Und wie haltet ihr es mit der Autorität?
Leute, meine Co-Autorin Steph Jansen und ich sind voll am Schreiben des Nachfolgebuches von „Gemeinsam schlau statt einsam büffeln“ (hier zu erwerben: https://amzn.to/37xdCes oder bei eurem Lieblingsbuchhändler) – und wollen einige Ideen und Gedanken mit euch gemeinsam durchdenken und eure Meinung bzw. auch Erfahrungen einfließen lassen.
Heute geht es um das Thema Autorität – Steph schreibt:
Ich bin ein Kind der 70er und meine Eltern hatten sich vorgenommen mich anders zu erziehen, als sie im und kurz nach dem Krieg erzogen worden waren.
„Antiautoritär“ war das Stichwort, aber der gute Vorsatz hielt nicht lange.
Ich hatte zu tun, was mir gesagt wurde und jeder Widerstand wurde, wenn auch nicht durch Schläge, gebrochen. Liebesentzug, Drohung zu gehen und nie wieder zu kommen oder das Schweigetreatment waren die Waffen meiner Mutter.
Sie übte Macht über mich aus, aber sie hatte in meinen Augen keine Autorität und das zeigte sich spätestens in der Pubertät, wenn ich tat was ich wollte und sie mit ihren eigenen Waffen schlug. Wenn sie mir auf die Nerven ging, machte ich dicht und sprach manchmal tagelang nicht mit ihr.
Autorität, in der klassischen Form wird häufig – und wie ich finde zu Recht – negativ gesehen.
Aber seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich viel verändert.
Autorität ist in der pädagogischen Diskussion neu gegriffen worden:
Sei es durch Jasper Jul, der Grenzen als hilfreich und gut ansah, was aber nicht gleichbedeutend mit Liebesentzug und Machtausübung ist… Oder der Ansatz der „neuen“ Autorität von Haim Omer, der versucht den Spagat zwischen klarer Struktur und Zugewandtheit zu schlagen.
Ein Ansatz, der uns als Pädagogen und Eltern viel abverlangt, aber meiner Ansicht nach fruchtbar und hilfreich ist. Gerade jetzt, in einer Zeit, in der Kinder und junge Menschen mit ihrer, unserer und der Unsicherheit der Gesellschaft zu tun haben. Lasst uns gemeinsam ein Beispiel ansehen:
„Frau Jansen, in der Schule sind Handys aber verboten!“
Vorwurfsvolle Stimme, ernster, verletzter Blick einer 3. Klässlerin.
Und verdammt nochmal, sie hatte recht. Mich von einer Neunjährigen auf dem Flur beim Email lesen auf dem Handy erwischen zu lassen war nicht nur dumm, sondern hatte auch ein hohes Potential von Autoritätsverlust. Was tun? Die alte Autoritätsschule hätte wahrscheinlich gesagt: „Als Schulleiterin darf ich das.“, ohne wenn und aber oder Erklärung.
Aber meine Schüler waren nicht aus dem Holz geschnitzt, dass sie es akzeptieren würden und darauf war ich stolz. Ich habe dann zähneknirschend zugegeben, dass sie Recht hatte, und dass es mir Leid tat. Und (nicht aber) dass ich als Schulleiterin manchmal auch erreichbar sein musste, wenn ich nicht in meinem Büro war und das Telefon sozusagen mein tragbares Büro war. Das meinte ich ernst und das hat sie gemerkt. Danach habe ich tunlichst versucht nicht tippend oder lesend in Schüler oder Schülerinnen zu laufen, wenn ich auf dem Flur war. Aus Respekt für die Grenzen, die ihnen gesetzt waren.
Haim sieht das als einen der wichtigen Punkte in der neuen Autorität an: Die Forderung, dass ein Kind Gehorsam zu leisten hat und wir dies kontrollieren sollten wir verwandeln. Und zwar in Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung.
Kurz gesagt, dass wir den Spieß umdrehen und als Vorbild fungieren und einfach selbst das tun, was wir sagen.
Mir hat diese Haltung geholfen mich auf das Wesentliche in der Arbeit mit meinen Schülerinnen und Schülern zu konzentrieren und Verhaltensmuster, die mir anerzogen wurden und die ich sowieso noch nie wirklich verstanden habe abzulegen.
Ich hoffe, dass viele von euch dies lesen und denken: „Mache ich doch so, warum darüber reden?“
Und wenn nicht, dass ihr vielleicht merkt, dass ihr es macht ohne, dass ihr darüber nachgedacht habt und wenn ihr noch nie über diesen Punkt nachgedacht habt und noch ein Werkzeug für euren positiv autoritären Umgang braucht, hilft es euch vielleicht ein Stückchen weiter.
Was habt ihr noch für Tipps, Tricks und Erfahrungen die euch helfen euren Kindern oder Schülern und Schülerinnen eine positive Autorität zu sein? Oder Erfahrungen dazu?
Erzählt mal, wir lassen es in unser Buch dann einfließen!
Liebe Grüße,
Béa
- 22. Dec 2020
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