Offen und ehrlich mit Gefühlen umgehen – auch in der Familie. Plädoyer einer Leserin
Als wir unseren Beitrag über das Thema „Extreme Aggressivität“ brachten, haben wir folgende Gedanken von einer Leserin bekommen:
Erstmal ein dickes Lob an alle Eltern, die es durch die „Trotzphase“ schaffen!
Psychologisch gesehen, finde ich es extrem grenzwertig derartig beschriebene langanhaltende und im stetigen Intervall auftretende Ausraster, mit „willensstark“ abzustempeln. Und ich meine nicht die phasenweisen leichten Willensdurchsetzer, die zur Entwicklung der Kinder wichtig und normal sind.
Ich persönlich sehe in solchen Reaktionen der Kinder grundsätzlich Überforderung!
Aber es gibt nicht „die eine Antwort“, die hier richtig ist. Jede Lebenssituation ist völlig unterschiedlich, jedes Kind ist individuell und auftretende Situationen müssen alle verarbeiten.
Manche Kinder sind sehr stark und verkraften viel. Andere Kinder sind sehr sensibel und emotional. Manche Kinder überfordert der Kindergarten oder die Schule, andere die Situation, dass die Eltern viel arbeiten – oder die Lebenssituation zu Hause. Vielleicht herrscht viel Streit unter euch Eltern, oder man unternimmt einfach viel zu viel im Alltag und das Kind ringt nach Ruhe, man ist sehr viel mit Smartphone, Tablet oder TV abgelenkt…
Dies sind nur ein paar wenige angesprochene Bespiele und keine dieser soll verurteilen. Manche Situationen sind für viele nicht änderbar, wie viel arbeiten zu müssen oder sonstiges.
Ich finde es viel wichtiger, offen und viel miteinander als Familie zu kommunizieren.
Kinder kriegen quasi alles mit. Versucht nicht, ihnen Situationen oder Gefühle zu verheimlichen. Seid selber authentisch, zeigt eure Emotionen und unterdrückt sie nicht. Emotionen sind doch völlig normal. Kinder merken wenn euch etwas belastet! Dies verunsichert sie! Und wenn ihr es verdrängt oder unterdrückt, unterstützt ihr die Unsicherheit. Kinder lösen dies durch Frustration und Aggression!
Wie sollen Kinder lernen mit ihren Gefühlen und Emotionen umzugehen, wenn sie es nicht von euch als Eltern vorgelebt bekommen?!
Kinder machen nicht was man ihnen sagt, sondern was man ihnen vorlebt!
Des Weiteren ist es mir enorm wichtig, individuell und ausgeglichen zu sein.
Meine Kinder sind völlig unterschiedlich. Ich rede, schimpfe, liebe, aktiviere und verbringe Zeit mit ihnen auf völlig unterschiedliche Art und Weise. Keinen mehr oder weniger, eben einfach nur angepasst an ihre eigene Persönlichkeit, die nicht unterdrückt werden sollte.
Meine Idee: Reflektiert eure Lebenssituation, reflektiert eure Bindung zu jedem euren Kind, redet offen mit ihnen, kindgerecht, dem Alter angepasst, aber redet!
Analysiert die Situationen, in denen die Ausraster auftreten und mehr werden. Lasst die Kids ausrasten, begleitet sie dabei, unterbindet es nicht, aber analysiert und redet danach darüber um erneutes Auftreten zu verringern.
Und bleibt ruhig! Emotionen sind normal! Ja, es ist schwer! Absolut, aber es lohnt sich!
Kinder fühlen sich dann wahrgenommen und geliebt! Was wollen wir mehr?
Bitte fühlt euch nicht von meinen Gedanken angegriffen, ich möchte niemanden verurteilen! Vielleicht überfordert eines unserer Kinder eine Situation mit der wir nie gerechnet hätten! Es muss nichts Schlimmes sein, aber das Kind muss eben lernen, damit umzugehen. Und ich finde auch nicht, dass man dem Kind dann bei allem seinen Willen lassen sollte, im Gegenteil! Aber wenn man weiss woran es liegt, kann man es dem Kind erklären oder Kompromisse finden! Und nur darum geht es…
Wenn ich als Erwachsener eine Situation durchlebe die mir völlig durch den Strich geht, bleibt mir auch nur die Wahl es laufen zu lassen, was auf Dauer nicht gut geht…. oder darüber zu reden und es aus dem Weg zu schaffen.
Ganz ehrlich? Viele Erwachsene reden viel zu wenig und nicht offen… findet ihr nicht auch?
Zeigen wir unseren Kinder wie wichtig es ist und bringen es ihnen bei zu sich selbst und seinen Gefühlen zu stehen!
Liebe Grüße,
K.S – eine anonyme Mama
P.S. von Béa: Ich habe auch bereits plädiert „Sagt den Kindern die Wahrheit!“. Mich würde trotzdem interessieren: Wie geht ihr damit um bei ganz Kleinen?