Eine Mutter macht ihrer Depression eine Kampfansage
Ihr Lieben, gerade vor dem Hintergrund des Suizids von Keith Flint (The Prodigy) möchten wir diese Zeilen abdrücken, die uns Leserin Elisabeth T. (oder auch E.T. !) geschickt hat.
Es ist eine Kampfansage an ihre Krankheit – weiter unten könnt ihr den Hintergrund lesen.
„Ich hasse Dich so sehr
Immer verfolgst du mich
Du lauerst hinter jeder Ecke
Ständig wirfst Du mich zu Boden
Du machst mir mein Leben so schwer
Ich soll mich endlich zusammenreissen
Du sagst mir, dass ich zu faul und nutzlos bin
Ich fange an Dir zu glauben, dass mich keiner liebt
Kein Wunder, dass ich nichts im Leben hinbekomme
Es ist meine Schuld, dass es mir immer so schlecht geht
Ich denke es ist besser wenn es mich nicht mehr gibt
Aber ich weiß das Du mich nur klein machen willst
Du versaust MIR nicht MEIN Leben
Ich werde immer gegen Dich kämpfen
Hau ab und komm NIE wieder
Irgendwann mache ich dich alle
Du blöde Depression!!“
Und hier ist der Hintergrund ihrer Ansage – Elisabeth schreibt:
<< Ich habe seit Jahren Depressionen Borderline und ADHS. Jetzt war ich in in der geschlossenen Psychiatrie weil ich eine Psychose hatte, ausgelöst durch Wechsel Wirkung meiner Medikamente.
Jetzt habe ich ne neue Diagnose bipolare Störung also „manisch depressiv“ und neue Medikamente. Mal sehen wie es weiter geht….
Ich bin Mutter von 5 Kindern – von 3 Müttern und 4 Vätern – Patchwork extrem!
Unser 8jähiger ist das Kind von mir und meinem Mann. Unser 14jähriger ist alle 14 Tage hier und von meinem Mann und seiner Exfrau.
Unsere 16jährige kommt mit ihrem Bruder alle 14 Tage und ist von der Exfrau meines Mannes und irgendeinem Vater der sich in der Schwangerschaft verkrümelt hat. Mein Mann hat die Vater Rolle übernommen. Leider können beiden nicht bei uns wohnen weil wir nicht genug Platz und Geld haben.
Unsere 17jährige ist meine leibliche Tochter mit einem Erzeuger der sich verkrümelt hat als ich schwanger war und hat nie unterhalt gezahlt und war nie Vater (zu viel Verantwortung für ihn).
Unsere 18jährige ist die kleine Schwester von meinem Mann. Meine Schwiegermutter verstarb 2015 und meine Schwägerin war damals 15. Wir haben sie zu uns genommen, damit sie nicht auch noch zu fremden Menschen muss. Das Jugendamt hat sie nach einigem Kampf als Pflegetochter anerkannt und auch Pflegegeld bezahlt. Jetzt ist sie 18 und wir bekommen nichts mehr für sie, obwohl sie immer noch an ihrem Trauma arbeiten muss (sie hat ihre Mutter gefunden nachdem sie schon 5 Stunden tot in der Wohnung gelegen hat – weger einer Lungenembolie mit 52). Als sie letztes Jahr in die Tagesklinik kam, hatte ich einen Burnout und bin selbst in eine phychosomatischen Klinik gegangen.
Die letzten Jahre waren einfach zu viel für mich.
Bin ja schon mit ganz viel Problemen in die neue Beziehung gegangen. Wir sind jetzt 9 Jahre verheiratet und kämpfen zusammen! Und jetzt bekomme ich Pflegestufte 2 weil die ganzen Probleme und Sorgen meine Psyche ganz auffressen.
Aber wir geben nicht auf!
Wir leben so gut es geht und vor allem lieben wir uns 😍.
Alles wird gut und wenn es nicht gut ist dann ist es nicht das Ende!
Ich habe Gott sei Dank eine sehr starke Persönlichkeit!
Ich glaube an das Gute im Menschen und an mich und will einfach nur leben und glücklich sein.
Mein Lebensmotto:
Ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue regnet es auch 😉
Mein Schweinehund ist leider nur sehr groß und sitze mir auf der Schulter und sagt, dass alles doof ist. Aber ich glaube ihm nicht.
Ich will leben und mich von den blöden Depressionen nicht kaputt machen lassen.
Also höre ich nicht mehr zu sondern höre auf mein Herz und glaube daran das es immer wieder bessere Zeiten gibt…
Euere
E.T.>>
…
Drückt ihr die Daumen für die ganze Familie?
Wir bringen solche Texte im Blog, weil wir glaube, dass wir alle viel mehr reden müssen über psychische Krankheiten. Menschen wie Elisabeth verdienen unser Mitgefühl, unsere Aufmerksamkeit und unsere Hilfe. Und ein humaneres System für die Behandlung ihrer Krankheiten, mit deutlich weniger bürokratischen Hürden. Ich persönlich helfe da einer Freundin und gelange langsam am Ende meiner Frustrationstoleranz – und sie ans Ende ihrer Kräfte, was wesentlicher schlimmer ist.
Und ja, das hier verträgt sich durchaus mit dem Ansatz eines Gute-Laune-Blogs!
Denn nicht durch Verschweigen, sondern durch Anerkennung und Enttabuisierung können wir den betroffenen Menschen helfen, die jeden Tag mutig alles zusammennehmen um ihn zu überstehen und – meistens – für ihre Kinder da zu sein!
Kennt ihr auch Menschen, die gegen ihren Krankheiten kämpfen?
Liebe Grüße,
Béa
Titelbild: Photo by David Werbrouck on Unsplash
- 05. Mar 2019
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