Hilfe, ich kann meiner Ex nichts recht machen und die Kinder leiden darunter! Gastbeitrag
Ein Papa hat sich an uns gewandt, weil er nicht mehr weiter weiß: Er kann seiner Ex einfach nichts recht machen.
Ein Leserbrief mit vier Bitten!
Der etwas verzweifelte Vater schreibt:
Ich habe euren Brief an getrennte Eltern mehrfach gelesen. Ich würde mit meiner Ex wirklich gern an einem Strang ziehen. Aber manchmal ist es schwer. Weil sie so emotional ist. Klar ist sie emotional, sie ist eine Frau, was sonst? Ich habe das sogar an ihr geliebt. Mal. Jetzt nicht mehr. Warum ich das nicht mehr liebe, will ich hier gar nicht auseinanderdröseln.
Ich liebe sie nicht mehr. Punkt.
Wie auch ihr schreibt, ich habe mich „entliebt“.
Und neu verliebt.
Meine Schuld? Vielleicht. Aber mir ist wichtig, dass es klar ist:
Zuerst entliebt.
Dann Pause.
Dann neu verliebt.
Zum Verständnis: Die Jungs sind 6 und 8 Jahre alt. Wir haben uns auf meinen Wunsch hin vor zwei Jahren getrennt. Wir haben das gemeinsame Sorgerecht und ein Wochenmodell. Mit meiner Freundin bin ich seit etwas über einem Jahr zusammen, und zusammengezogen sind wir vor drei Monaten.
Jetzt will ich nur, dass niemand leidet.
Nicht meine Ex. Nicht meine Kinder. Nicht meine Freundin. Nicht ich!
Aber das Problem ist: Ich kann meiner Ex einfach nichts recht machen!
Es gibt ständig Zoff. Dicken Ärger. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, werde ich angeschnauzt oder angeschrien. Natürlich vor den Kindern.
Dabei zahle pünktlich alles, was ich zahlen muss. Ich halte meine Zeiten ein wie ein Uhrwerk. Alles, was abgemacht ist, mache ich brav. Da hat sie auch nichts zu meckern. Sagt sie selbst. Aber ich bekomme so viel Ärger und Vorwürfe wegen so vieler anderer Themen ab. Irgendwie genauso wie damals, als wir zusammen waren, nur jetzt immer geballt. Wie ein Kübel Eiswasser über den Kopf!
Deswegen sind hier mal ganz öffentlich meine Bitten an meine Ex – und gern nehme ich auch Tipps und Ratschläge von anderen Müttern, damit ich besser verstehen kann, wenn ich falsch liege:
1. Bitte hör auf, meine neue Lebenspartnerin zu beschimpfen
Ich kann gut verstehen, dass es für meine Ex schmerzhaft ist, dass sie allein ist und ich nicht. Wenn ich zaubern könnte, würde ich ihr einen tollen Mann schicken, damit sie glücklich ist! Böse Anmerkungen zu meiner Freundin, die ganz eindeutig NICHT der Grund für die Trennung ist, tun mir weh, tun uns allen weh.
Ja, meine Freundin macht sich gern ab und an schick, sie hat lange, schöne, dunkle Haare und einen schönen Körper. Muss ich mir – vor allem vor den Kindern – Worte wie „Nutte“ oder „Sexpuppe“ gefallen lassen? Meine Freundin arbeitet in einem ganz normalen Beruf und zieht sich im Alltag nicht mal besonders sexy an. Nur, wenn wir mal auf Partys gehen. Normalerweise sieht man sie in Jeans, T-Shirt und flachen Schuhen. Ja, es war ausgesprochen doof, dass sich die beiden Frauen zum ersten Mal auf einer Feier bei Freunden begegnet sind.
Ich möchte, dass meine Ex akzeptiert, dass ich eine Lebenspartnerin habe, die ich schätze und respektiere. Die meine Kinder ins Herz geschlossen hat und freundlich und aufmerksam zu ihnen ist. Und die nie ein böses Wort über meine Ex gesagt hat.
