Mein Résumé zum Muttertag – ich mag Dich lieber ohne Schnickschnack


Aus Feiertagen mache ich mir nicht besonders viel, ganz egal, um welchen es geht. Mir will partout nicht einleuchten, warum man ganz bestimmte Tage festlegen muss, um an seine Lieben zu denken, sie zu beschenken oder besonders lieb zu haben!

Entweder man tut es, wann immer einem danach ist, oder eben man lässt es. Und eigentlich laufen diese Tage ja auch nicht wirklich anders ab als jeder andere Tag auch, höchstens noch ein bisschen stressiger. Finde ich jedenfalls.

Und nun stand mal wieder dieser berüchtigte Muttertag vor der Tür.

Über Himmelfahrt waren wir von Freunden nach Usedom eingeladen worden. Wir verbrachten ein paar ganz entspannte Familientage am Meer, von denen ich mir viel mehr für meine Kinder und mich wünsche, und kamen am Samstag erst spät am Abend von unserem Kurzurlaub zurück. Müde von der Seeluft und der langen Fahrt fiel ich in mein Bett und wachte erst am nächsten Morgen gegen halb 11 wieder auf. Schon Tage zuvor hatte ich immer wieder besorgt und wenig freudig diesem Tag entgegengeblickt.

Die Sonne blitzte hell durch die Ritzen meiner Fensterläden. Neben mir schlief noch immer seelig mein Sohn.

„Oh, wunderbar“, dachte ich mir, „was für ein perfekter Morgen, und niemand hat mir Frühstück gemacht.“

Ehrlich! Davor hatte es mir wirklich am meisten gegraut! In den vergangenen Jahren hatten die Kinder mich zum Muttertag immer wieder gerne mit einem Frühstück am Bett überrascht. Ein dunkel-knusprig gebackenes Brötchen mit spärlichem Belag. Wenn ich Glück hatte, auch mit Nutella. Ich biss mutig hinein, obwohl ich so kurz nach dem Aufwachen für gewöhnlich noch vollkommen unfähig bin, feste Nahrung zu mir zu nehmen. Kaffee geht da schon besser. Und natürlich hatten die Kinder auch daran gedacht. Sie scharwenzelten um mich herum, furchtbar neugierig, wie der Kaffee mir denn schmecken würde. Gar nicht übel, gebe ich zu. Er hatte so ein besonderes Aroma, irgendwie minzig. Die Kinder feixten sich eins und eröffneten mir schließlich, dass sie ihn mit Zahncreme verfeinert hätten. „Na, fein! Ihr habt so unglaublich originelle Ideen!“

Ich raffte mich auf und begab mich mit meinem so liebevoll zubereiteten Muttertags-Frühstück in die Küche.

Die glotzte mich aus schmutzverkrusteten Augen an. Garniert mit 7 klebrigen Frühstücksbrettern, 3 Nutellamessern, vom Hund leergefressenen Wurstpackungen und ziemlich schwarzen Brötchenkrümeln, alles ganz großzügig in der Küche verteilt. Dazu eine lange Spur Butter quer über dem Tisch und eine mittelgroße Kaffeepfütze auf dem Fußboden. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, ich weiß die kleinen Aufmerksamkeiten meiner Kinder natürlich zu schätzen, und die Mühe und Liebe, die sie da reinstecken. Und ich weiß natürlich auch, wie wichtig den Kindern solche Tage sind, schließlich werden sie im Kindergarten und in der Grundschule schon von kleinauf darauf abgerichtet, solcher Tage würdig zu gedenken. Aber doch nicht am frühen Morgen!

Ich nippte noch ein- oder zweimal an meinem besonders leckeren Kaffee, der in einem unbeobachteten Moment im Ausguss landete, nicht ohne eine Notiz an mich selbst zu hinterlassen, dass man den Minzkaffee mal im Hinterkopf behalten sollte.

Aber in diesem Jahr, an diesem Muttertags-Sonntag, erwarteten mich keine Überraschungen. Kein Frühstück am Bett, kein Minzkaffee, kein Chaos in der Küche.

Diese Nicht-Überraschung ließ mich zufrieden aus dem Bett kriechen. An diesem Sonntag machte ich das Frühstück für uns, wie an jedem anderen Tag auch, räumte die Küche wieder auf und machte ein bisschen Wäsche. Ein ganz normaler Sonntag mit meiner Familie um mich herum. Ich setzte mich auf meine Terrasse und ließ mir von der Sonne den Pelz verbrennen. Ich verbrachte den Sonntag ausgesprochen faul, nur ab und zu rutschte ich mit meinem Sessel der Sonne hinterher.

Erst am Abend wurde es doch noch heimlich im Haus. Aber nur kurz.

Die Kinder verzogen sich in ihr Zimmer und ich hörte sie darüber streiten, ob man auf dem Deckel einer Geschenkschachtel schreiben darf, oder ob man sie dann nie wieder für etwas anderes verwenden kann. Und auch darüber, ob der eine vom anderen abschreiben darf.

Egal, ich finde es so oder so furchtbar süß. Inzwischen war es 19 Uhr, höchte Zeit fürs Abendessen, und die Sonne brannte immer noch vom Himmel herab. Ich schnappte mir meine Kinder und wir fuhren in die 20 km entfernte Stadt zur nächsten Eisdiele. Jeder 2 Kugeln. Ich finde, an einem so unspektakulären Muttertag kann man das schon mal so machen.

Und ihr? Habt ihr auch mal so unspektakuläre Muttertage gefeiert?

Liebe Grüße,

Béa

Doro
About me

Vom Stadtkind zur Landmama. Heimwerkerin und Basteltante, Bücherratte und Bilderdenkerin. Gnadenloser Optimist. Nachteule und Langschläfer. Immer neue Flausen im Kopf. Single-Mom in einem 4-Kinder-Haus und Vollzeit im Beruf. Büroflüchtling, wann immer ich kann. Verliebt in den Himmel und die Magie von Büchern ... Und irgendwann schreibe ich selbst ein Buch.

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