Deswegen ist Bestrafung mit Schweigen nicht nur seelische Grausamkeit, sondern Machtmissbrauch!


Bestrafung mit Schweigen. „Silent Treatment“. Wer von euch kennt die Situation aus der Kindheit:

Dass ein Elternteil droht, mit einem nicht mehr zu reden? Oder dass sich ein Elternteil hinter einer geschlossenen Tür verbarrikadierte und nichts, aber gar nichts mehr sagte, egal wie sehr wir uns die Seele aus dem Leib geheult haben?

Selbst ich, über alles geliebte Super-Prinzessin meines Vaters (na gut, meine Halbschwester auch, aber sie war schon aus dem Haus), kenne es und habe es in besonders unangenehmer Erinnerung. Eine Umfrage über Twitter zeigte, dass es bei vielen Menschen mehr als unangenehme Erinnerungen entlockt – in gewissem Maße auch traumatische Empfindungen. Teilweise hatte das eben weitreichende Folgen für die Psyche, besonders bei wiederholtem Auftreten.

 

Warum wenden so viele Menschen das „silent treatment“ an?
Warum bestrafen so viele immer noch mit Schweigen? Kinder und auch andere Erwachsene?
Warum vermitteln sie, dass das Ende ihrer Sprache das Ende ihrer Zuneigung ist?
Und was für (Langzeit-)Wirkungen kann es bei der wiederholten Schweigebehandlung geben?

Wer hier länger liest, weiß, dass mein Vater ein cholerischer Pazifist war. Sprich: Er hatte Grundsätze. Keine Schimpfworte, keine physische Gewalt. Nie hat er mich geschlagen. Aber brüllen was geht, wenn er sauer wurde! Er wurde so ca. 3-4 Mal am Tag sauer. Ich habe euch schon mal erzählt, das hat mich auch abgehärtet, so dass mir später brüllende Chefs oder andere Machtgestalten nicht mehr so imponiert haben.

Allerdings die eher wenigen Male, wo mein Papa still wurde, wenn er einfach die Tür zugeknallt und abgeschlossen hat und sich dahinter in Schweigen gehüllt hat…. das tat weh. Gerade wenn meine Ma nicht da war, um mich aufzufangen.

Ich habe mich verunsichert und verlassen gefühlt. Allein.
Abgeschnitten von dem Menschen, dem ich vertraute.
Heute weiß ich, Silent Treatment kann eine Form von emotionalem Missbrauch sein.

Je älter und je herzkranker mein Vater wurde kamen bei mir auch Sorgen dazu: Hat er hinter der verschlossenen Tür ein Herzinfarkt und ich bin Schuld? Ab wie vielen flehentliche Fragen, dass er bitte nur ein Wort sagt, dass er wenigstens OK ist, muss ich eigentlich Bud-Spencer-mäßig die Tür eintreten und Erste Hilfe leisten? In erster Linie tat das Schweigen jedoch weh.

Zum Glück passierte so etwas nicht oft. Und da in der anderen Waagschale ganz viel Liebe und Bewunderung und Stärkung meines Selbst war, hat das scheinbar toxische Verhalten bei mir keine Schäden hinterlassen – oder sagen wir keine, derer ich mir bewusst bin.

Ganz anders bei anderen. Ich möchte nicht nur meine eigenen Gedanken mit euch teilen und habe bei Twitter gefragt. Der Schmerz sitzt tief wegen „Silent Treatment“ – hier nur 3 Beispiele:

Psychologen sind einig: Bestrafen mit Schweigen ist – vor allem gegenüber Kindern – mehr als grausam. Es ist eine Form von emotionalem Missbrauch, durch den die psychische Gesundheit angegriffen wird. Durch das Silent Treatment entwickeln sich häufig Selbstzweifel bei dem Menschen, der dem über eine lange Zeitspanne ausgesetzt ist.

Eine Person, die das Ziel des Schweigens ist, kann sehr intensive negative Gefühle erleben. Eine Person zu ignorieren bedeutet, dass sie nichts wert ist, dass sie keine Rolle spielt. Die Dinge werden noch krankhafter, wenn all dies in einer grausamen und kalten Stille geschieht, die das Opfer nicht zu deuten weiß.

