Achtung Betrugsmasche „Schockanruf“ – bitte warnt eure Familienangehörigen
Neulich ist es mir passiert: Am helllichten Tag klingelt mein Festnetz und eine stark verheulte männliche Stimme ruft „Mamaaaaaa, hilf mir!“, schluchzt verzweifelt und atmet schwer ins Telefon. Sehr überzeugend, ich habe mich schon erschreckt!
Wäre es eine weibliche Stimme gewesen, hätte es mir wahrscheinlich schon den beabsichtigten richtigen Schock verpasst. Als Mädchenmutter blieb ich ziemlich ruhig und fragte: „Wer ist ihre Mama, wie heißt sie denn? Wie kann ich Ihnen helfen?“. Mein Gesprächspartner legte auf.
Danach machte ich mich schlau und erfuhr mehr über die sogenannten Schockanrufe:
Die Masche ist nicht wirklich neu, aber sie ist auch nicht so super bekannt. Die sogenannten „Schockanrufer“ sind Personen, die am Telefon oder über WhatsApp die Notlage eines Familienmitglieds vorgaukeln, für das sie einen hohen Geldbetrag benötigen.
Gerade eben bei Twitter habe ich folgenden Thread zum Thema Schockanruf gesehen:
Es wurde durch diese perfekt gespielte Heulattacke unfassbar viel emotionaler Druck aufgebaut. Soviel, dass die rüstige Rentnerin – eigentlich viel Erfahrung im Umgang mit dem Enkeltrick – viele Informationen preisgab: Kontostand etc.
— Astradamus (@Astradamus2) September 13, 2021
Durch eine Zahlung auf ein polnisches Kautionskonto könne man den Vollzug der Haft nach Deutschland verlegen. Im Hintergrund immer die vermeintliche Tochter, schluchzend, weinend, wimmernd…
— Astradamus (@Astradamus2) September 13, 2021
Stichwort: „Schockanrufe“. Falls ihr es noch nicht gemacht habt: warnt eure Angehörigen. Sagt Ihnen, sie sollen am besten um eine Rückrufmöglichkeit bitten. Wenn dies verweigert wird, sei schon größte Vorsicht geboten.
— Astradamus (@Astradamus2) September 13, 2021
Neulich berichtete auch die Polizei in Lippe einen ähnlichen Fall von Schockanruf:
„Am Donnerstag erhielt ein 85-jähriger Mann aus Barntrup vormittags einen verstörenden Anruf. Ein vermeintlicher Polizist aus Hameln teilte ihm mit, dass seine Tochter einen tödlichen Unfall verursacht habe. Der unbekannte Anrufer übergab das Gespräch an einen weiteren Mann, der sich als Staatsanwalt ausgab. Er forderte den Barntruper zur Zahlung von einer Kaution auf, die bar in Hameln erfolgen sollte.
Einen wichtigen Hinweis gab er dem Angerufenen noch mit: Bei der Bank solle der 85-Jährige sagen, er brauche das Geld für einen Autokauf. Mit 15 000 Euro fuhr der Barntruper schließlich nach Hameln, um sich mit einem Polizeibeamten zu treffen. Die Übergabe des Geldes fand im Bereich Invalidenstraße/Gröninger Straße statt.
Ein auffällig kleiner Mann – etwa 1,60 m, korpulent, im Alter von etwa 50 Jahren, mit heller, geröteter Gesichtshaut, dunklen, kurzen Haaren und augenscheinlich kreisrundem Haarausfall – nahm das Geld entgegen und entfernte sich in Richtung Parkhaus. Er trug zur Tatzeit eine Mund-Nase-Bedeckung, eine runde Brille, eine schwarze, hüftlange Feinstrickjacke und Stoffhosen. Nach der Geldübergabe kontaktierte der Barntruper seine Tochter und stellte fest, dass er einem Betrug aufgesessen war.“
Auch weitere Berichte von Schockanrufen sind verzeichnet…
„In diesem Fall gab sich der Betrüger als ein Sohn aus, der an der Delta-Variante des Coronavirus erkrankt war: Angeblich müsse er mit einem Hubschrauber aus dem Urlaub in eine Klinik geflogen und dann mit einem noch nicht freigegebenen Medikament behandelt werden. Dazu benötige er eine hohe Summe Bargeld. Während der Anrufer das Gespräch noch eine halbe Stunde aufrechterhielt, suchte die 82-Jährige Schmuckstücke und Bargeld im Haus zusammen. Die Wertgegenstände holte nur wenig später eine etwa 30 Jahre alte und recht kleine Frau mit schwarzen Haaren an der Wohnanschrift der Seniorin ab.“ – berichtet auch Mimikama
Was hilft beim Thema Schockanruf? Einfach vorher Bescheid wissen!
Die Polizei warnt und gibt Tipps, wie wir uns vor diesen Betrügern schützen können: Erstens ist es am besten, wenn mehr Menschen die Masche kennen.
Auch Kinder sollten Bescheid wissen, dass es so etwas gibt, sobald sie alt genug sind und selbstständig ans Telefon gehen. Nicht, weil sie Geld rausrücken könnten. Einfach nur, weil ihnen so ein weinender und hilferufender Mensch auch einen Schrecken verpassen könnte…. Und grundsätzlich sollten sie wissen, dass es solche Maschen gibt – genauso wie die mit Momo.
Wenn ihr realisiert, dass ihr mitten in einem Schockanruf seid:
1. Atmen! Ausatmen vor allem… (CO2 aus dem System raus hilft mehr als das Einatmen, habe ich gelesen)
2. Fragt etwas, was nur der Anrufer wissen konnte und nicht allgemein bekannt ist. Zum Beispiel: „Wie geht’s dem Baby?“ (gerade wenn es kein Baby in der Familie gibt).
3. Wenn die Nummer sichtbar ist: Gebt sie an die Polizei weiter. Redet mit Menschen darüber…
Habt ihr auch von solchen oder ähnlichen Maschen gehört? Besprecht ihr das in der Familie?
Liebe Grüße,
Béa