Achtsamkeit und die Kinder
„Achtsamkeit“, auch als „mindfulness“ bekannt, ist schon fast eine Modeerscheinung. Aber es lohnt sich, einiges Davon auszuprobieren! Unsere Gastautorin Darksun hat einige Gedanken für euch zu Achtsamkeit und Kinder:
Achtsamkeit ist ein wichtiger Teil meiner Therapie für die Bewältigung einer Depression.
Wobei das Wort „Achtsamkeit“ eigentlich die Normalität beschreiben sollte, immer achtsam zu sein, Achtsamkeit zu leben. Für alles andere wäre eigentlich ein anderes Wort nötig. Jetzt, wo ich die Achtsamkeit bewusst in den Alltag hole, meditiere und versuche mein Leben zu verändern, ist mir ein Punkt besonders aufgefallen:
Der achtsame Umgang mit meinen Kindern.
Gerne würde ich auf die Frage „Gehen Sie immer achtsam mit ihren Kindern um?“ sofort „JA!“ rufen.
Aber jeder Veränderungsprozess geht auch mit einer Analyse einher und mit Reflexion.
Leider lautet die Antwort auf die Frage „Gehen Sie immer achtsam mit ihren Kindern um?“ offen gesagt „Nein.“
Zunächst einmal achtsam und was ich damit meine: Bewusst Zeit mit den Kindern verbringen und in dieser Zeit auf die Kinder fokussiert sein. Bewusste Gespräche mit den Kindern, bewusste und bedachte Entscheidungen treffen. Eben bewusste Aufmerksamkeit!
Das fängt schon morgens an: Ganz oft wecke ich meinen Sohn, sehr liebevoll zwar aber achtsam?
Nein! In Gedanken bin ich schon dabei, was ich gleich zum Frühstück mache, gehe den Tagesplan durch.
Achtsamkeit hier wäre: Ich wecke mein Kind und lasse uns beide diesen Moment bewusst genießen. Kraft für den Tag tanken.
Beim Frühstück dann der nächste unachtsame Moment: Wir frühstücken gemeinsam und ich bin in Gedanken schon wieder im Tag. Der gemeinsamen, wertvollen Zeit mit meinem Kind mehr Achtsamkeit schenken, sein verschlafenes Gebrabbel in mich aufnehmen und darüber schmunzeln, alle anderen Gedanken sanft beiseite schieben, das wäre viel wohltuender für unsere Seelen.
Oft genug, mitten in einer Tätigkeit kommen die Kinder und fragen mich etwas, irgendwas muss immer schnell erledigt werden. Ich unterbreche dann, was immer ich gerade tue, um ganz schnell die Fragen der Kinder zu beantworten oder ihnen bei einer Kleinigkeit zu helfen. Und dann zackig wieder ab an die Küche, zum Gemüse schnippeln. Geht natürlich auch gerne gleichzeitig: Kochen und Gespräche führen. Eines bleibt aber auf der Strecke: Entweder mich bewusst und achtsam auf das Kochen einzulassen oder auf meine Kinder. Hier versuche ich mittlerweile, je nach Dringlichkeit, meine Kinder zu bitten: „Warte bitte, bis ich fertig bin, dann nehme ich mir gerne die Zeit für dich.“ Wenn sich eines der Kinder verletzt oder der Mond platzt, kann ich natürlich nicht erst die Suppe kochen und mich dann darum kümmern. Das versteht sich von selbst.
Fast jede Aktivität und Zeit mit den Kindern war geprägt von anderen Gedanken in meinem Kopf oder gleichzeitigen anderen Tätigkeiten. Selbst bei einem Gesellschaftsspiel zum Beispiel war die Konzentration nie voll in diesem wunderbaren Moment mit den Jungs.
Immer lief noch ein zusätzliches Programm in meinen Gehirnwindungen ab.
Alles immer gleichzeitig und permanent die vielen Tabs im Kopf offen führte auch teilweise zu unwirschen Reaktionen von meiner Seite: Die Kinder tobten lautstark durch die Wohnung, statt einer Bitte kam sofort eine lautere Ansage von meiner Seite. Warum? Ich nahm mir nicht die Zeit, ich fühlte mich gestört. Dadurch habe ich nicht achtsam genug gehandelt. Hinterher tat es mir oft leid. Dieses schlechte Gefühl bei den Kindern und auch bei mir hätte ich mir sparen können, durch einen achtsamen Umgang miteinander.
Selbstverständlich ist es nicht OK, wenn die Kinder dermaßen auf dem Sofa turnen, dass es bereits kracht und die Nachbarn unter uns darauf warten, dass meine Kinder auf ihrem Tisch landen. Aber unwirsch zu reagieren, war falsch.
Mehr Zeit für die Kinder brauche ich mir selten zu nehmen, wir verbringen viel Zeit miteinander.
Aber zukünftig werde ich verstärkt darauf achten: Diese Zeit mit Achtsamkeit zu füllen, für mich und die Jungs. Sie werden es spüren und ich werde diese kleinen, kostbaren Momente viel besser für mich konservieren können. Achtsamkeit – für die Kinder.
Eure Darksun
P.S. Auch ich, Béa, lerne dazu. Ich bin eine klassische Multitaskerin und meistens auch noch stolz darauf. Wenn etwas schief geht, weil ich zu viel auf einmal wollte und ich mich darauf besinne, jede Sache mal ruhig, fokussiert und langsam – also achtsam – zu machen, dann merke ich, dass es eigentlich besser ist. Nicht zuletzt für mein eigenes Nervenkostüm.
Übrigens, wichtige Anregungen für diesen Beitrag kommen von Mag. Andreas Sundl, der das Thema Achtsamkeit und das ACT-Modell (Acceptance and Commitment Therapy) aktiv in seiner Praxis einsetzt.
Titelbild: Photo by Chungkuk Bae on Unsplash
- 24. Jan 2018
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