Ein Plädoyer für die Schönheit der kleinen Dinge – Wie ich meine Welt verziere und meine Stimmung dadurch steigere


Seien wir mal ehrlich, das Wort ‚praktisch‘ gehört doch eigentlich zu unseren (heimlichen) Lieblingswörtern! Wir leben in einer Welt, die auf alltagstaugliche Dinge versessen ist. Obwohl mit ‚praktisch‘ oft das Gegenteil von ‚schön‘ gemeint ist, wird es überproportional positiv konnotiert.

Finde ich zumindest. Und das sagen wir auch: „Ich weiß, dieser Rucksack ist nicht unbedingt schön, aber wirklich! Total praktisch! Integrierter Trinkschlauch, Karabinerhaken am Gurt und einer kleinen Trillerpfeife in der Schnalle. SUPER praktisch, falls ich in der Unterführung am Bahnhof gekidnappt werden. Man weiß ja nie.“

Gut, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber wir müssen gar nicht weit schauen, um unsagbar unschöne Dinge zu finden.

Ich sag nur Steinbeete. Badeschuhe. Bürostühle.

Ist man überhaupt richtig deutsch, wenn man nicht auf Funktionskleidung steht? Als Pärchen beim Stadtbummel eben nicht in gleicher Outdoorjacke aufkreuzt? Oder keine überfüllte Tupperschublade besitzt?

Als ich in meine erste WG kam, stand da der gelbe Sack direkt neben dem Küchentisch. Geht GAR NICHT für mich. Wenn ich mir mein Müsli morgens reinschiebe, muss ich nicht unbedingt auf den verschmierten Joghurtbecher von vorgestern blicken. Auch Geschirr ist so eine Sache. Nennt mich abgehoben, aber danke, lieber kein Wein als Wein aus ’ner Kaffeetasse.

Oh nein, damit schwelge ich mich nicht im Spießertum! Unsere Wohnung ist super alt und hat ihre rustikal-schäbigen Ecken und Kanten. Aber was sich ändern lässt, ändern wir Stück für Stück…

Es gibt einen tollen Spruch, der geht so:
„Some people look for beautiful places. Others make places beautiful.“

Und das stimmt!

Schönheit in seinen Alltag einzuladen heißt nicht, dass es auf jeden Fall die Altbauwohnung mit Erkerfenster braucht (Auch wenn die ein Traum sind!). Sondern die Dinge, die da sind, sich zu eigen zu machen. In den letzten paar Jahren habe ich in über zehn Zimmern längerfristig gewohnt. Da waren romantische Dachschrägen mit bei. Sterile Weißtöne. Kellerfenster. Echter Stuck. Schönes Parkett und hässliches PVC. Egal wie schön oder unschön ich ein Zimmer oder eine Wohnung empfunden habe – sobald ich Bilder aufgehängt, Kissen verteilt, mit Blümchen verziert habe, hab ich mich wohlgefühlt.

Noch so ein Thema. Verzieren. In meiner Schulzeit habe ich meinen Kreativdrang an sämtlichen Trinkflaschen ausgelassen. Egal ob es die kleinen Pfandflaschen, Glasflaschen oder die mit dem BPA Aufkleber waren:

Mit Washi Tape, Pinterest und doppelseitiges Klebeband kann man wirklich herrlich prokrastinieren!

Kreatives habe ich aber auch viel von meiner Mum mitgenommen. Sie hat jedes Schuljahr den Act hingelegt und all unsere Schulbücher mit schönem Tapetenpapier eingeschlagen. Wir hatten immer die coolsten Einbände!

Die renommierte Architektin Anna Philipp bringt es ziemlich gut auf den Punkt. Sie sagte mal in einem Interview:

„Schönheit ist ein Ort, den man nicht verlassen möchte.“

In unserem Alltag müssen wir oft einfach funktionieren. Orte, die schön sind, sind lebensbejahend! Lassen uns auftanken, zur Ruhe kommen, Balance finden. Anna Philipps beschreibt, dass durch das Prinzip „form follows function“ (Form folgt Funktion) Ästhetik in der Moderne nur noch zu einem netten Add-on wurde – Bauhaus lässt grüßen. Schönheit ist aber nachhaltig, sagt Anna Philipps. Weil schöne Orte immer wieder eine neue Funktion bekommen: Wie diese Kirche in Antwerpen, die in ein Restaurant umgewandelt wurde.