Opfer dieser Art von Verhalten neigen dazu, sich extrem verzweifelt zu fühlen. Sie können nicht verstehen, was sie falsch tun, oder warum genau die andere Person sie auf diese Art behandelt. Es ist, als würden sie die Kontrolle verlieren und dies verursacht eine Menge Stress. Deswegen wird es als eine Form von Missbrauch betrachtet. Es gibt kein Geschrei oder Schlagen, aber Gewalt gibt es genug.“ (Aus Gedankenwelt)

Das ganze große Problem ist, dass Menschen, die in der Kindheit zu viel und zu lange Formen von „silent treatment“ erleben mussten, später dies auch in ihren Beziehungen – bewußt oder unbewußt – anwenden. Manchmal können diese Menschen sich nicht helfen. Es ist die einzige Art, die sie kennen, auf Ärger und Unzufriedenheit zu reagieren. Das sogenannte „stone-wallig“ wird zum Automatismus. Sie können nicht mehr kommunizieren. Sie verschließen sich und sind sprach- und handlungsunfähig.

An dieser Stelle: Im Internet ist viel dazu zu finden, dass narzisstische Personen das Silent Treatment anwenden. Ich möchte allerdings keine Menschen in Schubladen stecken und lediglich über das Verhalten schreiben. Die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung bleibt den Fachärzten überlassen.

 

Übrigens, mein Vater hat mir noch bevor er starb, erklärt, warum er sich in solchen Momenten mir gegenüber emotionslos (scheinbar) verhielt:

Dass er ein cholerisches Naturell hatte, war ihm zu bewußt. Wenn sein Ärger ganz dicke war, hat er Angst gehabt, dass er auch inhaltlich nicht mehr seine Prinzipien einhalten kann (z.B. keine Schimpfworte) bzw. dass er womöglich auch körperlich aggressiv wird. Er hatte Angst vor sich selbst. Und, dass er uns Schlimmes antut. Dann hat er sich rausgenommen. Warum er nicht kurz den Mund aufbekommen konnte, um mir das so zu sagen, verstehe ich bis heute nicht. Diesen ersten Schritt hin zu einer anderen Kommunikation wäre ich gern mit ihm gegangen. Vielleicht war es für ihn eine Art der Kontrolle von sich selbst.

Ein: „Ich brauche kurz Ruhe!“ hätte mir damals sehr viel Sorgen und Kummer erspart.

Ich halte kompletten Kommunikationsabbruch für eine extrem fiese und respektlose Form der menschlichen Interaktion. Ob es jedes Mal emotionaler Missbrauch ist, möchte ich nicht bewerten. Mögliche Motive dahinter kann es viele geben. In gewissem Maße sind wir sicher alle mal sprachlos.

Meinem Kind gegenüber habe ich das nie angewendet. Meinem Partner und Freunde selbstverständlich auch nicht, ich will es ja auch nicht. Bei meiner Twitter-Umfrage war ein einziger Mann dabei, der gar nicht so unfroh war über eine solche Behandlung seitens seiner Frau:

Ich akzeptiere Schweigen auch nicht im Gegenzug. In der Pubertät gab es schon mal die eine oder andere Tür, die ich mit „Mama, du NERVST!“-Gebrüll vor die Nase geknallt bekommen habe. Das habe ich schlichtweg nicht toleriert, was natürlich zu längeren Diskussion geführt hat. Gut so. Das war im EHJ, im Ekeligen Halben Jahr

Meine Devise:

Lieber auf Streitwellen surfen als im Ozean des Kommunikationsentzugs ersaufen.
Lieber einmal mehr erklären und kommunizieren als Schwiegen und Bestrafen.
Und letzten Endes: Lieber einmal mehr in Arm nehmen und vertragen, als beziehungsunfähige und kommunikationsgestörte Erwachsene großziehen…
An erster Stelle steht mich um meine innere Anspannung zu kümmen und dann in die Verbindung zu gehen. Mir ist der Austausch wichtig und auch, dass wir in einer Auseinandersetzung bessere Mittel finden, um miteinander und den eigenen Emotionen umzugehen.

