Wie mit Wut umgehen? Feuer frei im Kopf: Die Wolfsshow


In der letzten Zeit habe ich (Béa) einige Situationen meistern müssen, bei denen ich den Impuls hatte, jemanden auf der Stelle zerfetzen zu müssen. Wit mit Wut umgehen? Dann hat mir unsere Kolumnistin mindfulsun von der Wolfsshow erzählt. Das hat mir geholfen, meine innere Wut in den Griff zu bekommen und besser zu verstehen! Seither kann ich auch besser mit Wut umgehen: Meiner und der von anderen Menschen.

Over to mindfulsun:

Mir ist durchaus bewusst, dass meine Artikel zur Achtsamkeit und Gewaltfreien Kommunikation manchmal vielleicht diesen Eindruck vermitteln:

Ich bin wütend und sofort wächst mir eine Yogamatte am Arsch, Harfenklänge ertönen, ich verströme nur noch Liebe und Mitgefühl und werfe mit Blümchen um mich. Dem Ärger Luft machen? Pustekuchen?

Meditation, Wut

In anderen Worten: Ich könne unangenehme Erlebnisse sofort hinter mir lassen, Zugang zu den Gefühlen hinter meiner Wut und meinem Ärger finden und diese auch achtsam kommunizieren? Nein!

So ist es nicht. Und deswegen möchte ich euch heute etwas anderes mit euch teilen:

Die Wolfsshow – Unterdrückte Wut auch wirklich spüren!

In der Gewaltfreien Kommunikation wird von Wölfen und Giraffen gesprochen. Dazu haben wir eine Grafik erstellt:

Gewaltfreie Kommunikation Wölfe und Giraffen

(Mehr dazu könnt ihr hier lesen)

Und natürlich versuche ich mich in Giraffensprache.
Die fällt mir allerdings noch nicht in den Schoß, gerade dann nicht, wenn ich wütend bin.
Und selbst wenn sich das verfestigt hat, meine Wut werde wohl ich immer fühlen. Wichtig ist mir, einen konstruktiven Umgang damit zu finden. Und der anderen Person nicht an den Karren zu fahren.

Was ist also diese Wolfsshow?

Wut ist wichtig für mich, sie ist quasi ein Alarmsignal. Und bevor ich dahinterkomme, was sich eigentlich hinter meiner Wut verbirgt, was ich jetzt brauche und was ich dem anderen Menschen kommuniziere, braucht diese Wut auch ihren Raum. Oft genug gibt es da ja auch körperliche Reaktionen, die sich nicht angenehm anfühlen. Zu denen noch etwas am Ende vom Text.
Was ich nicht mehr möchte: Mir platzt der Schlüppergummi und ich flippe aus, beschimpfe die andere Person, bewerte und verurteile sie.

Also passiert das in meinem Kopf: Feuer frei!
Vorhang auf: Herzlich willkommen zur Wolfsshow.

Weg davon: Ich muss mich vor negativen Emotionen hüten! Denn Wut ist keine negative Emotion. Sie fühlt sich unangenehm an und sie ist wichtig!

In meinen Gedanken ist alles erlaubt, alles darf raus! Jegliches Schimpfwort unter der Sonne, manchmal solange, bis ich die Person in meinem Kopf knitterfrei gebügelt habe.
Oft schreibe ich das auch auf oder ich führe Selbstgespräche. Und das geht überall: Im Wohnzimmer, im Wald, auf dem Lokus, beim Sport.

Alles OK: Nur nicht vor der Person, die die Wut in mir ausgelöst hat – mit dem, was sie gesagt oder getan hat.

Früher platzte entweder alles unreflektiert aus mir raus und das machte die Situation nicht besser, endete nicht in verbindender Kommunikation oder ich machte mir Selbstvorwürfe: So was darfst du nicht denken! Oder auch, ich richtete die Wut gegen mich selbst.

Heute kann ich die Wut zulassen, und zwar im Bewusstsein:

Diese Wolfsshow führt mich zu dem, was ich brauche. Ich kann dann erkennen, was hinter meiner Wut steckt. Wenn ich der Wut in mir richtig Platz gebe – und das habe ich in der Meditation gelernt, auch wenn das widersprüchlich klingt – dann bekomme ich Zugang zu meinen Gefühlen und Bedürfnissen, ohne dem anderen Menschen verbal vor den Koffer zu kacken: In der Hoffnung, mich erleichtert das. Diese Erleichterung war nur vorübergehend und danach galt es die verbale und emotionale Attacke wieder gutzumachen. Nicht immer gelang das. Was ich eigentlich wollte: Einfühlung und gesehen werden, habe ich damit oft zerstört.

Woher kommt die innere Wut? Welche Bedürfnisse stehen hinter Wut?

Hinter der Wut stecken unerfüllte Bedürfnisse. Vielleicht Respekt oder Verbindung? Vielleicht ist es Sicherheit oder Anerkennung? Und hinter Wut liegen Gefühle von Schmerz oder Hilflosigkeit, auch Trauer und Angst. Das zu erkennen ist unheimlich wichtig. Wie sonst kann ich dem anderen klarmachen, was ich eigentlich brauche?