Es wird soviel Potenzial einfach liegen gelassen! Wenn ich in meinen Innenhof schaue, dann schmerzt es mich wirklich, verwahrloste Balkone mit einem Plastikstuhl im Eck zu sehen. Oder Gärten, die sich selbst überlassen werden. Schönheit ist ein Wert. Und hat halt auch was mit Prioritäten zu tun.

Die Chips in eine schöne Schale füllen, auch wenn kein Besuch da ist. In der Mensa das Tablett am Tisch verschwinden lassen. Oft sind es ein bis zwei Handgriffe mehr: Eine Schublade aufziehen, eine Tür schließen, einen Deckel öffnen, ein Schälchen abwaschen, einmal mehr in den Keller laufen.

Ich würde nie behaupten, dass das der Königsweg ist!
Und manche denken sich wahrscheinlich auch: Ach, wart mal ab, wenn du Kinder bekommst, wird alles anders.
Kann sein, kann aber auch nicht sein.

Werte bleiben. Soweit ich weiß.

Hier ein paar ganz kleine Dinge, die jeden Raum schöner machen – und so klein sind, dass sie auch easy ins Urlaubshandgepäck passen!

  • Kerzen! Und Lichterketten. Im Alltag. Ich bin super allergisch gegen Weißlicht. Und Deckenleuchten werden bei mir auch kaum genutzt. Teelichter gehen in jedes Handgepäck und sorgen für warme Stimmung.
  • Tortenspitze. Gut und günstig! Es gibt diese kleinen, runden, die einfach so süß aussehen. Ich nehme sie als Untersetzer für Kerzen oder Blumen.
  • Apropos Blumen! Blumen. Müssen auch nicht immer frisch sein. Viele kann man richtig gut trocknen, ein paar Gräser dazustecken… Im Urlaub einfach das leere Pestoglas als Blumenvase nehmen 😊
  • Postkarten! Tesa ist mein bester Freund. Türen, Schrankwände (übrigens auch von innen 😉) Kühlschränke… Sprüche die mich an das erinnern was mir wichtig ist. Und kleine Farbtupfer setzten.
  • Stoff, baby, Stoff. Und damit meine ich Tischdecken, Tagesdecken, Bettwäsche. Ich hab mir zuletzt zum Geburtstag neue Bettwäsche gewünscht – und ja, zwei Monate nach einer geeigneten zu suchen war schon ein bisschen mucho. Aber jetzt habe ich eine wunderschöne Lavendelblumendecke die einen herrlich bläulichen Farbtupfer ins Zimmer wirft. Ich musste mal ein paar Monate mit einem orangenem (!) Sofa aushalten. Im Schrank hab ich noch einen beigen Überwurf gefunden. VIEL besser. Verranzte Balkontische kann man unter einem schönen Tischtuch verstecken. Und ganz klar, Kissen sind klein aber oho 😉 Ich hab mal einen schönen Kissenbezug auf Reisen mitgenommen und mit einem Handtuch gefüllt – geht auch!
  • Weinflaschen sind schnieke Kerzenständer. Kleinere Gläser für Teelichter, ein kleines Schleifchen rum, einen grünen Zweig dran… fertig!

Wo verziert ihr und eure Kinder eure Welt? Welchen Wert hat Ästhetik für euch? Und welche Orte müssen unbedingt schöner gemacht werden? Welche Schönheit der kleinen Dinge habt ihr so entdeckt?

Ganz liebe Grüße vom Balkon,

eure Larissa

 

Larissa
About me

Studentin, Mentorin, Potenzialentfalterin. Lebt leicht. Liebt alles was mit Entwicklung zu tun hat: Schule, Menschen, Städte... und Blumen! Familienmensch. Hat große Träume für die Bildungslandschaft. Und ein überdurchschnittlich hohes Bedürfnis nach Schnörkeln.

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