Wie steht ihr zu dem Thema Silent Treatment / Bestrafung mit Schweigen?
Bzw. Schweigen aus Unfähigkeit zu kommunizieren?

Liebe Grüße,

Béa

P.S. Noch mal zur Präzisierung: Was ich hier meine ist nicht das „Ich brauche bitte kurz Zeit für mich, um mich zu beruhigen!“ oder „Ich kann gerade nicht, aber wir reden später!“. Kurz mal aufs Klo, Wasser ins Gesicht, raus um einmal zu atmen… das sollte sich jeder rausnehmen können.

Ich meine das Schweigen auf unbestimmte Zeit, weitere Kommunikation findet nicht mehr statt und jemanden in der schwächeren Position seelisch aushungern zu lassen. Eben: Machtmissbrauch und psychische Qual.

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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30 Kommentare

Schachtierchen
Antworten 30. Juni 2019

Oh und wie ich das kenne. Durch beide Eltern ... tagelang. "Schlechte" Noten - also keine 1 oder wenigstens 2+, Nägelkauen, "patzige" Antworten, vor Angst verheimlichte Mathearbeiten ... Gründe gabs viele. Ganz besonders übel: am Tisch sitzen bleiben müssen, während Muttern abräumte und abwusch. Nicht helfen dürfen und nicht gehen. Sehen, wie sie sich müht, aber sogar dafür als zu nutzlos erklärt werden, oder als nicht vorhanden. Ich weine bis heute, wenn mich die Erinnerung überkommt ...

    Béa Beste
    Antworten 30. Juni 2019

    Ja, das hinterlässt tiefe Wunden, das glaube ich dir. Danke für dein Kommentar! Ganz viele liebe Grüße, Béa

    Ninannah
    Antworten 27. Februar 2021

    Und mir kommen solidarisch die Tränen deine Worte Lesen zu müssen. Genauso ging es mir auch. Besonders am Frühstückstisch diws ertragen zu müssen und mit einem derart schlechten Gefühl den Schultag zu beschreiten, war grauenhaft und furchtbar. Wenn ich nach Haus kam, schlich ich mich in. Mein Zimmer und habe auf jedes Geräusch geachtet. Purer Dauerstress... Jetzt mit 36 trauere ich um mein kindliches Selbst.ich liebe meine Eltern sehra, aber verzeihen fällt mir schwer. Sie fuhren immer allein in den Urlaub, sie bauten ein neues Haus und ich bekam das kleinste Zimmer. Sie besuchten nicht eine meiner Sportveranstaltungen am Wochenende. Die Noten waren immer zu schlecht, eine 2 ist halt keine 1. Jetzt im Umgang mit ihren Enkeln ist es viel besser. Icj wünschte sie refleltierte ihr Verhalten etwas, mir bedeutete es sehr viel, entschuldigte sie sich. Alles Gute 🌞💮🥀🌺🌞

Kari
Antworten 30. Juni 2019

Bei diesem Thema steigen mir sofort die Tränen in die Augen. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen und meine Oma war ebenfalls ein so cholerischer Drachen, die das oft als Strafe angewendet hat, ganz oft auch gepaart mit tagelanger Ignoranz. Dieser Schmerz sitzt bis heute, denn so manches mal hätte ich mir eher ein kurzes Gewitter und ja, sogar auch Schläge gewünscht, statt dem Gefühl ausgesetzt zu sein, Luft zu sein. Ich muss nicht erwähnen, dass niemals ein "ENtschuldigung" von ihr kam, denn sie war ja immer im Recht. Oder auch ein "Ich hab dich trotzdem lieb" weil, eine Aussprache gab es ja nie. Irgendwann kamen halt wieder Worte und ich war einfach nur froh und glücklich, wieder in ihrem Blickfeld zu sein. Das war das Schlimmste, was ich in meiner Erziehung erleben musste.

