Giftunfälle im Haushalt vermeiden – Und was, wenn es doch passiert?


Als meine große Tochter gerade mal 3 Jahre alt war, hat sie sich einen Stuhl an den Kühlschrank geschoben und ist von da auf die Arbeitsplatte und noch höher auf den Gefrierschrank geklettert. Dort oben stand scheinbar sicher eine noch ganz volle Flasche von diesem leckeren, pflanzlichen Hustensaft.

Sie trank die ganze Flasche auf einmal leer.

Sohnemann fand zuerst heraus, wie man die Türsicherungen an den Schränken entriegelt. Später hat er mit Vorliebe Lippenpflegestifte gegessen. Und er ging noch nicht in die Schule, da zeigte er mir stolz, wie man die Sicherheitsverschlüsse von Medizinflaschen und Reinigungsmitteln öffnet.

Nicht immer gehen die Experimente der Kinder glimpflich aus. Giftunfälle passieren schneller als man denkt. Es ist sinnvoll sich das hier einmal aufmerksam durchzulesen:

Deshalb speichert euch die Nummern der Giftnotrufzentralen für Deutschland, Österreich oder die Schweiz am besten im Handy ein oder hängt sie an einer gut sichtbaren Stelle auf.

So sehr man auch acht gibt, nicht immer lassen sich Giftunfälle vermeiden

Was soll ich bei einer Vergiftung oder dem Verdacht darauf tun?

Versuche Ruhe zu bewahren

Ruf die Giftnotrufzentrale an

Bei Bewusstlosigkeit sofort die 112

Beantworte die 6 W-Fragen:

Wer ist betroffen? Wie alt und wie schwer ist das Kind ungefähr?

Was wurde (vermutlich) eingenommen?

Wie wurde das Gift aufgenommen? – Giftstoffe können auch die Haut oder die Augen aufgenommen werden.

Wann wurde es aufgenommen?

Wieviel davon wurde aufgenommen?

Wo sich der Unfall ereignet hat, ist vielleicht nicht für die Giftnotrufzentrale von Bedeutung, aber auf jeden Fall für den Rettungsdienst, damit er weiß, wo er hin muss.

Wie kann ich meinem Kind jetzt helfen?

Lass das verunglückte Kind nicht erbrechen. Hat es von selbst erbrochen, dann hilf dabei, dass es das Erbroche nicht einatmet.

Gib ihm auch keine Flüssigkeiten ohne Kenntnis über die aufgenommene Substanz und nur nach Anweisung durch die Giftnotrufzentrale oder einen Arzt. Reinigungsmittel haben die Eigenschaft zu schäumen, da kann ein Entschäumungsmittel helfen. Lefax oder Sab Simplex, die du vielleicht sowieso noch in der Hausapotheke habt, sind gut geeignet.

Bei Augen- oder Hautkontakt den reizenden oder ätzenden Stoff sofort unter klarem, fließendem Wasser abspülen.

Wurden giftige Dämpfe eingeatmet, sorge für frische Luft. Geh mit dem Kind am besten nach draußen. Achte aber darauf, dass es nicht auskühlen kann.

Ernste Giftunfälle sind uns zum Glück noch nie passiert. Aber meine Kinder haben mir immer mal wieder gezeigt, dass man nicht vorsichtig genug sein kann.

Ziehen kleine Kinder in die Familie ein, sollte man deshalb schon bald dafür sorgen, dass gefährliche Substanzen unerreichbar für sie bleiben. Spätestens, wenn die kleinen Mäuse anfangen, ihre Welt auf allen Vieren zu entdecken, haben Reinigungsmittel und Co. in den unteren Schränken nichts mehr zu suchen.

Und hat man besonders experimentierfreudige Kinder, sollte man seine Sicherheitsvorkehrungen hin und wieder auch kontrollieren und wenn nötig nachbessern. Sich allein darauf zu verlassen, dass die Kinder die Finger von verbotenen Dingen lassen, weil man es ihnen ganz genau erklärt hat, kann ganz schön schief gehen.

Das Unfallrisiko durch Vergiftungen und Verätzungen ist für Kinder im Altern von 10 Monaten bis zu 6 Jahren am höchsten.

Schaut man sich einmal aufmerksam im eigenen Haushalt um, kann man eine ganze Menge Substanzen finden, die für ein Kind gefährlich werden können.

