„Was für eine Schlampe!“ – Warum sich Mädchen Slut Shaming nicht länger gefallen lassen sollten


Heute gibt es wieder kleinen Rant von mir, der mich seit einigen Tagen ziemlich beschäftigt. Es geht um Begriffe wie „Schlampe“ und warum ich der Meinung bin, warum sich Mädchen das sogennate „Slut Shaming“  nicht länger gefallen lassen sollten.

Zu diesem Beitrag inspiriert hat mich „V is for Virgin“, ein Buch, das mich um ehrlich zu sein sehr verstört hat. Es handelt von einem Mädchen, das sich dazu entschließt, bis zur Ehe Jungfrau zu bleiben und nach anfänglichem Spott mit ihrer Einstellung viral geht und berühmt wird. So weit so gut, jede*r soll das für sich selbst entscheiden. Wäre im Buch nur nicht das ständig auftretende Slut Shaming (und noch weitere problematische Inhalte – meine Rezension findet ihr hier). Es ist nämlich die eine Sache, sich mit dem Sex Zeit zu lassen, aber eine völlig andere, andere dafür zu verschmähen.

Was ist Slutshaming?

Slut Shaming ist ein abwertender Begriff, der an Frauen gerichtet ist, die nicht den gesellschaftlichen Erwartungen einer Frau entsprechen und als „Schlampen“ betitelt werden. Paradox dabei ist, dass ein Junge in derselben Situation ein High Five kassiert und als „Hecht“ abgestempelt wird. Ich sag nur: Patriarchat!

Es braucht nicht viel, um Slut Shaming zu erfahren. Einmal wurde ich als „Schlampe“ bezeichnet, weil mich mein bester Freund aus der Schule immer kitzelte, wenn er mich ärgerte. Er war nicht mein fester Freund und deshalb galt es erst recht als NO GO. Laut dem Mädchen, die das zu mir sagte, ließ ich ihn viel zu nah an mich ran. Sie meinte es nicht einmal böse, sondern sogar eher als lieben Rat, damit die „anderen“ (vermutlich potenzielle Verehrer) mich nicht für eine Schlampe hielten. Damals nahm ich ihre Worte zu Herzen und ließ meine besten Freund nicht mehr an mich heran, aus Angst, abgestempelt zu werden. Verrückt, oder?

Slut Shaming so weit das Auge reicht

Doch um Slut Shaming zu erfahren, muss gar keine körperliche Interaktion im Spiel sein. Es reicht schon, etwas mehr Schminke aufzutragen und einen knappen Rock anzuziehen. „Die will doch nur die Jungs anmachen!“ , heißt es oft. Ähm, Spoiler Warnung: Nein, will sie nicht!

Selbst, wenn ein Mädchen in einer monogamen Beziehung ist, ist sie nicht vor Spott geschützt. In meiner Schule gab es eine, die oft in einer Beziehung war. Obwohl diese oft länger als ein Jahr hielten, hatte auch sie den Status „Schlampe“, weil sie ja „zu viele“ Freunde hätte und nie etwas anbrennen ließ…

Die Quintessenz des Ganzen ist, dass Frauen gesittet und „rein“ bleiben sollten. Diese unausgesprochene Regel beruht auf eine sehr alte patriarchalische Gesellschaftsstruktur. Sie ist nicht mehr zeitgemäß und in höchstem Maße diskriminierend.

Akzeptanz und keine Ignoranz

Ich bin der Meinung, dass ich nicht alles toll finden, aber bei zumindest akzeptieren sollte. Wenn ich für oder gegen Sex vor der Ehe bin, gilt das nur für mich und nicht für andere. Wenn ich denke, dass ich Monogamie Polygamie vorziehe, ist das ebenfalls nur mein persönliche Meinung und nicht die „richtige“ Meinung. Ich nehme mir nicht das Recht, über andere zu urteilen, schon gar nicht über andere Frauen.

Folgen von Slut Shaming

Ständig als „Schlampe“ bezeichnet zu werden hat schwerwiegende Folgen für die Psyche von Mädchen und Frauen.