    Béa Beste
    Antworten 30. Juni 2019

    Liebe Kari, Danke dir, dass du diese Erfahrungen teilst. Je mehr Leute darüber erzählen, wie es ihnen ergangen ist, desto mehr mehr bewegt sich im Bewusstsein aller! Liebe Grüße, Béa

    Debora
    Antworten 13. Juli 2019

    Ich habe das gleiche in meiner Kindheit erlebt mit meiner Mutter. Schlechte Note und ich hatte Liebesentzug. Man hat einfach nicht mehr exzestiert - wie Luft behandelt und musste irgendwie versuchen wieder “gesehen zu werden” . Das war meist Tagelang, manchmal sogar Wochenlang. Die anderen Personen im Haus wurden normal behandelt nur man selbst war Luft.
    Man fühlt sich alsob die eigene Mutter einen nicht mehr liebt und man nichts Wert ist und dann wenn sie wieder mit einem spricht ist man so erleichtert daa man ALLES tun wird damit es so bleibt. Manchmal wollt ich sogar die Hauswände waschen nur um gesehen zu werden oder um zu zeigen das ich geliebt werden darf....und das alles wegen schlechten Schulnoten....

Martina
Antworten 30. Juni 2019

Ich kenne das leider zu genau und leide bis heute darunter, auch wenn ich es so garnicht mehr erlebe.
Meine Mutter hat dies oft angewendet - wie ich heute vermute, eher unbewußt oder besser: unreflektiert. Sie kannte es selber so von meiner Großmutter. Leider konnte ich es mit ihr nicht mehr klären, da sie vor 20 Jahren gestorben ist und bis dahin für solche Klärungsgespräche nicht offen war.
Ich selber kann noch heute ganz schlecht mit solchen Situationen umgehen. Schon alleine deswegen war mein Grundsatz im Umgang mit meinen Kindern, das zu vermeiden. Und selbst wenn ihr Vater dies tat, habe ich den Ausgleich dazu geschaffen. Und so kann ich bei meinen fast erwachsenen Kindern seit Jahren beobachten, dass sie durch solche Situationen keine Probleme mit anderen in vergleichbaren Situationen haben. Im Gegenteil, sie suchen das Gespräch mit dem anderen und haben nicht mit Minderwertigkeitsgefühlen zu tun. Sie sind beide selbstbewußt und fair und ich bin sehr stolz und sie.

    Béa Beste
    Antworten 30. Juni 2019

    Liebe Martina, Danke, dass du deine Erfahrungen hier teilst! Und wunderbar, dass du mit deinen Kindern eine ganz andere Kommumikationskultur hast! Liebe Grüße, Béa

Susanne
Antworten 25. Januar 2020

So schön und traurig zugleich, zu lesen, dass es vielen anderen auch so ergangen ist oder ergeht.
Ich wurde sehr viele Jahre als Kind/Tennager von meinem Papa durch tagelanges Schweigen und Ignorieren bestraft. Für schlechte Noten, für mein Übergewicht, für Fehlverhalten usw... Inzwischen bin ich 34, habe meine eigene kleine Familie und stehe mit beiden Beinen fest im Leben, aber wenn ich daran zurückdenke, steigen mir noch heute die Tränen in die Augen. Ich erinnere mich noch so gut an das Gefühl als ich mich so unauffällig wie möglich durch das Haus bewegt habe, mit am Tisch saß, aber trotzdem irgendwie nicht Teil der Familie war und ewig nachgedacht habe, was diesmal der Grund sein konnte.
Meine Mama hat dann zwar weitgehend normal mit mir gesprochen, wenn er nicht dabei war, aber mir auch nie geholfen oder einmal mehr in den Arm genommen oder was erklärt. Mein Eindruck war, dass meine Schwester so nie bestraft wurde und das wurde mir von ihr auch vor einigen Jahren im Gespräch bestätigt. Da hadert man als junges Mädchen noch mehr, wenn man sieht, dass er auch anders kann...