Putzmittel, Waschmittel und Badezusätze in ihren knallbunten Flaschen stellen eine große Versuchung für Kinder dar, von ihnen getrunken zu werden. Reinigungsmittel haben die Eigenschaft, stark zu schäumen. Schaum könnte in die Speiseröhre aufsteigen, in die Luge geraten und zu Atemnot führen.

Entkalker wie Essigessenz und Zitronensäure führen bei Verschlucken zu schweren Verätzungen.

All diese Mittel gehören nicht unter die Spüle, in den Badezimmerschrank oder auf die Waschmaschine, sondern in einen Schrank, der sich bestenfalls abschließen lässt.

Parafinhaltige Grillanzünder und Lampenöle sind besonders gefährlich und sollten aus einem Kinderhaushalt am besten ganz verbannt werden. Aufgenommenes Öl kriecht in die Lunge, es kommt zu Atemstörungen und schweren Lungenentzündungen. Viel zu oft endet ein solcher Unfall tödlich.

Füllt solche Substanzen niemals in Behältnisse um, die den Kindern zur Aufbewahrung von Lebensmitteln bekannt sind, wie zum Beispiel Getränkeflaschen oder Frischhaltedosen.

Die Kinder können die Gefahr nicht erkennen und bedienen sich unbedarft daran.

Medikamente gehören grundsätzlich unter Verschluss. Selbst die scheinbar harmlose, täglich eingenommene Anti-Baby-Pille gehört nicht auf das Nachtschränkchen. Kinder sind leicht versucht, es den Eltern gleich zu tun und die bunten Pillen wie Bonbons zu essen. Die Einnahme von Medikamente kann im günstigsten Fall zu Magenverstimmungen und Durchfall führen, im schlimmsten Fall zu schweren Gesundheitsschäden.

Tabakwaren niemals unbeaufsichtigt liegen lassen. Die Giftstoffe darin sind hochkonzentriert. Auch die Aschenbecher immer wieder leeren. Schon der Verzehr einer Zigarette bringt das Kind in Lebensgefahr.

Auch Alkohol gehört nicht in die Reichweite von Kindern, er führt zu schweren Gesundheitsschäden. Geöffnete Weinflaschen und Hochprozentiges bei der Familienfeier nicht unbeaufsichtigt stehen lassen und Reste anschließend sicher wegstellen.

Aber auch Pflanzen können unseren Kindern gefährlich werden. Darüber ihr in Yvonnes Beitrag über Giftige Pflanzen nachlesen.

Und auch darauf solltet ihr achten:

Beim Putzen könnt ihr schnell mal abgelenkt sein.

Vielleicht klingelt der Postbote mit dem sehnsüchtig erwarteten Paket und ihr lasst die Putzmittel einen Augenblick unbeobachtet stehen. Schon dieser Moment kann ausreichen. Das neugierige Kind ist kurz unbeaufsichtigt und schon ist es passiert.

Auch der Haushalt der Großeltern stellt eine Gefahrenquelle für Giftunfälle dar!

In der Regel ist ihr Haushalt nicht mehr auf Kinder ausgerichtet. Sollen die Kinder auch von den Großeltern regelmäßig betreut werden, macht einen gemeinsamen Rundgang durch die Wohnung und schaut auf mögliche Gefahrenquellen.

Großmutters Haus muss nicht genauso sicher sein wie das eigene Heim, aber zumindest vorübergehend kann schon mit einfachen Mitteln für mehr Sicherheit gesorgt werden.

So sehr man auch acht gibt, nicht immer lassen sich Giftunfälle vermeiden. Aber mit ein paar einfachen Mitteln lässt sich schon viel für die Sicherheit unserer Kindern tun. Bitte teilt den Artikel – Informiertsein kann leben retten! 

Liebe Grüße

Eure Doro

Doro
About me

Vom Stadtkind zur Landmama. Heimwerkerin und Basteltante, Bücherratte und Bilderdenkerin. Gnadenloser Optimist. Nachteule und Langschläfer. Immer neue Flausen im Kopf. Single-Mom in einem 4-Kinder-Haus und Vollzeit im Beruf. Büroflüchtling, wann immer ich kann. Verliebt in den Himmel und die Magie von Büchern ... Und irgendwann schreibe ich selbst ein Buch.

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1 Kommentare

Stephan
Antworten 2. September 2018

Sehr informativ und es wurde sogar an Kleinigkeiten gedacht. Man muss wirklich sehr gut aufpassen, denn kleine Kinder nehmen eben gerne alles in den Mund, was sie finden.

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