1. Der Selbstwert wird angegriffen.

Wenn ich ständig denke, dass ich „falsch“ oder schlecht bin, drückt das auf meinen Selbstwert. Ist dieser niedrig, fühle ich mich wertlos. Fühle ich mich wertlos, entsteht eine Verkettung aus neuen Problemen. Menschen mit niedrigem Selbstwert geraten oft an toxische Beziehungen, weil sie sich selbst nicht genug wertschätzen, um Grenzen zu setzen. Sie lernen nicht nein zu sagen, und stellen sich immer hinten ran. Dabei sollte der Selbstwert immer schön gefüttert und gepflegt werden.

2. Mädchen vertrauen sich nicht mehr anderen (Mädchen) an, aus Angst, verurteilt zu werden.

Öffnen sich Menschen nicht, fressen sie alles in sich hinein. Das Verdrängen hat allerdings zur Folge, dass es so stark auf die Stimmung drückt, dass es nach Ventilen sucht, um sich zu entladen. Zum Beispiel Trinken oder Essen aus Kummer. Sich anderen nicht anzuvertrauen sorgt aber auch für eine tiefe Einsamkeit in einem selbst.

3. Mädchen hinterfragen ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse.

Eigentlich weiß ich immer am besten, was für mich gut ist. Wenn aber andere sagen, dass mein Handeln etwas Schlechtes ist, hinterfrage ich mich selbst. Das ist übrigens eine Form von Gaslighting (psychische Manipulation anderer), in der man selbst plötzlich nicht mehr sicher ist, ob das, was man für richtig hält, überhaupt richtig ist, weil andere das Gegenteil behaupten.

Was tun bei Slut Shaming?

Doch jetzt kommen wir zur wichtigsten Frage: Was tut ein Mädchen, wenn es einen dieser berühmten „Was für eine Schlampe“ Sprüche zu hören bekommt?

Ihr könnt nicht verhindern, welche Gefühle diese Worte in euch auslösen werden. Ihr könnt wohl aber verhindern, wie ihr damit umgeht.

1. Konfrontiert sie mit dem Wort.

Option 1 wäre euer Gegenüber mit diesem Begriff ehrlich zu konfrontieren. „Ey, das ist Slut Shaming und echt nicht cool von dir. Du hast mich damit ziemlich gekränkt.“ 

2. Rechtfertigt euch nicht.

Ihr seid richtig, so wie ihr seid. Demnach müsst ihr auch niemandem Rechenschaft schulden. Kleidet euch, wie ihr wollt und tut auch sonst, was euch beliebt. Wenn das jemandem nicht passen sollte, ist das nicht euer Problem.

3. Haltet Abstand von Menschen fern, die euch „slutshamen“.

Wenn eure Freundin euch diesen Spruch an den Kopf werfen sollte, ist sie vielleicht keine gute Freundin. Wenn sie nach Option 1 trotzdem weitermacht und sich für diesen Spruch nicht entschuldigt, ist sie sogar eine ziemlich schlechte Freundin.

4. Macht dem Gegenüber bewusst, dass unrealistische Aussagen unrealistisch sind.

Viele kommen ja mit den typischen „Du fängst dir noch was ein“ oder „Was, wenn du schwanger wirst?“ Parolen. Aber ganz ehrlich? Diese Sprüche zeugen nicht von Sorge, sondern von Ignoranz. Nur, weil ein Mädchen kurze Kleidung trägt oder schon mehrere Partner*innen hatte, bedeutet das nicht, dass sie dumm ist und beim Sexualunterricht nicht aufgepasst hat. Auch ein „Ich meine es doch nur gut“ oder „Ich will nicht, dass jemand was Schlechtes über dich denkt“ ist nicht hilfreich.

Schluss mit Slut Shaming!

Ich hoffe, dass der Begriff zukünftig mehr Aufmerksamkeit erhalten wird und ein besseres Verständnis dafür entstehen wird. Denn selbst wenn es nicht böse gemeint ist, so ist es trotzdem verletzend und hat tiefgehende Folgen.

Habt ihr noch weitere Tipps, um Slut Shaming abzuwehren?

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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