Über das Privileg weiß zu sein – warum wir unsere Kinder mit toleranten Werten erziehen sollten
Ihr Lieben, hier kommt ein Beitrag, bei dem ich lange nachgedacht habe ihn überhaupt zu veröffentlichen, weil ich fürchte, dass er auf Unverständnis treffen wird. Ich schreibe nämlich über das Privileg, weiß zu sein und warum wir unsere Kinder mit toleranten Werten erziehen sollten. Wer also diesen Text liest, muss ein bisschen reflektieren können.
Vielleicht wisst ihr schon, dass mich das Thema rund um Rassismus sehr interessiert. Ich schreibe darüber, weil ich ein paar Menschen zum Nachdenken anregen will und darauf hoffe insbesondere auf dieser Plattform, dass Kinder mit toleranten Werten aufwachsen.
Weiß zu sein bedeutet privilegiert zu sein.
Runzelt ihr bei dieser Bezeichnung die Stirn? Fühlt ihr euch beleidigt? Wenn ja, dann seid ihr nicht die einzigen. Viele denken so, das ist vermutlich normal, wenn sie es nicht anders kennen. Niemand kann etwas dafür, aber ihm oder ihr sollte es wenigstens bewusst sein.
Ich könnte unzählige Beispiele dafür aufzählen, warum weiße Menschen privilegiert sind. Weiße Menschen werden in der Welt als reich und gebildet angesehen, sie sind in den meisten Filmen zu sehen und wir werden überall von weißen Vorbildern konfrontiert. Ein hellhäutiger Mann hat die beste Position in der Welt.
Nicht weiß zu sein bedeutet nicht privilegiert zu sein.
Schwarze Menschen jedoch, oder z.B muslimische haben einen völlig anderen Stellenwert in der Welt. Sie werden kriminalisiert, mit Vorurteilen überschwemmt und sind immer das „andere“ und vielleicht auch das gefährliche. Natürlich haben wir es hier in Deutschland nicht so schlimm wie in den USA, wo schwarze Menschen regelrecht um ihr Leben bangen müssen, wenn sie über die Straße laufen, und mal eben aus versehen erschossen werden könnten…
Und doch existiert die Grenze hier auch. Manchmal lauter, manchmal leise.
Bei einem Mohammed wird die Bewerbung vermutlich nicht einmal angeschaut, bei einem Max hingegen schon. Eine Muslime mit Kopftuch darf nicht überall arbeiten, weil sie andere verschrecken könnte (das sind alles persönliche Beispiele aus meinem Umfeld), ein blondes Mädel hingegen schon.
Versteht ihr ein bisschen was ich meine? Dass nicht alle die gleichen Chancen haben? Weil ein anderer Mensch privilegiert ist und der andere benachteiligt werden kann?
Auch ich bin privilegiert.
In meinem Urlaub in Marokko merkte ich stark, wie anders ich behandelt wurde, weil ich aus Deutschland kam. Ich musste mir eingestehen, dass auch ich privilegiert bin, da ich in einem reichen westlichen Land lebe und die Menschen im Ausland denken, sie müssten zu mir heraufschauen. Das ist kein Scherz. Ich war in ihren Augen „besser“. Ich hatte ein besseres Leben und den Lifestyle, den sie aus dem Fernsehen kennen. Die Menschen sehen sich selbst als weniger wertvoll und das macht mich traurig. Und es erinnert mich an die frühere Mounia aus der Schulzeit, die immer krankhaft versucht hat, so weiß wie möglich zu sein und ja nicht in irgendein Klischee zu fallen, damit nicht über sie gespottet wurde.
Was versuche ich hier eigentlich zu sagen? Will ich jemandem die Schuld geben? Will ich einen Keil zwischen weißen und den anderen treiben? Will ich ihnen vorwerfen, dass ihre Vorfahren die Welt kolonialisiert und Sklaven gehalten haben? Will ich die Opferrolle perfektionieren und bemitleidet werden? Natürlich nicht!!! Ich möchte lediglich dazu anregen, ein wenig zu reflektieren und die sozialen Strukturen zu hinterfragen. Und vielleicht einzusehen, dass weiß zu sein bedeutet privilegiert zu sein.
Menschen, die nicht rassistisch sind, können auch rassistische Dinge äußern.