Wäre es O. K., sie einfach beim Vornamen zu nennen und sich weitere Kommentare zu sparen, die auf einer Begegnung bei einer Party beruhen?
2. Bitte hör auf, so genervt zu sein, wenn ich die Kinder dreckig zurückbringe
Wir machen viel draußen, wenn die Jungs bei mir sind. Sie haben Bewegungsdrang! Und ich sehe es als meinen Job als Papa an, für genügend Bewegung zu sorgen. Natur und Sport verbinden uns, wir sind alle drei so gern zusammen draußen. Na gut, auch zu viert, wenn meine Freundin mitkommt.
Meistens haben wir auch so richtige Outdoor-Klamotten an, und ich schaffe es auch, die Jungs umzuziehen, bevor ich sie zurückbringe. Aber oft sind sie dann eben noch dreckig. Herrgott, Kinder sind waschbar.
Können sie nicht einfach ohne böse Kommentare schnurstracks unter die Dusche und fertig? Das macht sonst auch ihnen die Freude am tollen Tag draußen irgendwie kaputt. Und können wir uns darauf einigen, dass, wenn auch die Klamotten mal dreckig sind, ich sie einfach mitnehme und wasche? Und die Jungs können sie das nächste Mal bei mir anziehen?
3. Bitte hör mit der Ernährungsinquisition auf
Unsere Kinder sind gesund, haben keine Lebensmittelallergien oder Probleme, und essen meistens auch unproblematisch so gut wie alles, was ich als kindgerecht bezeichnen würde! Wenn meine Ex auf vegan macht, nur noch irgendwelches Grünzeug aus organisch-biologischem Anbaut futtert, und das den Kindern Freude macht, mische ich mich nicht ein, auch wenn es nicht mein Ding ist.
Wir essen auch bei mir nicht die ganze Zeit Müll. Aber wenn sie mal Lust haben, ist auch mal ein McDoof drin oder ein Brathähnchen oder ein Döner mit viel Knofisoße. Ich weiß, man sollte sich nicht ständig davon ernähren, und das machen wir auch nicht. Meine Freundin steht auf Salat und Gemüse und all diesen Kram – woher soll auch sonst ihre tolle Figur kommen? Das bekommen auch die Kids, wenn sie bei uns sind. Und es schmeckt ihnen.
Aber! Jedes Mal, wenn ich die Kinder bei ihr abhole, kommen Ernährungsvorschriften: Kein Fleisch, kein Käse, alles Bio. Und jedes Mal, wenn ich sie zurückbringe, lange Befragungen darüber, was es zu essen gab. Und lange Schimpftiraden, wenn Worte wie „Steak“, „Burger“ oder „Spiegeleier mit Speck“ fallen. Es tut mir weh, die Blicke der Kinder aufzufangen, die mich fragend anschauen und sich die stumme Erlaubnis abholen, lügen zu dürfen. Das ist doch nicht O. K., oder? Ich will nicht, dass meine Kinder um des lieben Friedens Willen das Lügen lernen. Und ich will, dass die Jungs ein eigenes Gefühl für Ernährung entwickeln.
4. Bitte hör auf, neue Medien und Technik als „böse“ hinzustellen
Unsere Jungs lieben Smartphones und Tablets, Spiele und Technik. Wir haben zusammen ein Faible für Technik. Und seid bitte sicher: als ausgebildeter Informatiker achte ich auf die Gefahren aus dem Internet! Unsere Kids zocken nicht den ganzen Tag (geht auch gar nicht – siehe Punkt 2 mit dem Dreck). Aber ein bisschen Medienkompetenz entwickeln ist doch nicht doof, oder?
Es ist nicht O. K., die von mir geschenkten iPads wegzusperren und nicht mal dann rauszurücken, wenn die Jungs bei mir sind. Und es ist auch nicht O. K., über alles, was digital ist, wie über Teufelszeug zu reden. Hallo? Können wir vielleicht ruhig und besonnen Pro- und Kontra-Argumente diskutieren, ohne wilde Ängste vor irgendwelchen Social Media Kanälen, die ich eh ausgeschaltet habe?