Niki
Antworten 9. Mai 2020

Eine Freundin macht das gerade bei mir. 1 Woche dauert das schon. Ich bin wieder in alte Muster gefallen ( Drogen). Ich habe ihr nach 6 Tagen wieder geschrieben. Ignoriert mich weiter.

Ich
Antworten 24. Mai 2020

Bei mir ist es meine Schwester. Schweigen als psychische Bestrafung, wenn ich nicht so funktioniere/ reagiere wie sie sich das vorgestellt hat, oder wenn ich nicht mit ihrer Meinung konform gehe.

    Mone
    Antworten 5. Januar 2021

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern das getan haben. Aber mein Mann praktiziert das auch gerne... Jetzt gerade wieder. Weil ich es anders sah und nicht sagte, was er hören will, ist schon den ganzen Tag Funkstille. Dass ich heute morgen kommuniziert habe, dass ich es vorziehe, zu reden, wird ignoriert, genau so wie jeder Versuch der Kontaktaufnahme meinerseits... Ganz toll...

      Béa Beste
      Antworten 6. Januar 2021

      Liebe Mone, das kann riesig belastend sein.... Vielleicht kannst du ihm in einem guten Moment mitteilen, dass dich das belastet? Also, wenn er bereit ist, zuzuhören?
      Mein Mann braucht auch, wenn er sich ärgert, seine Ruhe. Wir haben die Abmachung, dass er das auch so mitteilt und wir auch eine Zeit zum Reden ausmachen: "Ich brauche jetzt Zeit für mich, aber heute Abend nach dem Essen können wir in Ruhe darüber reden!". Funktioniert gut - auch wenn ich Dinge lieber sofort klären würde. Liebe Grüße, Béa

      mindfulsun
      Antworten 7. Januar 2021

      Liebe Mone, hier ist mindfulsun. "Weil ich es anders sah und nicht sagte, was er hören will..." Hat dein Mann dies ausdrücklich
      so dir gegenüber geäußert oder ist das deine Interpretation? Ich habe früher Schweigen auch mit Bestrafung verbunden. Heute weiß ich,
      dass Menschen aus verschiedenen Gründen schweigen: Ärger, Hilflosigkeit, Abstand schaffen um nachzudenken...Da gibt es viele Möglichkeiten.
      Natürlich wünschen sich viele von uns, dass das genau auch so gesagt wird: "Du, ich brauche erstmal Abstand. Lass uns das später klären."
      In emotionalen Ausnahmezuständen allerdings funktioniert das nicht jedes Mal und einige Menschen reagieren dann auch mit Flucht. Und der andere Mensch empfindet das vielleicht als Bestrafung.
      Wenn ihr wieder miteinander kommuniziert und die Lage entspannter ist, kannst du es vielleicht ansprechen? So wie schon Bèa geschrieben hat,
      in einer Ich-Botschaft? "Ich bin verletzt, wenn ich keine Antwort bekomme, weil mir Klärung wichtig ist. Können wir eine Vereinbarung treffen, wie
      wir in solchen Momenten miteinander umgehen? Wie fühlst du dich dabei und was brauchst du?" Es sind ja die Bedürfnisse beider Menschen, die hier wichtig sind. VG, mindfulsun

    Lucy
    Antworten 2. Oktober 2021

    Oh ja, meine ältere Schwester macht das ständig. Wenn Streit oder Uneinigkeit besteht, werde ich über Monate oder Jahre ignoriert und abgestraft. Mit der Begründung sie müsse sich ja schützen vor der bösen Schwester. Friedensangebote werden ebenfalls ignoriert. Aber helfen bei Umzug, kaputtem Auto oder Geldgaben, Streichen, das wurde immer gern angenommen. Wenn für sie dann der Zeitpunkt des Friedens gekommen ist, soll ich den Schalter direkt wieder umlegen und Frieden sein. Mein halbes Leben hat sie übernommen, ist mir hinterhergezogen und mischt in meinen Freundeskreis mit. Das ist wirklich Missbrauch und Grausamkeit, aber vor anderen spielt sie das arme unschuldige Opfer das lieb und freundlich ist. Furchtbar dieser Zustand!!

