Die Macht der Frage „Warum?“ – und warum ihr die Antwort „weil es so ist“ meiden solltet


Kinder wollen ihre Welt verstehen, darum fragen sie etwa ab dem vierten Lebensjahr für lange Zeit immer wieder nach dem „Warum“.

Das folgende Beispiel verdeutlicht das:
„Kommst du bitte Zähne putzen?“
„Warum?“
„Weil die bösen Bakterien nicht mit ins Bett dürfen.“
„Warum?“
„Weil die sonst deine Zähne abnagen.“
„Warum?“
„Puh!“
„Haben die Bakterien selbst Zähne?“

… ihr kennt das …

Laut einer britischen Untersuchung stellt ein vierjähriges Kind seinen Eltern im Schnitt knapp 360 Fragen pro Tag!

Wahrscheinlich ist „Warum“ das von Eltern am meisten gefürchtete Wort und wird auch von weniger neugierigen Kindern mehrere tausend Mal gefragt, bis sie in die Schule kommen.

Aber das „Warum“ ist wichtig, damit euer Kind Referenzgrößen bekommt und sich in der Welt zurechtfindet. Es ist nicht immer einfach für euch, alles zu erklären, was euer Kind wissen möchte. Dennoch bilden eure eigenen Antworten das Gerüst des Weltbildes eures Kindes. Mit euren Antworten lernen sie, die Zusammenhänge in der Welt zu begreifen und Situationen verlässlich einzuordnen.

„Warum weint das Kind?“, scheint eine ganz einfache Frage zu sein, aber dahinter steckt eine Vielfalt von weiterführenden Fragen:
Hat es sich weh getan?
Hat es dann Schmerzen?
Wie groß ist der Schmerz?
Weint jeder Mensch, wenn er sich weh tut?

Auf diese Weise gleicht das Kind sein eigenes Empfinden mit dem der Umwelt ab und entwickelt ein Referenzsystem von Situationen und Emotionen. So wächst nach und nach die Fähigkeit, sich in eine andere Person hineinzuversetzen.

Übrigens: Wir kennen alle die Fragen, die auf den ersten Blick unverschämt („Mama, warum ist die Frau so dick?“), schlichtweg peinlich rüberkommen („Papa, warum ist der alte Mann mit dem Rollator noch nicht gestoben?“), oder nicht ganz FSK-6 sind („Oma, was ist BDSM?“)

Es hilft, wenn wir uns klar machen, dass dahinter keine Beleidigungsabsicht stecht und es auch keine Frage gibt, für die ein Kind noch zu jung wäre. Es gibt nur unpassende oder nicht angemessene Antworten – auch alterstechnisch betrachtet. Also hilft auch hier Augenhöhe und gemeinsame Blickrichtung: Begeben wir uns in die Perspektive des Kindes und betrachten wie die Welt aus dem Blickwinkel des kleinen Menschen. Daraus kann ein schöner Dialog entstehen und eine gemeinsame Suche nach Antworten!

Das darf und sollte uns stolz machen! Jede Frage, die das Kind stellt, demonstriert seine wunderbare Neugier auf die Welt und das Verstehen-wollen des Lebens.

Es kommt gar nicht darauf an, dass ihr immer alle Antworten wisst!

Viel wichtiger ist, dass ihr euch mit euren Kindern auf den Weg macht, sie herauszufinden!

Die Antwort „Weil es so ist!“ tötet den Wissensdurst und die Lernfähigkeit eures Kindes nach und nach ab, bis es irgendwann aufhört zu fragen. Nehmt darum die Fragen ernst und helft eurem Kind dabei, selbstständig zu werden und neugierig zu bleiben.

Dabei ist es gar nicht wichtig, die Antworten zu geben, sondern gemeinsam den Fragen nachzugehen!

Und aus einer Frage und einem Thema könnt ihr sogar noch mehr Fragen generieren, denen ich gemeinsam nachgeht. Recherche heißt das Zauberwort:

Neugier und Fragen – insbesondere die mit dem Warum – könnt ihr auch entsprechend zelebrieren. Wie oft fragt ihr euch, die Umwelt oder die Internet-Suchmaschinen warum?

Dieser Text bis ist übrigens eine Sammlung von Auszügen aus unserem  Buch „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“
(hier erhältlich: 
https://amzn.to/37xdCes )

An dieser Stelle möchte ich die schönsten Warum-Fragen sammeln. Ich habe das bereits auf Twitter getan, hier nur einige Beispiele:

Und ich freue mich, wenn ihr auch in den Kommentaren die spannendsten Warum-Fragen eurer Kinder kommentiert – das kann uns zu spannenden Beiträgen hier im Blog inspirieren…

Liebe Grüße,
Béa

P.S. – auch aus dem Buch

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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1 Kommentare

Ingeborg
Antworten 21. Oktober 2021

Aus dem "Warum"-Alter sind meine Kinder lange raus, die Enkel auch. Einer meiner Enkel fragte mich "Warum bist du so dick?". Ich "Weil ich wohl zu viel gegessen habe". Blöde Antwort, da ich nie viel esse und meine Gewichtsprobleme mit meiner nicht funktionierenden Schilddrüse zusammenhängen. Also Enkel "Oma ich bin nicht dick und esse vieeeeeeeeeeeeeeeeeel mehr als du, WARUM bist du trotzdem so dick?" Ich also gesagt, dass ich krank bin und deshalb dick. WARUM? - Weil meine Schilddrüse nicht funktioniert. -WARUM? - Ja, wenn ich das wüsste..............das weiß ich auch nicht. WARUM weißt du das nicht? - Weil ich kein Arzt bin. WARUM bist du kein Arzt? .................. usw usw. Seinerzeit zog sich das WARUM-Spiel ewig hin bis zum Ende als ich sagte "Ich bin müde und kann ncht mehr antworten" - WARUM? -Weil du soooooo viele Fragen gestellt hast. WA.............................

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