Im Großen und Ganzen ist es das.
Ich bin nicht doof. Ich spüre, dass meine Ex immer so genervt und auf Ärger aus ist, weil sie es nicht akzeptieren kann, dass wir getrennt sind.
Hat jemand einen Tipp für mich, wie man das Problem aus der Welt schafft? Ich gebe schon keine Widerworte, ich lasse die Schimpftiraden nur noch an mir vorbeiziehen. Ich hab´sogar schon über Ohropax nachgedacht…
Was kann ich machen, damit diese ständige Meckerei aufhört? Die tut schließlich auch den Kindern nicht gut.
Liebe Grüße
ein Papa
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- 18. May 2018
- 3 Kommentare
- 0
- Elternsein, Paare, Patchwork, Patchworkfamilie, Scheidung, Trennung
Magda
21. Mai 2018Beim Lesen von Punkt 3 und 4 habe ich mich extrem an meinen Exmann erinnert gefühlt.
Ich kann den Papa total verstehen und finde es von der Mutter nicht in Ordnung. Erstmal die Art und Weise und dann natürlich, dass das vor den Kindern ausgetragen wird.
"Das weiß doch jeder", dass man Unstimmigkeiten nicht vor den Kindern diskutieren soll!
Mein Exmann und ich gehen alle zwei Monate zur Elternberatung. Das hilft zwar nicht dabei in irgendwas einer Meinung zu sein, aber es hilft, dass man sich austauscht. Dadurch, dass noch eine dritte Person dabei ist, ändert sich auch der Ton des Gesprächs. Dazu müssen natürlich beide bereit sein. Mein Ex ist es nicht so richtig, aber wir sind vom Gericht dazu verpflichtet worden.
Ich befürchte, ohne Input von außen wird die beschriebene Mutter ihre Einstellung nicht ändern.
Sie ist da einfach viel zu sehr bei sich, ihren Emotionen und verletzten Gefühlen. Das ist sehr schade und für die Kinder auch wirklich schlimm. Was ist das denn für ein Signal, wenn die Kinder lügen müssen, damit es keinen Stress gibt?
Zu Punkt 2:
Ich bin auch genervt, wenn die Kinder dreckig wieder kommen :) Aber das lasse ich die Kinder nicht spüren, die haben eine schöne Zeit bei ihrem Papa gehabt und das soll in ihren Köpfen sein. Das ist doch das wichtigste, dass die Kinder sich sicher sein können, dass sie von Papa und Mama geliebt werden und dass es okay ist, wenn sie bei dem jeweils anderen eine schöne Zeit haben!
Vielleicht kannst du, unbekannter Papa, deine Ex zur Elternberatung motivieren, damit würde euch inder zwischenmenschlichen Kommunikation bestimmt geholfen.
Viel Glück!
Kristina
21. Mai 2018Lieber Erzählender Papa
Erst einmal, ich verstehe deinen Frust, vieles, was du hier über deine Ex erzählst, stelle ich mir unglaublich schwierig vor.
Ich möchte aber vielleicht doch noch aus einem anderen Blickwinkel kommentieren, weil ich erstens eine (emotionale) Frau bin und zweitens einige sehr ähnliche Situationen mit meinem Mann durchgemacht habe, bzw. einiges steht mir vielleicht noch bevor. Eine Trennung ist wahnsinnig schmerzhaft, von einem Menschen, den man liebt, verlassen zu werden, gesagt zu bekommen, dass dieser Mensch einen nicht mehr liebt, reisst einem das Herz heraus. Und das Selbstbewusstsein ist nach so etwas sowieso dahin. Und dann nach einem Jahr "ersetzt" zu werden durch eine vielleicht jüngere, hübschere, schlankere Frau, ja, damit kommt "frau" nur sehr schwer zurecht, und ja, manchmal kommen da Hassgefühle auf, das verstehe ich. In diesem Punkt kann ich einige Verhaltensmuster deiner Ex-Frau nachvollziehen, nicht aber, wie sich diese äussern. Diese Art von Beschimpfungen gehen einfach nicht, und vielleicht kannst du ihr das in einer ruhigen Minute so sagen. Wie gesagt, ich war in einer ähnlichen Situation, und ich für mich war das schlimmste, dass ich panische Angst hatte, meine Kinder könnten die neue Frau lieber mögen, weil sie hübscher, cooler, lockerer ist und weil sie die Kinder nicht "erziehen" muss. Ich weiss nicht, ob das bei deiner Ex auch der Fall ist, aber versuch, diese Gefühle und Ängste nachzuvollziehen.