Müller
Antworten 20. Juni 2020

Bin 58Jahre, bis heute habe ich Schwierigkeiten, mit meinem Verhalten

Nelly
Antworten 21. Dezember 2020

Mein Vater scheint sehr lustig und liebevoll. Ist er auch. Ich kann mich an viele tolle Sachen mit ihm erinnern. Leider neigt er auch zu Jähzornigkeit und wirkt manchmal wenig verständnisvoll für Beweggründe anderer. Er ist auch sehr leicht beleidigt. Oft bingen ihn Dinge auf die Palme, die man nicht versteht. Ein ander Mal stört ihn das Ganze dann überhaupt nicht. Also war die Kindheit meiner Schwester und mir auch immer von Vorsicht, leise sein, Lage peilen usw. geprägt. Nicht falsch verstehen, es war keine ständige Angst, aber manchmal begleitete eine gewisse Spannung den Tag. Weil aber auch Situationen nie geklärt wurden, sondern irgendwann war einfach wieder alles entspannt. Ich kann mich an daran erinnern, Vater hat uns weggeschickt, weil wir aus blöden Gründen vergessen hatten, ihm ein gutes neues Jahr zu wünschen. Er wolle uns eine Zeit lang nicht sehen, sonst kann er für nichts garantieren. Ich hab mich am Abend unter Tränen entschuldigt. Er hat es nur schweigend zur Kenntnis genommen. Es ging eine Woche lang. Wir waren beide Teenager. Meine Schwester und ich haben uns gegenseitig nicht unterstützt. Ich glaube wir waren beide im Schock. Ich bin in dieser Woche nur aus meinem Zimmer geschlichen. Hab mir nur etwas zu Trinken geholt, kaum etwas gegessen. Ich bin krank geworden, aber niemand hat nach mir gesehen. Meine Schwester hat sich nicht versteckt, würde aber ignoriert. Es endete damit, dass meine Mutter mit meinem Vater gesprochen hat, es reiche ihr. Die Situation blieb aber ungeklärt. Diese Woche hat Wunden hinterlassen. Hätte später eine Schulfreundin, die das Gleiche mehrmals abgezogen hat, dabei war ich aber nur das Objekt auf der ihr Ärger projiziert würde, nicht der Grund. Ich habe den Kontakt abgebrochen.

Christiane
Antworten 25. Dezember 2020

Hallo an alle
Ich kenne das Schweigen und sich entziehen von beiden Eltern und auch von meinem Mann. Bei meinem Vater und meinem Mann liegt es an ihrem Jährzorn. Sie haben Angst vor ihrer eigenen Wut, vielleicht auch davor, körperliche Gewalt anzuwenden. Ich kann das Zar nachvollziehen, aber damit leben kann ich nicht.
Auch ich möchte mich deshalb jedem Konflikt stellen, alles ausdiskutieren, alles zurechtrücken. Das ist verständlich bei meiner Geschichte. Aber Vorsicht
Man kann nicht alles zurecht diskutieren. Es gibt auch unübrrwindbare Konflikte. Und es ist schwer das nicht einig sein, evtl. Ist der andere auch beleidigt, schmollt, bestraft im ersten Moment, es ist schwer das auszuhalten. Aber genau das ist menschlich und auch gesund.
Man sollte reden können, aber man sollte nicht reden müssen.
Sich zu entziehen ist genauso ein Extrem wie reden zu müssen. Wenn man mit seinen Kindern immer reden will, kann das zwanghaft werden. Das Kind fühlt sich dann bedrängt und die Reaktion ist dann wieder Rückzug. Das eine bedingt das andere. Ich würde mir einen gesunden Umgang mit Reden und Schweigen wünschen. Beides sollte möglich sein je nach Situation. Wenn jemand nicht reden möchte, sollte man das respektieren können. Und sich zu entziehen ist manchmal auch wichtig und sinnvoll als Schutzmechanismus.
Es fällt mir auch schwer, beides zuzulassen, aber ich versuche es.

