie Steinb
11. May 2020
Schlechtes Gewissen? Ich pfeif auf dich! Selbstvorwürfe sollten niemandes Nerven rauben
21. Aug 2019
Papa am Rande der Gesellschaft meiner Tochter
08. Jan 2019

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

Werbung

2 Kommentare

Aurore Marseille
Antworten 20. Januar 2020

Ich schreibe jetzt mal ohne andere Kommentare gelesen zu haben.
Ich kann deine Verzweiflung sehr gut verstehen. Egal ob Mann oder Frau, wenn die Wünsche der Familienvorstellung in einer Partnerschaft auseinandergehen ist es nicht einfach denn man braucht den anderen dazu. Vor allem wenn man, wie du es schreibst, mit der Partnerin es teilen möchte. Das körperliche könntest du ihr nur nehmen wenn ihr ein Kind adoptiert. Aber ich möchte erstmal nicht gleich zu einer konkreten Lösung gehen sondern noch andere Themen ansprechen.
Du verurteilst dich sehr in deinem Text. „Du hättest mehr da sein müssen und hättest hinter den OK deiner Frau ihren Wunsch nach mehr Unterstützung hören sollen.“ Ich finde du gehst sehr streng mit dir ins Urteil. Jeder ist für sein Wohlbefinden selbst verantwortlich. Deine Frau hat entschieden dich nicht belasten zu wollen. Das war ihre Entscheidung. Und du hast entschieden für die finanzielle Sicherheit eurer Familie zu Sorgen. Das hast auch du entschieden. Ihr habt beide in dem Moment so gut es euch eben möglich war gehandelt. Ich finde es wunderbar wenn du das Ganze jetzt reflektiert hast und für dich bemerkt hast dass es zwar damals das Beste war, was du tun konntest und gleichzeitig es für die Beziehung zu deinem Sohn und zu deiner Frau nicht förderlich war. Ich höre auch aus deinen Worten heraus dass du jetzt gerne die Chance hättest, es diesmal mit einem weiteren Kind anders zu machen. Du sagst auch „um es wieder gut zu machen“. Ich denke du machst es schon jetzt wieder gut, dafür brauchst du kein weiteres Kind. Du hast es reflektiert und zeigst deinem Sohn wie sehr dir eure Beziehung wichtig ist in dem du jetzt da bist. Kinder leben in der Gegenwart also ist es das Beste was du tun kannst. Deiner Frau hast du gesagt was du bedauerst.
Ich bin der Meinung dass man wenn man mit einer Situation unzufrieden ist, es nicht effektiv ist den anderen ändern zu wollen, also in diesem Fall die Meinung deiner Frau, sondern bei sich anzufangen. Bei euch ist die Tatsache dass du noch ein Kind möchtest und sie nicht. Du könntest überlegen 1. welches Gefühl hast du wenn du an den nichterfüllten Kinderwunsch denkst. Das kann ich jetzt für dich nicht beantworten. Dann als Nächstes welche Bedürfnisse werden dadurch nicht befriedigt. Schon das zu wissen macht es dir leichter ein Weg damit zu finden. Entweder um zu akzeptieren dass es bei einem Kind bleiben wird oder du hast eine gute Basis und mit deiner Frau reden zu können wenn du weißt um was es dir tatsächlich geht. Dann geht es darum zu hören was es bei deiner Frau für Gefühle hervorruft und welche Bedürfnisse bei ihr erfüllt bzw. nicht erfüllt sind. Der letzte Schritt wäre dann zu schauen wie ihr es schaffen könnt eure beider Bedürfnisse zu befriedigen. Um das zu schaffen muss man in der Unterhaltung bei sich bleiben und gleichzeitig dem anderen gut zuhören was er oder sie von sich erzählt.
Ich berate Familien auch online über Videokonferenz, also Ortsunabhängig. Falls ihr Euch auf diesen Weg, jemanden wünscht der euch dabei begleitet, könnt ihr euch gerne bei mir melden.
https://www.facebook.com/auroremarseillefamilienberatung/

jens
Antworten 16. Mai 2021

wäre die situation andersrum, würde man dir als frau raten, einfach die pille abzusetzen und so ein weiteres kind einfach zu bekommen oder dich zu trennen und mit jemand anderen das aufzubauen, was du dir ersehnst. einen mittelweg gibts nichts, nur die beiden extreme. der einzige "mittelweg" wäre, die durch ne psychotherapie so weich klatschen zu lassen das du lernst den wunsch einfach umzulenken und auf den jetziges kind alleine projezierst.. ob man das will, ob das so richtig ist, sei dahingestellt. du kannst sie nicht ändern.. warum solltest du aber dich ändern? deine bedürfnisse wiegen genauso viel, wie ihre. ihren wunsch nach dem ersten kind, hätte man genau so zerlegen können und dann die frage stellen "was würde dir ohne kind fehlen".. du lebst nur einmal, und wenn du dieses eine leben nicht mit der glücklichkeit füllen kannst, die du brauchst, verschwendest du es nur.

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert.