Zeugnisse: Belohnung für Ergebnisse? Und wenn ja, wie?


Jede Woche gebe ich ein Diskussionsthema in die Gruppe „Tolla Eltern – Tipps und Tricks“ – und fasse für euch die Ergebnisse zusammen. Diesmal geht es um: Zeugnisse! Mittlerweile bieten sogar Kaufhäuser für jede Eins Vergütungen an, schrieb mir Bianca auf Twitter.

Ich habe gefragt: Wie steht ihr dazu, Ergebnisse zu belohnen? Warum ja, warum nicht?

Die meisten waren sich einig, dass materielle Belohnungen nicht in Frage kommen. Aber Erlebnisse! 

Sparfuxx Weigt: „Ganz klar nein! Stattdessen ein Erlebnis, wenn das Kind sich nachweisbar sehr angestrengt hat oder sich anderweitig engagiert in Schule/Verein.“

Chris Pape von Linsensicht „Keine Belohnungen in Form von Geld oder dergleichen. Geld für Leistung kommt noch früh genug und ist oft der falsche Ansatz. Lieber besonders loben und vielleicht ne extra Kugel Eis…“

Andrea Von Runzelfuesschen „Zeugnisse sind hier ja eine ganze Weile noch kein Thema, aber dennoch finde ich: Keine Belohnung in Form von Geld. Gab es bei mir damals auch nicht, Statt dessen Erlebnisse schaffen. Also in den Ferien das Kind einen Tag lang bestimmen lassen, was gemacht wird. Oder ein Erlebnis passens zur besonders guten Note (also bei guten Noten in Deutsch ein neues Buch kaufen, bei tollen Matheergebnissen ins Technikmuseum oder so). Wichtig ist glaube ich, die Leistung anzuerkennen und eben auch zu loben, den Erfolg zu beachten. Aber Geld finde ich vollkommen falsch.“

Corinna Knauff: „Wir belohnen die Zeugnisse nicht mit Geld, sondern machen etwas den Kindern, Eisessen zB. Die Oma gibt aber Geld. Und unser Sohn hat gerade sein Abitur gemacht, aber auch dafür gibt es kein Geld, sondern er hat einen Wunsch frei. Seine 1. Idee war Hängebauchschwein. Und nun zittere ich, was es wohl sein wird ;)“

Claudia Winiarski „Wir machen unmittelbar nach der Zeugnisvergabe einen Ausflug, Essen, Schifffahrt, Zoo o.ä., um einfach das Ende dieser Lernphase zu markieren und zu feiern. Ein Geldgeschenk allein könnte das nicht.“

Alu von Grossekoepfe: „Wir belohnen eher für ein Ziel. Also das gemeinsame Schuljahr Und das in Form einer Unternehmung. Zusammen.“

Mam Hochdrei Ja, etws gemeinsam erleben, das ist toll und wichtig! GEld für Noten mag ich auch gar nicht und kenne ich auch nicht von mir damals.

Daphne Hering: „Eine Belohnung im Sinne eines besonderen Erlebnisses finde ich klasse, denn Anerkennung für die Leistung ist definitiv wichtig, aber kein Geld. Die Kinder werden die schönen Erlebnisse langfristig in ihren Herzen tragen – was sie mit dem Geld später gemacht haben, daran werden sie sich kaum erinnern. Ich habe gerade über meine Schulzeit nachgedacht. Ich hab kein Geld bekommen; andere Mitschüler schon. Mir scheint aber, dass das langfristig nicht zu mehr Motivation, grösserer Leistungsbereitschaft oder Erfolgswillen geführt hat … ist aber für das Glücklichsein im Leben eh nicht so relevant…“

Petra Hamacher von www.allerlei-themen.de: „Bei uns sind Noten noch kein Thema, hier kurz meine Gedanken: Was mich an diesem Geld-Lob wirklich aufregt, wenn es im Schuljahr wenig thematisiert wird (von den Eltern). Kinder, die am Ende des Schuljahres nach Hause kommen und völlig überrascht Sätze hören wie „Haste Pech, wenn Du mehr gelernt hättest, gäb es jetzt Geld“. Geht gar nicht! Das gab es bei uns damals: Kinder, die das vergessen hatten mit dem Geld. Also wenn Geld, dann muss ich das als Eltern wenigstens vor den Klassenarbeiten etc. ansprechen. Ich selbst bekam nie Geld.“

Ein tolla Gedanke: „Belohnung sollte dem Wort Anerkennung weichen.“

… meint JesSi Ca von feierSun.de: „Von An sich finde ich eine Anerkennung für gute Leistungen absolut ok, allerdings im Verhältnis. So würde ich nicht jede einzelne Note und nicht immer nur mit Geld aufwiegen – weder im laufendem Schuljahr noch auf dem Zeugnis. Der große Junge hat nun in wenigen Wochen seinen Abschluss und ich freu mich über jede Endnote wie verrückt – zumal ich weiß, dass wird sein bestes Zeugnis überhaupt (ich platze vor Stolz!). Zum Ende denke ich werden wir was tolles zusammen machen – wenn er uns dabei haben möchte und oder er kann was tolles machen. Eher so emotional als Anerkennung, es sei denn er würde sich etwas Besonderes wünschen was es so zwischendurch nicht geben würde, dann finde ich das auch keinen allzu schlechten Anlass. Man macht schließlich nur einmal im Leben (in der Regel) seinen Schulabschluss. 

Anderl Und-Mehr von MeWorkingMom:“Am Zeugnisstag gehen wir Essen – nur mit dem Schulkind (momentan haben wir erst eines) und feiern sein Zeugnis bei seinem Lieblingsessen und Fanta. Oma und Opa sind dann auch meist dabei. Wenn ich weiss, das die nächste Probe schwerer wird oder das Thema schwieriger, dann versuche ich den Ehrgeiz durch ein Eis schon mal noch etwas mehr rauszukitzeln.Ist aber im gesamten Schuljahr nur 2x gewesen…“

Sarah Graf , die als MamasLifestyle bloggt: Belohnungen finde ich wichtig und motivierend! Allerdings sollten nicht die Ergebnisse, sondern die persönliche Leistung belohnt werden. Diese spiegelt sich nicht immer in den Noten wider. Ich bin dafür, Mühe, Engagement, Herzblut, Fleiß, mutige Gedanken, Überwindung und Ausdauer bewusst herauszustellen und zeige meinen Kindern daher meine Anerkennung auch gerne in Form einer kleinen Belohnung.“

Anett Englberger-Thorwirth „Meine Große bekommt kein Geld für ihr Zeugnis. Aber von Klassenkameraden erzählt sie das oft, das jede Note ihren ‚Wert‘ hat. Ein kleines Geschenk bekommt sie schon immer für ihr Zeugnis (die Betonung liegt auf klein). Genauso werde ich es bei den Zwergen halten, die kommen aber erst im nächsten Jahr zur Schule.“

Materielles scheint eher von den Großeltern aus zu kommen

Susanne Hausdorf von IchLebeJetzt!: „Belohnung durch Geld finde ich eher so mmh. Hier gibt es was von den Schwiegereltern. Das nehme ich so hin. Wir unternehmen am letzten Schultag was gemeinsam. Als Belohnung für uns alle, daß wir das Schuljahr hinter uns gebracht haben.“

Bianca Pohlmann: „Bei uns gab es am Montag bereits Zeugnisse, der Große erzählte, sein Freund bekäme 10 Euro, weil es so gut sei. Ich bin gegen das Bezahlen von Noten. Und was, wenn sie nicht so gut sind? Wir haben uns darauf verständigt, dass es bei uns kein Geld gibt. Aber ich habe die Gelegenheit genutzt, nur mit ihm (kleiner Bruder war verabredet) allein in eine Eisdiele zu gehen. Fand er toll. Wenn es von den Großeltern Geld gibt, ist das bei uns etwas anderes. Das hängt auch nicht von den Noten ab, ist eher Feriengeld und im Rahmen von „für ein Eis“. Ich hatte übrigens mit 14 einen Deal mit meinem großen Bruder, der auch mein Mathenachhilfelehrer war. Ich bekam von ihm für ne 1 oder 2 Geld, er von mir für eine 4 oder 5. Aber das fand ich was anderes, das ging von uns aus und nur unter uns.“

Eigentlich geht es darum, Ereignisse zu feiern, nicht Noten

Anna Luz de León alias BerlinMitteMom: „Wir machen es ähnlich wie Susanne Hausdorf: wir feiern den letzten Schultag und unternehmen was Schönes. Außerdem gibt es für jedes Kind ein Buchpaket zum Ferienanfang – unabhängig davon wie das Zeugnis ausgefallen ist. Es geht uns eher darum, einen Abschnitt smile emoticon das Schuljahr) gemeinsam hinter uns zu bringen und loszulassen. Ein Zeugnis zeigt ja nur einen minimalen Aspekt dessen, was im vergangenen Schuljahr für das einzelne Kind bedeutungsvolles passiert ist. Gerade bei drei Kindern finde ich es wichtig, keine Rivalität zwischen den Geschwistern zu schüren. Alle haben ihre persönlichen Stärken – die feiern wir. Als Familie.“

Viel wichtiger: Kein Stress bei schlechten Noten! 

Simone Von KiKo KinderKonzepte: „Wir halten auch nichts von „Belohnung“ für gute Noten! Bei schlechten Noten gibt es nähmlich auch keinen „Ärger“, DAS ist mir z.B. viel wichtiger, das auch die schlechten Noten ohne Bauchschmerzen zuhause präsentiert werden. Wir läuten die Ferien mit was Besonderem ein und feiern gemeinsam die „Versetzung“ ins nächste Schuljahr! Und sie dürfen sich die Materialien für die nächste Klasse selber im Schreibwarenladen aussuchen!“

Und letzten Endes kann man das ganze Noten-System in Frage stellen!

Andera Gadeib: „Die <<Leistungsgesellschaft>> schafft sich jeder selbst. So auch das Kaufhaus, das meint, Einsen belohnen zu müssen. Die haben nicht verstanden, worauf es ankommt: Den Kids lernen zu vermitteln, nicht Wissen. Schule braucht diesbezüglich eine Reform & kritische Diskussion.“

Nicola Hengst-Gohlke „Ich gehe einen Schritt zurück und stelle einmal die grundsätzliche Frage nach der Sinnhaftigkeit von Noten. Dieser Artikel von einer Schule aus der Nachbarstadt zeigt, dass es es auch anders geht (zumindest bis Klasse 9): Dort werden Kompetenzen an die Schüler/innen zurückgemeldet.
http://www.rp-online.de/…/ein-plaedoyer-fuer-schule…
Und zur Frage der Belohnung: Wir feiern das Ende des Schuljahres und den Beginn der Sommerferien, und nicht die Noten, und gehen gemeinschaftlich Eisessen.“

Gabriele Patzschke von Motherbook: „Die Zeugnisse wurden mit allen vier Kindern gemeinsam bei einem Zeugnisessen gefeiert, dabei haben wir unsere Wertschätzung für ein abgeschlossenes Schuljahr ausgedrückt.
Wer nicht zufrieden war mit Beurteilungen, konnte dies in der großen Runde bespr
echen und wurde entweder getröstet oder dabei unterstützt mit neuer Energie weiter zu preschen. Belohnung sind gute Noten mit der gemeinsamen Freude daran genug.  Wir haben eher bei Schwierigkeiten getröstet, ein Extra-Eis spendiert oder einen kleinen Wunsch erfüllt. Ich selbst bin für eine Schule ohne Noten! 

Lima Liso „Das kommt ganz auf den Betrachter an. Zum Teil können Noten motivierend sein, andernfalls auch die totale Bremse. Als Kunstlehrerin bin ich gegen Noten in meinem Fach, aber das sieht ja nicht jeder so… Kunstnoten, muss das sein??? Wo bleibt die Kreativität? http://limalisoy.de/kunst/

Was meint ihr dazu? Was ist euer Umgang mit Zeugnissen?

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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10 Kommentare

Ivi
Antworten 3. Juli 2015

Zeugnisse haben wir bis jetzt nur bei einem Kind erlebt. Bis jetzt gab es immer eine Kleinigkeit zum Zeugnis, aber unser(e) Kind(er) wissen, dass sie nichts machen müssen, um eine Belohnung zu bekommen. Dennoch werden wir es auch wieder so handhaben bei den Kleinen. Meistens waren wir abends dann an dem Tag noch auswärts essen. Aber viel drum "Gewese" machen wir um die Zeugnisse nicht.

LG Ivi

Starky
Antworten 3. Juli 2015

Bei uns gibt es ein Geschenk. Lange gewünschte Ohrringe, ein Spiel, ein (kleiner) Ausflug. Von Oma und Opa gibt es Geld.

Die Oma meines Mannes hatte eine tolle Idee finde ich:
Alle ihr Enkel haben 10 (Mark) fürs Zeugnis bekommen. Egal wie gut oder schlecht. Einzige Bedingung: Man musste persönlich vorbei kommen und es zeigen. So hat mein Mann sogar einmal 10 Mark fürs sitzen bleiben bekommen :)

Nicole
Antworten 3. Juli 2015

Als nebenberufliches "Stiefmonster" muß ich mir das nun seit Jahren mit ansehen. Da nun beide wirklich sehr gute Schüler sind, grasen sie jedesmal echt fett ab - was ich total irre und unrealistisch finde. Der Opa mütterlicherseits ist da sehr generös und hält das für die richtige Belohnung. Da kommen dann pro Zeugnis oft locker 100€ zusammen. Für ein 11-und 13-jähriges Kind!!! Bei meinem eigenen Kind wird es das auf keinen Fall geben, mein Mann und ich sind uns da zum Glück einig. Total falsche Motivation.
Das allerbeste ist auch noch: die Zeugnisse meiner Stiefkinder schickt deren Mutter immer in der ganzen Familie rum, im Wettkampf mit ihrer Schwester. Ich kotze!

Mara
Antworten 3. Juli 2015

Anerkennung!
Das bringt es auf den Punkt!
Sehr gut!

Christian
Antworten 12. Juli 2016

Hallo miteinander!
Ich habe im Zuge meiner dreijährigen Montessori-Diplom-Ausbildung gelernt und gemerkt, dass Lob meist hierarchisch (von oben nach unten) passiert und ein Abhängigkeitsverhältnis schaffen kann: "Wenn ich das und das tue, bekomme ich dafür...". Die eigentliche Leistung wird von der Belohnung "überschattet".
{Hast Du schon mal Deinen Chef / Deine Chefin gelobt? Kommt bei der Kollegenschaft doch meist als Schleimerei rüber...}
Anerkennung & Wertschätzung finde ich persönlich besser - ich unterrichte in einer Neuen Mittelschule (NMS) in Wien 10-14J. Wenn mich ein Kind/Jugendliche*r fragt, ob ihre/seine Arbeit/Leistung stimmt bzw. gut ist, sage ich "Ist das nicht ein tolles Gefühl - das hast du ganz alleine geschafft!" oder im Zeichenunterricht auf die Frage "Ist das schön?" beschreibe ich, was ich sehe und frage das Kind, ob es ihm gefällt. Nur wenn ich merke, dass es sich nicht oder nur wenig bemüht hat, hake ich nach.

    beabeste
    Antworten 12. Juli 2016

    Sehr guter Punkt - das verdient fast einen eigenen Blogpost: "Richtig loben". Ich habe oft festgestellt, dass eine ersthafte Auseinandersetzung im Sinne von "Wie hast du das gemacht?" / "Was hast du gefühlt / gedacht/ verworfen?" machmal mehr gibt als ein "Well done!". Dennoch: Wenn jemand echte Freude an einem Ergebnis hat, ist Freude zeigen auch was total Schönes. Also, ein aufrichtiges, aus dem Impuls kommende "Woooooow, das ist echt gut!" hat noch nie geschadet. Liebe Grüße, Béa

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