Christina
Antworten 15. Juli 2021

Ich kenne tagelanges Schweigen und teilweise sogar das Vermeiden persönlicher Begegnungen von meinem Mann. Er neigt sonst nicht zur Sprachlosigkeit und wendet mir gegenüber auch andere Formen der emotionalen Erpressung an, ich werte es daher als Ausdruck seiner Geringschätzung. Einem bis letztes Jahr gut mit uns befreundeten Paar bin ich ebenfalls kein Wort mehr wert, sie verhalten sich aber grundsätzlich so, wenn sie Freunde aussortieren - ich empfinde dieses Schweigen als bewusste Verletzung, als Geringschätzung und Schuldzuweisung, es macht mich fassungslos. Wenn ich darüber nachdenke, nimmt es aber nur meine Konsequenz vorweg - mit Menschen, die mich schlecht behandeln, nichts mehr zu tun haben wollen.

Christina

    Nani
    Antworten 18. November 2022

    Oha das kenne ich auch bei Freunden. Wenn mein Mann und ich streiten , basiert es auf kurzes gegenseitiges Schweigen. Aber nur um sich nicht an die Gurgel zu gehen, sind beide Hitzig. Danach wird dann diskutiert. Aber meine Freundin, wir kennen uns 20 Jahre, hat mich schon 2 mal über Wochen und Monate mit Funkstille „abgestraft“. Das ist sehr schmerzhaft. Die Gründe waren meist nichts „wildes“. Ich habe ihr nach den ersten Schweigeblock erklärt,dass ich sowas nicht schön finde und wie man sich dabei fühlt. Beim 2.Mal kam sie auf mich zu und schob es auf Gegenseitiges Fehlverhalten. Jetzt stehen wir wieder an dem Punkt : von jetzt auf Gleich keine Antwort auf WhatsApp ,kein Anruf wird angenommen,Einkadungen ausgeschlagen. Sie arbeitet selbst mit psychisch Erkrankten und hat Kinder. Ich hoffe Sie geht mit Ihnen nicht so um. Einmal hatte sie einen „hellen Moment“ und äußerte das ihre Mutter sie so abgestraft hat , mit schweigen. Ich werde das jetzt erstmal sacken lassen und ihr dann einen Brief schreiben. Sie kann immer kommen und ich bin immer bereit mit ihr zu sprechen. Aber die Schweigepausen werde ich nicht ignorieren. Da ich selbst ein Problem mit meinem Selbstwertgefühl habe, denke ich , dass ich solche Menschen anziehe. Sie kommt ja immer wieder zurück und läuft hinterher. Heftig wie unsere Verletzungen in der Kindheit , dass jetzt beeinflussen.

Grace
Antworten 21. November 2021

Das erste mal ist mir so eine „Behandlung „ bei meinem
Freund passiert.
Es gab vorweg einen Konflikt auf diesen er mit Schweigen und Ignoranz versuchte entgegen zu kommen. Wochenlang kein Wort, kein Anruf, keine Nachricht.
Nur meine WhatsApp Status Meldungen schaute er sich immer an (tut er bis heute).
Als ich dann ankam und versuchte die Situation zu lösen ging es nur halbwegs. Ich habe ihm direkt gesagt, dass diese Art des Verhaltens für mich gar nicht geht und dies auch begründet.
2 Wochen später war die Situation wieder die gleiche.
Ich habe mich von ihm getrennt. Dieses Verhalten ist so schmerzhaft für mich, dass ich das auf lange Sicht nicht ertragen hätte.
Er hat ein psychisches Problem und in der Haut seiner ran wachsenden Tochter möchte ich nicht stecken.
Seine Familie und zugehörigen Freunde bezeichnen ihn selbst als schwierig und verschlossen.
Ich wünschte, ich hätte das vorher gewusst. Ich hätte mich auf keine Beziehung mit ihm eingelassen.