Ich denke, was die anderen Punkte anbelangt, da müsst ihr eine Einigung finden. Ersatzklamotten bei dir haben, iPad-Zeiten besprechen,... Du solltest dir nicht alles gefallen, es ist wirklich nötig, dass ihr euch mal zusammen an einen Tisch setzt, ihr zwei. Vor allem, weil die Kinder diese Konflikte mitbekommen! Am besten mit einer dritten, neutralen Person. Ich weiss nicht, ob es bei euch auch Mediatoren gibt, die einem in solchen Konfliktsituationen bestehen.
Ich wünsche euch alles Gute!
Margrit
28. Januar 2019OH man, jammerende Maenner sind mir langsam echt ein kraus.
jetzt zu deinen Punkten:
1. Du verlaesst deine Frau und Kinder für eine jüngere Frau und erwartest, dass die Mutter deiner Kinder das einfach so hinnimmt? Es tut verdammt weh verlassen zu werden und durch jemand anderes ersetzt zu werden in eine sehr kurzen Zeit. Waas haelst du davon, dass du deine Loblieder nicht vor der Mutter deiner Kinder singst. Wenn sich die Neue einfach auch erstmal im Hintergrund haelt. Vorallem besteht in irgendeiner Form der Verdacht von seitens deiner Exfrau, dass sie das Gefühl bekommt, dass sie auch als Mutter ersetzt werden soll? Aus deiner Sicht mag der Trennungsgrund ein anderer sein, aber nicht aus Sicht der Verlassenen. Denk mal darüber nach
2. Dreckige Klamotten: Nun würde mich auch nerven. Um den Aus dem Weg zu gehen, Nimm Ersatzklamotten mit, Bring die Kinder diese sauber darin zurück und wasch die Klamotten deiner Kinder. Das ist ja auch nicht zu viel verlangt.
3. Wie oft sind die Kinder bei dir? alle 14 Tage? betrachte es mal aus der Warte eines Außenstehenden. Wenn du den Kinder in deiner Zeit immer nur Fastfood gibst, dann ist das aus der Sicht der Mutter schon eine Regelmässigkeit. Und auch kennt dich deine Ex sehr gut und weiss auch bestimmte Dinge im Vorfeld
4. Wieso gibst du ipads mit in einen Haushalt, in dem sowas nicht akzeptiert wird. Ich würde mal hier definitiv sagen, bis du selbst Schuld. Du versucht dich in der Zeit der Mutter einzumischen, in dem du selbst wetterst, dass sie die Ipads einkassiert hat. Du hast es selbst provoziert. Ich bin wahrlich kein Technikgegener, aber zu erwarten, das die Nutzen reibungslos in einem Haushalt funktioniert in dem die Technik verpönt ist. Sorry. Funktioniert so nicht.
Abschliessend kann ich nur sagen: Überdenke deine eigene Aktionen und aendere diese, denn dann wird auch die Reaktion eine andere sein. Erwarte niemals das du einen anderen Menschen erziehen kannst. Versuch dich einfach auch mal in die Lage des Gegenübers hineinversetzten. Du stichst immer wieder deinen Finger in eine offenen Wunde und wunderst dich dann über die Reaktion.