„Diese Maske, die du immerzu aufsetzt, wird eines Tages bröckeln“ – Gespräche mit dem früheren Ich


Was, wenn ihr in die Vergangenheit reisen und mit einer einzigen Person reden könntet? Was, wenn diese Person ihr selbst seid? Was würdet ihr ihr sagen? Hier folgt mein Gespräch mit meinem früheren Ich.

Gespräch mit meinem früheren Ich

Ich: Hey du, kann ich dir kurz was sagen?

Mounia: Was denn?

Ich: Du musst das nicht tun.

Mounia: Was?

Ich: Dich so verstellen, meine ich.

Mounia: Was? Tue ich doch gar nicht.

Ich: Doch. Ich weiß es und du weißt es auch. Vielleicht klingt das abgedroschen, aber ich weiß, wie es dir geht.

Mounia: Ach ja?

Ich: Ja. Du willst ganz einfach dazugehören. Das Leben als Teenager ist hart. Du bist wegen so vieler Dinge unsicher. Wegen deiner Noten, wegen deines Aussehens, wegen deines Körpers. Aber weißt du was? So wie du bist, bist du völlig okay. Du musst dich deshalb nicht anders verhalten oder anders anziehen.

Mounia (verdreht die Augen): Okay. Jetzt klingst du wie meine Mutter.

Ich: Oh Gott, ja, du hast recht (lacht). Aber es ist die Wahrheit.

Mounia: Danke für diesen Rat, aber ich glaube, das geht dich nichts an.

Ich: Du hast recht, aber ich will dir nur helfen. Diese Maske, die du immerzu aufsetzt, wird eines Tages bröckeln. Und dann wird es dir richtig mies gehen. Noch viel, viel mieser als jetzt gerade. Glaub mir, ich weiß, wovon ich reden.

Mounia (gereizter Unterton): Und was schlägst du vor? Dass ich einfach aus dem Nähkästchen plaudere? Aller Welt erzähle, wie traurig ich eigentlich bin? Wie ?

Ich (nüchtern): Ja.

Mounia: Was?

Ich: Ich sagte ja. Erzähl es zum Beispiel Jana. Sie scheint eine wirklich gute Freundin für dich zu sein. Und wenn sie negativ darauf reagieren sollte – was sie mit Sicherheit nicht wird – weißt du wenigstens, was für ein Mensch sie eigentlich ist. Warum überhaupt solltest du mit jemandem befreundet sein, der dich nicht wertschätzt?

Mounia: Aber, was wenn sie dann auch weg ist? (senkt den Blick) Dann habe ich wieder niemanden. Und allein zu sein ist noch schlimmer.

Ich: Das stimmt nicht. Du hast immer noch deine Eltern. Und deine Schwester. Und deine Cousine. Ihr ward doch schon als Kinder beste Freundinnen.

Mounia: Meine Familie…Armseliger geht’s wohl nicht.

Ich: Du glaubst nicht, wie viele Menschen es sich wünschen, eine stabile Familie zu wünschen. Außerdem hast du ja noch mich.

Mounia: Dich?

Ich: Ja. Ich werde immer an deiner Seite sein. Egal, was du sagst und tust. Mich verlierst du nie. Ich war von Anfang an bei dir und ich werde für immer an deiner Seite sein.

So würde mein Gespräch mit meinem früheren Ich aussehen

Natürlich ist dieser Dialog nicht wirklich passiert, schließlich gibt es noch (oder zum Glück!) keine Zeitmaschinen. Aber so in etwa stelle ich es mir vor, wie die sechsundzwanzigjährige Mounia mit der Vierzehnjährigen sprechen würde.

Leider glaube ich, dass sie nicht auf mich gehört hätte.

Das ist das Problem bei Teenagern. Sie können sturer sein als jeder Bock, verlieren sich in ihren Emotionen und treffen aufgrund ihrer Unsicherheit und in meinem Fall niedrigen Selbstwert nicht immer die besten Entscheidungen, was Freundschaften und andere Beziehungen angeht.

Ich habe mir schon oft sowas gedacht wie: „Hätte ich das mal früher gewusst. Dann hätte ich mir eine Menge Leid erspart.“ Aber hätte ich das wirklich? Oder wäre trotzdem alles so passiert wie es passiert ist? Weil ich nur deshalb zu dem Menschen wurde, der ich heute bin?

Dennoch – ein paar Dinge würde ich wirklich ändern, wenn ich könnte. Es gab zu viele Momente in meinem Leben, in denen ich dachte, dass es okay wäre, mich so und so behandeln zu lassen. Als Jugendliche mochte ich mich selbst nicht, deshalb war es kein Wunder, dass ich mich viel zu oft schlecht behandeln ließ. Ich würde diese Erfahrung meinem damaligen Ich gern ersparen. Doch wie bereits erwähnt, glaube ich, dass dieser Sturkopf trotzdem nichts daran geändert hätte.

Aber vielleicht hätte es ihr geholfen zu wissen, dass sie, selbst wenn sie völlig allein auf der Welt ist, immer noch sich selbst hat. Das ist nicht armselig, sondern das Schönste überhaupt. Wir haben immer noch uns selbst. Wir begleiten uns vom ersten bis zum letzten Schritt. Wir verstehen einander, wir können uns aufbauen und trösten. Und selbst, wenn niemand uns versteht, werden zumindest wir es tun.

Aber selbst, wenn es mir damals nicht klar war, so weiß ich es wenigstens heute. Und ich werde es nicht mehr vergessen.

Soweit mein Gespräch mit meinem früheren Ich!

Wie würde eure Konversation aussehen? Was würdet ihr eurem früheren Ich sagen oder raten?

Liebe Grüße
Mounia

PS.: Falls ihr euch für weitere Dialoge interessiert, die es nnie gegeben habt, könnt ihr auch hier vorbeischauen!

„Ich fühle mich einsam und allein“ – Ein Gespräch zwischen Mutter und Kind

„Mach das beim nächsten Mal anders.“ – Ein Gespräch zwischen Schülerin und Lehrer

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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