Jessi
Antworten 2. Mai 2022

Hey! Tatsächlich hat sich mein Erzeuger (mittlerweile kann ich ihn nicht mehr Vater nennen und durch meinen Stiefvater habe ich einen Recht guten Ersatz) über 2 Jahre nicht mehr bei mir gemeldet und mich überall blockiert. Es ist wohl nicht das übliche "schweigen" was hier angesprochen wurde, aber hat dennoch Ähnlichkeit würde ich einfach Mal behaupten ^^" erst Recht weil wir uns gestritten hatten und er daraufhin sich nicht mehr meldete.
Am schlinmsten für mich war im Nachhinein das er sich nach Jahren plötzlich wieder meldete als wäre nie etwas passiert. Aber auch wenn ich heute behaupte das mir das "Schweigen" nichts ausgemacht hat, Stelle ich noch heute in vielen Situationen fest das es ziemliche folgen hatte.
Selbst wenn ich selber wütend bin und mich mit jemanden streite MUSS ich einfach sagen "ich brauche kurz Ruhe" anstatt aus dem Zimmer zu gehen, weil ich ansonsten sofort panisch werde.
Vielen Dank für den Beitrag, war sehr interessant, auch wenn es natürlich kein schönes Thema ist!

IRENE
Antworten 24. Oktober 2022

Dankeschön. Auf mich als Mutter einer erwachsen Tochter (28) wird von dieser immer wieder das silent treatment angewandt und unvermittelt wieder aufgelöst. Das Spiel geht seit Jahren. Ich werde blockiert, entfernt, wieder kontaktiert. Gerade eben habe ich meiner Tochter deinen Artikel geschickt. Er hilft mir. Ich ziehe mich raus aus diesem Horrorfilm. Vermutlich kann ich sonst mit physischen Krankheiten des Herzens rechnen. Denn so ein Verhalten trifft ins Herz. Danke und weiterhin viel Freude mit den Kindern. Sie machen bestimmt einen tollen Job. Irene

Neuhier
Antworten 25. Dezember 2022

Ich habe dies auch in der Beziehung. Ich fühle mich wie deretzte Dreck. Schweigen , immer mit allem im ungewissen lassen, ich Strample mir einen ab, koche, verwöhne , werde angeschwuegen oder noch beleidigt...essen ist nicht gut genug etc. Sobald ich wieder Arbeit gefunden habe trenne ich mich. Dannebt man lieber alleine. Er sagt, dich will eh keiner mehr ( ich bin 55). ....lieber Gott, Hilfe mir hier raus

Ernie
Antworten 23. Februar 2023

Danke für den interessanten Artikel. Ja, meine Mutter hat nicht nur geschwiegen. Sie hat mich mit Liebesentzug bestraft. Sie konnte eine kalte Frau sein. Und sie war (ist) manipulativ. Mein Vater hat nur gebrüllt und sich meiner leider zu oft geschämt. Ich meine, das war in früher Kindheit bis zum elften Lebensjahr. Dann ist er bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und dann war ich mit meinen Schwestern und meiner Mutter allein. Ich habe dann noch dreißig Jahre gebraucht, bis ich meinen Frieden finden konnte. Und ja, ich kann auch Menschen mit Kälte strafen. Mache ich aber nicht. Da muss dann schon echt was passierte sein. Und es ist genauso schlimm wie Schlagen. Nur sieht man keine Wunden. Zu meiner Mutter und meinen Schwestern habe ich keinen Kontakt mehr.
Aber das ich jetzt hier in die Anonymität der Welt schreibe, zeigt auch, das mich dass alles wohl nie verlassen wird. Aber ich habe gelernt damit zu leben und habe gelernt, das ich nicht immer an Allem Schuld bin und zudem auch etwas Wert.

    Béa Beste
    Antworten 24. Februar 2023

    Danke, dass du dich zu Wort meldest und Danke, dass du zeigst, dass es möglich ist, solche Erfahrungen aufzuarbeiten - klar nur bis zu einem gewissen Grad. Und so schön, dass du dich entschieden hast, diesem Muster nicht weiterzufolgen <3 ! Liebe Grüße, Béa

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