Schuldgefühle bei eigenen Grenzen? Das schlechte Gewissen aushalten – auch, wenn es wehtut!


Auf seine Grenzen achten ist wichtig, aber kennt ihr das, wenn es manchmal leichter ist nachzugeben, weil euch andernfalls das schlechte Gewissen überrollt? Ich bemerke das immer wieder – habe mit den Jahren allerdings erkannt, dass es oft trotzdem besser ist, den schweren weg zu nehmen.

Schwer … irgendwie absurd, dass es mir schwer fällt, auf mich zu achten. Aber das schlechte Gewissen ist ein sehr machtvolles Phänomen. Was wir alles tun, um nicht über unsere moralische Grenze zu gehen. Und damit unsere eigene Grenze ignorieren …


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Ein kleines Beispiel:

Sagen wir, eine gute Freundin fragt mich, ob ich bei ihrem Umzug helfen möchte. Eigentlich habe ich keine Zeit, denn danach folgt ein wichtiger Termin, und außerdem habe ich die ganze Woche lang durchgearbeitet, und bin leicht angekränkelt. Trotzdem sage ich zu, weil ich meine Freundin nicht enttäuschen möchte. Schließlich braucht sie an diesem Tag Unterstützung, und zudem habe ich Angst, dass sie sich hängen gelassen fühlt, wenn ich nicht gehe.

In diesem Moment erscheint es mir leichter, ihre Bedürfnisse über meine zu legen, und einfach nachzugeben.

Somit ist mein schlechtes Gewissen gestillt, auch, wenn ich über meine persönlichen Grenzen gegangen bin.

Aber dann werde ich richtig krank, muss die Arbeit absagen, und ganz viele wichtige Dinge bleiben liegen. Vielleicht auch Termine, auf die ich mich gefreut hatte. Dass ich meine persönlichen Grenzen ignoriert habe, rächt sich.

Und dann steigt Frust in mir auf, und meistens kann ich nur mir selbst die Schuld geben. Schließlich habe ich nicht nein gesagt. Ich habe mich bereitwillig einer Situation begeben, obwohl ich keine Kapazitäten für sie hatte. Und das nur, weil es mir in dem Moment leichter erschien, das schlechte Gewissen zu stillen.

Und genau das ist das Problem.

Wenn wir das schlechte Gewissen siegen lassen, gewinnen wir nicht wirklich.

Langfristig schaden wir uns.

Und doch ist das schlechte Gewissen mächtig. Mich begleitet es oft tagelang. Neulich habe ich mich getraut, einer Freundin zu sagen, dass mir ein bestimmtes Verhalten zu viel wird, und als sie daraufhin traurig war, habe ich es sofort bereut. Dennoch war es die richtige Entscheidung, denn nichts lag ihr ferner, als mich zu verletzen, und als sie Bescheid wusste, konnten wir viel besser kommunizieren.

Das schlechte Gewissen aushalten – auch, wenn es wehtut!

Ich habe gelernt, dass es langfristig besser ist, das schlechte Gewissen auszuhalten, als immer nachzugeben. Das kostet einen sehr viel Überwindung und vielleicht auch ein unangenehmes Gespräch, aber langfristig haben wir viel mehr davon, als wenn wir ständig unsere eigenen Grenzen überschreiten.


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Kommunikation ist das Stichwort. Ehrlich reden und sagen, was einem auf dem Herzen liegt. Unsere Liebsten werden uns schon nicht den Kopf abhacken, nur, weil wir mal Nein sagen. Vielleicht werden sie nicht einmal sauer sein. Und wenn, dann wird sich auch dieses Gefühl irgendwann legen.

Kann das schlechte Gewissen auch seine guten Seiten haben?

Ich finde schon. Wie gesagt, ist das schlechte Gewissen unser moralischer Kompass. Es erinnert uns daran, was für ein Mensch wir sein  und wie wir mit anderen umgehen wollen. Aber manchmal ist der persönliche Anspruch an uns selbst einfach zu hoch. Wir sind keine Heilige – und auch keine Maschinen. Selbst Maschinen sind mal überlastet und streiken.

Lernen, nein zu sagen, ist eine der größten für mich. Und die Schuldgefühle stehen mir ständig im Weg. Aber wann immer ich mir einen Ruck gebe, und mich trotz schlechten Gewissens einem unangenehmen Gespräch stelle, bereue ich es nicht.

Aber was, wenn das Gegenüber sauer wird?

Dann ist es eben sauer. Wir können nicht kontrollieren, wie und was Menschen empfinden, aber wir sollten deshalb auch nicht nachgeben. Bei gesunden Kontakten ist die Kränkung auch irgendwann vorbei, denn die Menschen, die uns lieben, würden schließlich nicht wollen, dass wir unsere Grenzen für sie ignorieren.

Denn wir sind nicht schuld. Und genau darum geht es. Wenn wir nicht Schuld tragen, müssen wir auch keine Schuldgefühle haben.

Aaaaaber: In der Theorie ist das natürlich immer total leicht – die Praxis sieht anders aus. Das Schuldgefühl ist ein ganz schön fieser Wicht! Es weiß genau, was es zu uns sagen muss, um uns ganz schlechte Gefühle zu geben. Deshalb geben wir auch so oft nach.

Deshalb habe ich hier zwei Tipps, wie ihr euch trotz schlechten Gewissens einer unangenehmen Situation stellen könnt:

1. Schreibt euch vorher auf, was ihr sagen wollt.

Macht euch in Ruhe vorher Notizen und geht alles nochmal durch. Je sicherer ihr euch in euren Worten fühlt, desto leichter wird das Gespräch. Vielleicht hhilft es euch auch, das Gespräch nicht von Angesicht zu Angesicht zu führen, und stattdessen niederzuschreiben oder in einem Telefonat zu beschrechen.

2. Belohnt euch im Anschluss mit einer Kleinigkeit.

Wann immer ihr euch einem schwierigen Gespräch stellt, könnt ihr euch im Anschluss mit irgendwas belohnen – einem Event, einem Kleidungsstück oder auch einem Stück Kuchen. Dann wisst ihr, dass danach etwas Tolles auf euch wartet, und das macht die Sache vielleicht weniger schlimm.

Habt ihr noch weitere Tipps, um sich den Schuldgefühlen zu stellen?

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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