„Von Herzen Eltern sein“ von Inbal Kashtan – Buchvorstellung von mindfulsun


In meiner Kolumne hier schreibe ich viele Artikel die daraus entstanden sind, dass ich den Wert „Gewaltfreie Kommunikation“ lebe und darüber, wie sich das in der Verbindung mit meinen Söhnen ausdrückt.

Nun sind meine Jungs bereits 15 und 21 Jahre alt. Meine Artikel sind authentisch und bisher habe ich noch kaum etwas zur Gewaltfreien Kommunikation mit jüngeren Kindern geschrieben. Da in der Tollabea Community alle Altersgruppen vertreten sind, habe ich recherchiert und ein Buch gefunden, was für alle Altersgruppen passend ist.

Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich möchte es euch heute vorstellen:

„Von Herzen Eltern sein“ von Inbal Kashtan*

Inbal Kshtan war Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (sie ist leider 2014 verstorben) und hat die Eltern-Projekte für das „Center for Nonviolent Communication“ koordiniert und GFK Trainings durchgeführt.

Auf dem Rücken des Buches findet sich Folgendes:

„Ihr wichtigster Lehrer war in den zurückliegenden Jahren ihr eigener Sohn, der ihr geholfen hat, sich darüber klar zu werden, was es bedeutet gewaltfrei zu leben.“

Eben diesen Sohn habe ich auch in einem Video gesehen: in einem Interview mit der Schwester der Autorin. Diese fragte ihn, wie es ist in einer Umgebung aufzuwachsen, in der die Gewaltfreie Kommunikation das Fundament des Familienlebens ist. Seine Antwort hat mich sehr berührt:

„Die Bedürfnisse aller sind wichtig, auch wenn nicht alle Bedürfnisse erfüllt werden können.“

Was ich für mich selbst und meine Jungs erfahre, seit die Gewaltfreie Kommunikation bei uns zu Hause Einzug gehalten hat:

Es geht hier auch um das Vertrauen, zu spüren: Meine Bedürfnisse zählen.
Und manchmal können sie nicht (sofort) erfüllt werden.
Das Wertvolle daran ist, dass jemanden sie gesehen und wahrgenommen wird.

Es fühlt sich also anders an, wenn ich zu einem Kind sage:

„Bist du vielleicht frustriert, weil ich dich gebeten habe aufzuhören zu spielen und xy zu tun…“
– also empathisch zu reagieren und vielleicht eine Strategie zu finden, wie unser beider Bedürfnisse jetzt erfüllt werden können oder klarmachen: Dein Bedürfnis wartet jetzt ein wenig und es wird erfüllt!

…als dass ich das Bedürfnis und die Gefühle überhaupt nicht anerkenne. Weil ich eben die Mutter bin und gefälligst getan wird, was in meinen Zeitplan passt. Weil ich jetzt etwas anderes brauche.

Ich kann an dieser Stelle nicht „machen“, dass Menschen, die das jetzt lesen den Unterschied auch merken. Ich hoffe allerdings, dass einige ihn fühlen können.

Im Buch findet sich dazu:

„Empathie für eine andere Person aufzubringen, öffnet die Türen zu tiefem Verstehen und intensiverem Kontakt. Selbst bei einem Kleinkind oder einem Kind, was nicht an die Sprache der GFK gewöhnt ist, sind Eltern sehr wahrscheinlich in der Lage, die Bedürfnisse herauszufinden.“

„Wie können wir mit einem zweijährigen Kind umgehen, wenn es seinem Spielkameraden das Spielzeug wegnimmt? Was können wir zu einer Vierjährigen sagen, die auf dem Spielplatz andere Kinder nicht auf die Rutsche lassen will? Wie schützen wir unsere Kinder, wenn sie durch ihre freien Entscheidungen ihre Sicherheit gefährden? Mit welchen Mitteln können wir uns selbst helfen, um mit unserem eigenen Ärger, unserer Frustration oder unserem Schmerz umzugehen, wenn die Kommunikation mit unseren Kindern angespannt ist oder scheinbar gar nicht mehr stattfindet?“

Im Buch „Von Herzen Eltern sein“ von Inbal Kashtan finden sich Antworten darauf.

Verschiedene Kommunikationsbeispiele (auch zwischen dem Vater und dem Kind auf der Rutsche) werden dargestellt. Welche Möglichkeiten hat also der Vater, außer zu sagen: „Wenn du nicht runterkommst, gehen wir nach Hause!“ Oder auch das Kind von der Rutsche zu ziehen, weil er selbst verärgert ist und keinen anderen Ausweg sieht.

Ein Kapitel dieses Buches handelt auch von „Macht mit“ statt „Macht über“. Denn manchmal, wenn die Sicherheit der Kinder gefährdet ist oder die der anderen Kinder auf der Rutsche: Welche Möglichkeiten gibt es dann? Auch hierzu findet ihr etwas im Buch.

In dem Büchlein spüre ich Empathie für die Eltern, die auch manchmal am Ende ihrer Geduld sind.

Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, sich Selbsteinfühlung zu geben – um dann in die Kommunikation mit dem Kind zu gehen.

