Wie bitte… Note 4?!? Der 9-Jährige, sein Kürbis in Kunst und die Erhaltung seiner Kreativität


Liebe Freunde der Kreativität, ich sah neulich einen Tweet über das Kürbis-Kunstwek eines 9-Jährigen und seine Enttäuschung über die Note, was bei mir sehr starke Gefühle auslöste.

Schaut erst mal selbst:

Spürt ihr bei diesem Thema auch eine Welle des Frustes in euch aufrollen?
Seid ihr in der Schule auch mal ähnlich demotiviert worden? Oder eure Kinder?

Das Netz hat bereits wundervoll reagiert – und der 9-Jährige hat schon ganz viel Zuspruch bekommen.

Ich habe mir gedacht, ich frage noch mal extra Leute von Fach, was sie davon halten.

Menschen, die aus der Expertise etwas dazu sagen können. Zwei davon habe ich im Freundeskreis:

Prof. Karsten Konrad hat seit 2016/17 eine Professur für Bildhauerei an der Universität der Künste Berlin und bildet sogar angehende KunstlehrerInnen aus. Seine spontane Reaktion war pures Entsetzen: „Meinen Kunstlehrkräften würde das nicht passieren!“. Er betrachtete das Objekt und meinte, dass aus seiner Sicht und gerade im Zusammenhang mit dem Thema Halloween (die Narbe fällt als Detail auf), er die Form für besonders gelungen hielt:

„Ich würde sogar meinen Studenten dafür auf die Schulten klopfen!“

Wir haben uns kurz darüber unterhalten, ob es nicht vielleicht eine Aufgabenstellung gegeben haben könnte, im Sinne von: „Schaffe eine runde Kürbisform.“ Selbst dann, meinte Karsten Konrad, würde er dies niemals so schlecht benoten. Denn es ist immerhin eine Hohlform entstanden, die trägt. Und wenn die Rundung nicht perfekt sei… (jetzt gebe ich das, was ich von ihm verstanden habe, in eigenen Worten wieder)… wenn die Kunst etwas aus der Natur, also eine organische Form nachbildet, ist es völlig OK, dass sich die organische Form auch organisch verhält! Sprich: auch nicht perfekt rund ist.

Auf jeden Fall hat der Schüler, das soll ich ausdrücklich ausrichten, eine herzliche Einladung direkt bei Prof. Konrad ins Atelier, zum Besuch und motivierender Besprechung!

Damit er nicht die Freude an Kreativität verliert. Übrigens schafft der Professor auch eigene Kunst, und ist in internationalen Galerien vertreten. Seine Werke finden sich in bedeutenden Sammlungen wieder.

Noch ein Vollprofi und ein guter Freund von mir: Bertrand Freiesleben, freischaffender Künstler und Portraitierer, ein sehr bedeutsamer Mensch unserer Zeit.

Er schrieb mir dazu:

<< Das ist eine glatte 1. Bin echt begeistert!

Wer diesen Kürbis – unter welchen Kategorien auch immer – schlechter als 2 bewertet, tötet das hier einzig Entscheidende: die Freude am Gelingen aus eigener Kreativität.

Kein „Kriterium“ kann das rechtfertigen.

Da hilft nur, dem Kind zu sagen, dass es den Kürbis toll gemacht hat, dass die/der Lehrer*in doof ist und keine Ahnung hat.
UND, dass alle im Netz dieser Meinung sind. BASTA.>>

Klare Worte, oder?

Und über Twitter habe ich noch zwei weitere Menschen mit Expertise dazu bekommen, eine Aussage zu machen:

Lars Zumbansen, Dr. phil., didaktischer Leiter, Kunst- und Deutschlehrer, lange der der Uni u. in der Lehrerfortbildung gearbeitet, publizistisch tätig in der Kunstdidaktik, hat auf meinen Tweet hin sehr sachlich kompetent seine Einschätzung begründet:

Und auch aus Coaching-Kreisen bekam ich eine solide begründete Reaktion: Tanja Ries ist ein Kreativ-Coach und auch als Fachkraft für kulturelle Bildung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgebildet.

Ihre Antworten:

Wollt ihr noch etwas sagen? Auch wenn ihr nicht „vom Fach“ seid – jede Ermunterung tut einem jungen Menschen gut!

Liebe Grüße,

Béa

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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