Müssen wir zu allem eine Meinung haben? Ist es manchmal sogar gesünder, wenn nicht?


Heute Mal ein Thema, das ich etwas ironisch einleite. Mich würde nämlich eure Meinung interessieren, ob ihr glaubt, dass wir zu allem eine Meinung haben müssen?

Die liebe Larissa hat sich einmal getraut, hier im Blog darüber zu schreiben, dass sie nicht immer zu allem eine Meinung hat. Nun melde ich mich dazu auch zu Wort und spinne den Gedanken weiter – in Richtung Achtsamkeit, Konfliktvermeidung und inneren/äußeren Frieden…

Meinungen …

… sind immer etwas Persönliches. Wir entscheiden darüber, wie wir auf etwas bestimmtes empfinden. Zwar kann sich die Meinung mit der Zeit ändern, aber das ändert nichts daran, dass wir eine haben. Meinungen sind subjektiv und niemals allgemeingültig. Ihr Spektrum liegt außerhalb der Sachlichkeit, und doch ist sie wichtig. Sie ist trotz allem ein Urteil.

Manchmal wird explizit nach unserer Meinung gefragt, und dann müssen wir reden. Haben wir keine, wird das oft als etwas „Negatives“ angesehen, schließlich hat doch jeder eine Meinung, oder?

Keine Meinung?

Was passiert, wenn wir uns einer Meinung entziehen, und damit meine ich nicht, sich aus einer bestimmten Debatte rauszuhalten, sondern wirklich keine zu haben? Ist das falsch oder gar charakterschwach von uns? Müssen wir uns immer und überall zwanghaft irgendwo positionieren? Und was passiert, wenn wir das nicht tun?

In den letzten zwei Jahren der Pandemie habe vermehrt die Entdeckung gemacht, dass ich zu bestimmten Themen überhaupt keine Meinung habe. Der Grund dafür war, dass ich in vielen Bereichen nicht informiert genug war, um mir ein Urteil bilden zu können. Wenn es Biologie und Wissenschaft geht, bin ich nicht gut darin, den ganzen Schritten zu folgen, dasselbe bei er Politik. Dann halte ich mich lieber zurück, höre zu und vertraue auf die Meinung von Expert:innen.

Keine Meinung = Ignoranz?

Das Problem, das ich bei der „Ich habe dazu keine Meinung“-Einstellung erkannt habe, war, dass einige Menschen diese Haltung als leicht ignorant empfunden haben. Schließlich könne ich doch nicht einfach die Augen vor den Dingen verschließen. Aber das tue ich nicht. Die Augen sind immer weit geöffnet. Aber manchmal kann ich mir auch nach dem Hören verschiedener Ansichten noch immer kein richtiges Urteil bilden.

Müssen wir immer zu allem eine Meinung haben?

Laut der Achtsamkeit müssen wir das nicht. Ein achtsames Leben ist zugleich nämlich auch ein wertfreies Leben. Nur beobachten und nicht urteilen. Dinge sehen, nicht analysieren. Klingt eigentlich sehr friedlich, oder? Und auf diese Weise bezichtigen wir uns auch nicht der Ignoranz. Wir verschließen nicht die Augen vor den Dingen. Wir sehen sie. Aber wir ermächtigen uns keiner eigenen Meinung.

Eine Passage, die ich neulich in meinem Achtsamkeitsbuch gelesen habe, hat mich sehr nachdenklich gestimmt:

„Menschen, die sich viel auf ihre Meinung bilden und glauben, zu allem eine Meinung zu haben und diese auch bis aufs Blut verteidigen zu muss, sind leider keine Seltenheit. Unsere Angewohnheit, die Welt durch einen Filter unserer Ängste und Erwartungen zu sehen, führt uns mehr und mehr in die Isolation. Und da jeder die eigenen Filter und Schubladen benutzt, ist es kein Wunder, das überall Ärger und Streitereien entstehen.“ (Aus: Achtsamkeitsimpulse für dich von Aljosha Long und Ronald Schweppe, S. 19)

Was haltet ihr von dem Gedanken? Findet ihr auch, dass Meinungen einen ein Stück weit in Schubladen denken lassen, selbst wenn wir offen für andere sind? Ich glaube, dass definitiv was Wahres dran ist. Wir Menschen denken nun mal in Schubladen und halten unsere Meinung für die richtige. Dabei gibt es oft kein richtig und falsch, was uns jedoch trotzdem nicht davon abhält, aufeinander loszugehen. Und je brisanter die Themen, desto wahrscheinlicher ist das Konfliktpotenzial. Das gilt leider auch, wenn man keine Meinung hat.

Aber vermutlich sprenge ich hier den Rahmen, denn nun geht es wieder um das Thema Kommunikation!

Im Übrigen will ich mich auch nicht als Hippie aufspielen, für den nur Liebe und Friede zählt und völlig wertfrei lebt. Es gibt Vieles, zu dem ich sehr wohl eine klare, Meinung habe (immerhin nerve ich euch in regelmäßigen Abstanden über das Thema Gendern). Aber ich habe eben nicht zu allem eine Meinung, und halte mich bewusst bei Dingen raus, bei denen ich mich nicht auskenne.

Und ich glaube, das ist okay. Laut der Achtsamkeit sogar gesund!

Dinge, die keine Meinung sind …

Abschließend noch eine kleine Sache, die eigentlich nicht zum Thema gehört. Mir ist schon einige Male zu Ohren gekommen, dass es total falsch von mir sei, dass ich bei bestimmten Themen partout nicht mitdiskutieren möchte. Themen wie Rassismus oder Homosexualität zum Beispiel.

Nun, das liegt daran, dass diese Themen für mich keine „Ansichtssache“ sind. Rassismus ist für mich keine Meinung, genauso wenig wie die Entscheidung darüber, wen wir lieben. Wenn mein Gegenüber und ich nicht auf einer moralischen Ebene sind, dann kann und will ich nicht über Menschrechte diskutieren.

Bei allen anderen Themen bin ich sehr offen und freue mich auf vielfältigen Austausch, selbst wenn ich  keine andere Meinung dazu habe.

Was haltet ihr von dem Thema? Glaubt ihr, dass wir zu allem eine Meinung haben müssen?

Und – weil es hier ein wenig um das Thema Achtsamkeit ging, ein paar Blogposts, die euch vielleicht interessieren könnten:

Achtsamkeit und die Kinder 


Um die Coronazeiten gut zu überstehen und alle Sinne zu aktivieren: Einfache, spielerische Eltern-Kind Meditation

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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