Ich weiß – alle schnappen jetzt empört nach Luft, wenn sie als rassistisch bezeichnet werden, denn sie sind ja tolerant und weltoffen und wollen keinesfalls diesen Stempel bekommen.
Aber auch ich, eine schwarze Frau mit einem muslimischen Hintergrund kann auch manchmal einen rassistischen Gedanken haben, den ich im Nachhinein falsch finde. Beispielsweise hatte ich neulich einen freundlichen Plausch mit einer älteren Dame mit Kopftuch und war überrascht, dass sie so klar und akzentfrei deutsch sprach. Ich musste mir eingestehen, dass es rassistisch von mir war, automatisch davon auszugehen, dass sie kein Deutsch sprach.
Auch wurde meiner Schwester neulich ein „Kompliment“ gemacht, weil sie ja gar nicht wie alle anderen „Ausländer“ sei… Ich erspare euch mal meine Meinung dazu, weil ihr glaube ich selbst wissen solltet, wie rassistisch dieses Anti-Kompliment ist.
Kinder sollten Toleranz früh lernen.
Es ist kein Geheimnis, dass die Erziehung der Hauptgrund für die spätere Charakterbildung ist. Natürlich sagen wir ihnen, dass sie andere nicht nach ihrem Aussehen bewerten sollen, aber vielleicht sollten wir noch etwas mehr darauf achten, was wir ihnen sagen. Dass ich in meiner Kindheit schon früh von einigen (nicht allen) Mitschülern rassistisch behandelt wurde, liegt meines Erachtens an deren Nachahmung der Eltern.
Und das war mein Beitrag über das Privileg weiß zu sein und warum wir unsere Kinder mit toleranten Werten erziehen sollten.
Puh, das war ein ganz schön intensiver Beitrag für mich. Ich habe euch damit einen „Tritt in mein Herz“ gewährt und hoffe sehr, dass ihr über diesen Beitrag nachdenken werdet, ehe ihr einen aufgebrachten Kommentar hinterlassen werdet. Nichtsdestotrotz sind mir eure Meinungen herzlich willkommen!
Vor allem interessiert mich das WIE: Wie vermittelt ihr euren Kindern Toleranz, Verständnis, dass wir alle gleich sind?
Liebe Grüße,
Mounia
- 20. Sep 2018
- 3 Kommentare
- 2
- mit Kindern über Rassismus reden, Privileg, Rassismus, Toleranz
Berit
12. Oktober 2018Hm. Ich denke auch hier kann man am besten erziehen indem man einfach Vorbild ist. Es ist für mich selbstverständlich nicht schlecht über Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe, Religion etc zu reden und bei Fragen meines Kindes so neutral wie möglich zu antworten. Sie ist nun erst 3 und deshalb fallen meine Antworten altersgemäß eher einfach aus. Sie fragte mich zB warum die Frau dort ein Kopftuch trägt und ich sagte einfach und wahrheitsgemäß "Na weil sie das gut findet." Daraufhin nickte sie und der Tag ging weiter. Da wir selber nicht religiös sind wäre eine Erklärung mit Gott und Religion in diesem Moment viel zu umständlich gewesen und im Grunde genommen stimmt meine Aussage ja trotzdem. Die Trägerin findet es gut ein Kopftuch zu tragen, weil das ihrem Wertesystem entspricht.
Generell versuche ich ihr beizubringen das Anderssein nichts schlechtes ist. Wir sahen gestern zB eine Person die äußerlich auf einen Mann schließen lässt, nur das diese Person Stöckelschuh trug. Mein Kind rief natürlich lauthals MAMA DER MANN HAT FRAUENSCHUH AN woraufhin ich ihr ruhig erklärte das Männer Frauenschuhe tragen dürfen und Frauen Männerschuhe und das vollkommen okay ist. Was nicht okay ist, ist wenn man jemanden ärgert oder über ihn lacht nur weil derjenige anders ist, weil ihn das dann traurig macht.
Ich hab jetzt keine Ahnung ob meine Message angekommen ist, das werden die Jahre zeigen.
Desweiteren finde ich es wichtig darauf zu achten das in den von ihr konsumierten Medien andersfarbige Menschen vorkommen und auch eine führende Rolle spielen. Es ist erschreckend wie wenig Diversity in Kindermedien vorkommt, selbst bei Büchern bei denen das sich puppeneinfach umsetzen ließe, wie zB Wimmelbüchern.