Auch die Übungen, die angeboten werden, haben mich bereichert. Ich war selbst überrascht davon, wie sehr ich teilweise noch in meinen alten Prägungen klebe. Durch die Übungen habe ich die Möglichkeit gehabt, mich wieder tiefer mit meinen Werten zu verbinden. Denn manchmal bin ich auch einfach zu müde, um das Gespräch weiterzuführen und habe meine Jungs nicht gefragt, wie sie sich fühlen.

Ich wollte einfach, dass es vorbei ist und Dinge ohne Diskussion erledigt werden.

„Ich diskutiere das jetzt nicht, mach einfach was ich dir gesagt habe!“ kam doch noch ein paar Mal aus mir raus. Das ist weder verbindend, noch respektvoll gegenüber den Bedürfnissen meiner Jungs. Mir hier auch selbst erstmal Einfühlung zu geben: „Ich möchte einfach Ruhe und bin verzweifelt.“ Hat mir sehr geholfen. Dann hatte ich genug Kraft und Empathie, um weiter in eine verbindende Kommunikation mit den Jungs zu gehen, ohne meine Macht (Autorität) zu nutzen, um meine Bedürfnisse sofort erfüllt zu bekommen. Ich konnte auch ihre sehen und wir haben gemeinsam Strategien gefunden, die allen gerecht werden.

Dann gibt es noch das Wort „Nein!“

Und auch hier findet sich im Buch etwas, denn dieses kleine Wörtchen fürchten doch viele Eltern und spätestens dann beginnen oft Machtkämpfe oder Eltern setzen sich mit Macht durch:

„NEIN!“ – das furchterregende Wort ist ausgesprochen. Sie haben ihr Kind gebeten, etwas Vernünftiges zu tun…
Und doch hat ihr Kind seinen eigenen Willen, sei es nun ein, zwei, drei, vier oder vierzehn Jahre alt. Sie lieben den Willen ihres Kindes, seine wachsende Unabhängigkeit und sein Durchsetzungsvermögen, seinen Wunsch zu entscheiden, zu welcher Zeit es etwas tun und lassen möchte. Aber sie erhoffen sich doch, dass es vernünftig sein möge! Sie wünschen sich, dass es ohne großes Theater das tut, was Sie von ihm möchten.“

Klingt vertraut? Wie ihr nun dazu kommt, das „Ja“ hinter dem „Nein“ zu hören und eine Möglichkeit zu finden, dass die Bedürfnisse aller (in dem Fall Eltern und Kind) erfüllt oder gesehen werden, könnt ihr in dem Buch lesen.

Ich war auch begeistert davon, selbst erneut an etwas erinnert zu werden:

Auch Kinder können Strategien vorschlagen, die uns Eltern vielleicht überhaupt nicht eingefallen wären!

Auch Streit zwischen Kindern schlichten ist ein Teil dieses Buches.

Und zwar so, dass diese Konflikte als Gelegenheit genutzt werden zu lernen, friedlich zu leben und die Bedürfnisse aller zu erfüllen.

Uns als Eltern auch selbst Einfühlung zu geben und reflektieren, wo hier unser eigener Ärger liegt.
Hier von unserem eigenen: „Recht-Unrecht-Schuld-Denken“ abzugehen.

Weitere Themen sind zum Beispiel:

Temperament und Entwicklung: Unterschiede zwischen Kindern beachten
Von der Beurteilung zur Beobachtung, Dankbarkeit und Wertschätzung
Weg vom Dinge als „gut oder „richtig“ und „schlecht und „falsch“ zu verurteilen.

Der Kern und eine der für mich wertvollsten Aussagen in diesem Buch: Den Kindern etwas vorleben und zwar, dass die Bedürfnisse aller Menschen wichtig sind und sie erfüllt werden können. Wir leben ihnen vor, was wir ihnen beibringen möchten.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist einer dieser Werte für mich geworden. Sie ist viel mehr als Sprache!

„Im Kern dreht sich GFK um eine Reihe von Grundprinzipien und Ansätzen, wie wir uns mit uns selbst und mit anderen eine Beziehung aufbauen können – Ideen wie die, dass wir der Beziehung Vorrang vor Lösungen einräumen, dass wir durch universell gleiche Bedürfnisse mit allen anderen Menschen verbunden sind, dass wir nach dem Bedürfnis hinter jedem Verhalten suchen, das uns nicht gefällt und dass wir Macht teilen anstatt „Macht über“ Strategien zu gebrauchen.“

Und das mit Menschen in jedem Alter. Dieses Büchlein

„Von Herzen Eltern sein“ von Inbal Kashtan*

ist ein wertvoller Begleiter.

mindfulsun

*affiliate Links, also Mini-Werbung

PS: Der kleine Buddha ist keine Deko für das Foto. 🙂 Ich habe den als „Beschwerer“ genutzt, damit die Seiten offen bleiben bzw. das Buch zugeklappt. Habe doch seeehr oft darin geblättert und gelesen. Und der kleine Buddha steht eben neben meinem Laptop. Manchmal rubbele ich über seinen Kopf, bringt vielleicht doch Glück?!

mindfulsun
About me

Mensch, Mama zweier Jungs, die versucht ihre Werte zu leben und die innere Balance zu halten. Ich schreibe über Achtsamkeit, vegane Ernährung, Nachhaltigkeit und verbindende Kommunikation von Herzen. Was ich mir wünsche? Einander mit mehr Mitgefühl und Empathie zu begegnen, überall auf der Welt.

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