Vorzeitig in die Ferien fliegen – für den Familienurlaub freigestellt?


Jedes Jahr direkt vor den (großen) Ferien spielt sich das Gleiche ab: Vorzeitig abdüsen und Preisvorteile mitnehmen… oder mehr Zeit abluchsen!

Es gibt da so die eine oder andere Familie, die regelmäßig schon zwei Tage vor Ferienbeginn ihre Kinder aus der Schule nimmt, um in den Sommerurlaub zu fliegen. Warum tun die das? Kann man den Urlaub nicht passgenau in die Ferien hineinplanen?

Es soll mit Geld zu tun haben.

Flüge mitten in der Woche sind meist deutlich günstiger als am Wochenende. Eine komplette Familie kann mit dieser Taktik also eine Menge Geld sparen. Für mich selbst stellt sich die Frage nicht, weil ich ohnehin keinen Flug-Urlaub mit meinen Kindern machen kann. Aber das ist es auch gar nicht, was mich stört.

Wenn man maaaaaaal ein bisschen früher in die Ferien fliegt, ist es für mich auch völlig ok. Aber es sind immer die gleichen Familien. Ich frage mich, was möglicherweise die Kinder daraus lernen:

Schulpflicht muss man nicht so ernst nehmen und die Einhaltung von Regeln auch nicht?

Ich versuche meinen Kindern zu vermitteln, der Schule mit der nötigen Gewissenhaftigkeit zu begegnen. Schließlich kann man sich die Regeln später im Job meistens auch nicht einfach so zurechtbiegen wie man will. Was Hänschen nicht lernt und so …

Jedenfalls ist eine ganze Reihe von Regelungen eigens dafür geschaffen worden, dass der Schulbetrieb funktioniert. 12 festgelegte Wochen Erholung von der Schule gehören dazu. Viel Zeit für viel Urlaub.

Außerhalb der Ferien geht eine Freistellung aus wichtigen Gründen natürlich immer.

Weil der große Bruder heiratet, weil ein Geschwisterchen geboren, der Opa gestorben oder der Facharzttermin nicht anders zu legen ist.

Extremfall Schuljahresende: Kurz vor den Sommerferien häufen sich die Freistellungsgesuche auffallend.

Die Luft ist sowieso raus. Ein oder zwei Wochen vor den Ferien ist Zensurenstopp, die Noten stehen fest und die letzte Schulwoche wird überall als Projektwoche genutzt. Fun- und Erlebnistage für Schüler und Lehrer.

Das sehen manche Familien als Anlass, es mit der Schulpflicht vor den Ferien nicht mehr ganz so genau zu nehmen.

Und tatsächlich ist es meistens kein Problem, eine Beurlaubung durchzukriegen. Die Lehrer sind da ganz großzügig, bei uns jedenfalls. Anderswo sind sie strenger. Dann melden die Eltern ihr Kind eben krank und hoffen, dass die Polizei am Flughafen nicht ganz so genau hinschaut.

Kurz vor Weihnachten hingegen sind alle in großzügiger Laune. Und wir wissen alle, dass „Driving home for Christmas“ eher „Traffic jam at Christmas“ bedeutet… Also auch da haben viele Verständnis!

Übrigens, Die Zeit hat recherchiert zum Thema „Wer mit seinem Kind vor Ferienbeginn in den Urlaub fährt oder zu spät wiederkommt, muss Bußgelder fürchten“:

<< Immer wieder kursieren auch Geschichten über Polizeikontrollen am Gate. So soll es am Flughafen Stuttgart vorgekommen sein, dass Familien am Einsteigen in den Flieger gehindert wurden, weil sie mit schulpflichtigen Kindern vorzeitig verreisen wollten. „Das stimmt so nicht“, sagt Saskia Bredewald von der Bundespolizei am Flughafen Stuttgart: Festgehalten werde niemand. „Wir laufen auch nicht gezielt durch den Flughafen und suchen nach potenziellen Schulschwänzern.“ Doch es könne vorkommen, dass ein Mädchen, das einige Tage vor Beginn der Sommerferien mit seinen Eltern verreisen wolle, bei der Passkontrolle angesprochen werde. „Haben die Eltern keine Sondergenehmigung dabei, ist es möglich, dass wir die Schule informieren“, sagt Bredewald. Und dann kann es teuer werden. Zumindest in der Theorie.<<

Offiziell gibt es sie aber in keinem Schulgesetz unseres Landes: Die Freistellung aufgrund vorzeitiger Abreise in die Sommerferien.

Wie streng sind Eure Schulen bei dem Thema „Vorzeitig in die Ferien fliegen“? Wie steht ihr selbst dazu und habt ihr schon eure eigenen Erfahrungen damit gemacht? Macht ihr einen Unterschied, ob zum Schuljahresende oder vor Weihnachten?

Liebe Grüße

Eure Doro

P.S. von Béa, als ehemalige Schulbetreiberin:

Oder könnten wir uns ein Schulsystem vorstellen, der weniger rigide ist und den neuen Arbeitswelten gerechter wäre? Wie wäre es mit einem flexiblen Ansatz? Ich würde jeder Familie drei Joker-Tage im Jahr gönnen, die nachweislich aber für Sozialarbeit und Gutes Tun eingesetzt werden sollen. Also: Ein Tag früher in den Urlaub geflogen = ein Tag Sozialarbeit mit der ganzen Familie für einen guten Zweck? Was haltet ihr davon?

Doro
About me

Vom Stadtkind zur Landmama. Heimwerkerin und Basteltante, Bücherratte und Bilderdenkerin. Gnadenloser Optimist. Nachteule und Langschläfer. Immer neue Flausen im Kopf. Single-Mom in einem 4-Kinder-Haus und Vollzeit im Beruf. Büroflüchtling, wann immer ich kann. Verliebt in den Himmel und die Magie von Büchern ... Und irgendwann schreibe ich selbst ein Buch.

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