„In jenen Augenblicken, in denen ich wütend bin und das Bedürfnis nach Respekt habe, sehne ich mich in Wahrheit nach einfühlsamem Verständnis für die Angst und den Schmerz in mir.“ Kelly Bryson

Ich erfreue mich an der Wolfsshow also nicht aus der Freude heraus, dass ich jemanden verbal filetiere, sondern aus der Gewissheit heraus, ich kann danach mit dem Mitgefühl und der Achtsamkeit reagieren, die mir wichtig sind. Auch mir selbst gegenüber ist das ein wertvoller und guter Umgang mit meiner Wut.

Denn eins ist auch klar, mich kann niemand wütend machen. Die Ursachen von Wut liegen in mir selbst. Was auch immer jemand sagt oder tut, ist der Auslöser. Und was da so ausgelöst wurde, versuche ich in mir zu finden. Das ist meine Aufgabe und Teil meiner Selbstfürsorge. 

„At the core of all anger is a need that is not being fulfilled.”
Marshall B. Rosenberg

Die Wolfsshow setzt Energie frei. Energie, die ich nutze, um zu reflektieren und in ein ruhiges Gespräch gehen zu können. Mit Wut Veränderungen ermöglichen – mit dem „hinter die Wut schauen können“.

Was mir hier viel Inspiration gegeben und mich auf diesen Weg geführt hat, ist dieses Buch von
Marshall B. Rosenberg. Ich kann das nur jedem ans Herz legen!

„Was deine Wut dir sagen will: überraschende Einsichten:
Das verborgene Geschenk des Ärgers entdecken.“

(affiliate Link – also Mini-Werbung)

Zum Abschluss und wirklich sehr wichtig:

Diese Wolfsshow brauche ich nicht immer.

Mir hilft am besten, wenn ich es aufschreibe. Denn da erkenne ich später und in Klarheit sehr genau: Was ist jetzt davon ein Gedanke und was ist ein Gefühl? Auch dieser Unterschied ist sehr wichtig für mich!

Die Wolfsshow dauert nur ein paar kurze Momente. Das ist keine Daueraufführung.

Mich in diese innere Wut steigern, ist nicht Sinn und Zweck der Sache. Das führt zu mehr wütenden Gedanken, die innere Wut wird genährt. Und das wird womöglich zu einer Realität im Kopf, die es so nicht wirklich gibt.

Ich hoffe, ich konnte damit zeigen: Ich bin kein kleiner Buddha, der auf Knopfdruck im Zustand absoluter Achtsamkeit und innerem Frieden ist, mit einem verzauberten Zen Garten im Gepäck. Wut ist wichtig und sie will gefühlt werden, braucht Raum. Was ich dann daraus mache, darum geht es. Und die Wolfsshow hilft mir dabei, mit Wut umgehen zu können.

Und natürlich hilft mir all das Bewerten, Verurteilen und Analysieren während der Wolfsshow auch danach den Zugang zu finden: Warum hat der andere Mensch das zu mir gesagt oder das getan? Seine Bedürfnisse und Gefühle dahinter zu sehen.

Wie mit der Wut von anderen Menschen umgehen?

Auch hier ist es mir oft wichtig, erst mal räumliche Distanz zu schaffen. Dem anderen die Zeit und eine kurze Pause geben, die eigene Wut in den Griff zu kriegen. Sich mit den eigenen unangenehmen Gefühlen auseinanderzusetzen. Vielleicht braucht er auch eigene Wolfsshow, bevor wir weiter miteinander sprechen können. Die Ursachen von Wut kann dieser Mensch auch nur in sich finden.

Wichtig an dieser Stelle: Auch wenn ich mit Empathie hinter die Wut schauen kann. Ich toleriere nicht mehr jedes Verhalten! Wut ist eine Emotion. Wie sich der Mensch verhält, ist eine Entscheidung.

 

Oder wie ich es letztens gehört habe (Quelle weiß ich leider nicht mehr):

„Gefühle und Emotionen sind Daten und keine Handlungsanweisung!“

Gilt für alle Gefühle und nicht nur für Ärger: das ungeliebte Gefühl bei den meisten Menschen.

Deswegen hat Wut auch oft einen schlechten Ruf:
Weil Menschen danach handeln! Umgangssprachlich als äußere Wut bezeichnet. 

 

 Wie ist das bei euch? Kennt ihr die Wolfsshow? Hilft sie euch, das Gefühl der Wut in den Griff zu bekommen und zu spüren, was dahinter steckt? Kennt ihr die Grenzen oder lasst ihr die innere Wut auch mal zu lange laufen und kommt aus dem „Teufelskreis Wutanfall“ nicht mehr raus?

Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen.

mindfulsun
PS: Da die Wut ja in meinem Körper steckt, ist es mir auch wichtig, mich zu bewegen. Schütteln, tanzen, den „wütenden Körper“ auf eine Runde um den Block mitnehmen oder auch zwei. So können sich Gefühle auch besser lösen.

Am Ende nochmal: Wie ich mit meiner Wut umgehe ist Teil meiner Selbstfürsorge!

Self Care: Ein wirkungsvoller Kompass zu mehr Selbstfürsorge

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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