Ein Kind, das einfach nicht liest? – Meine Liebe zum Lesen kam erst später


Lesen? Nicht bei klein Mounia! All die vielen Seiten und wo sind die Bilder?! Nein, meine Liebe zum Lesen kam erst vieeeel später! Den Weg dahin zeige ich euch gern.

Immer dieses Lesen. So viele Seiten auf Papier. Klein geschriebene Schrift. Das war ganz anders, als das Fernsehen, wo ich mich einfach nur hinsetzen und mich von meinen Sinnen berauschen lassen, konnte…

Ich las nicht. Warum? Weil ich das Gefühl hatte, dass ich es tun MÜSSTE.

Meine Eltern lesen beide sehr viel, um genau zu sein meine ganze Familie, die alle etwas im Bereich Geisteswissenschaft studiert haben. Uns Kindern wurde also ein Buch nach dem anderen geschenkt. Von Klassikern, wie Harry Potter und Das Sams, bis hin zu so großen Schinken, die Ähnlichkeiten mit einer Enzyklopädie hatten. Und soll ich euch mal etwas sagen, was selbst meine Eltern nicht wussten?

Ich las fast keins der Bücher.

Ich blätterte sie durch, ohne etwas aufzunehmen. Ständig blieb ich an der selben Seite hängen und konnte einfach nicht weiterlesen. Wurde nach meinem Feedback gefragt, sagte ich immer, dass ich es gut fand oder plapperte meinen Cousinen und Cousins nach, die es tatsächlich gelesen hatten. Ich fühlte mich ziemlich „dumm“ und ungebildet, weil mir das Lesen einfach keinen Spaß machte. Selbst meine kleine Schwester las mehr als ich. Es war zum Haare raufen.

Ich habe eine sehr niedrige Konzentrationsspanne.

Auch das liegt in der Familie. Als Kind hatte ich das besonders stark. Ich konnte mich nicht lange auf etwas konzentrieren, daher war das Lesen, wo viele Sinne gleichzeitig verschärft wurden, überhaupt nichts für mich. Heute habe ich kein Problem mehr damit. Ich weiß genau, dass ich nach etwa einer halben Stunde aufstehen und eine kurze Pause machen muss, mich ordentlich durchschütteln und bewegen muss – und dann geht es wieder (vorausgesetzt ich habe die Möglichkeit dazu – im Vorlesungssaal geht das eher weniger).

Mein Interesse zum Lesen begann mit Comics.

Als ich elf war, kaufte sich eine Mitschülerin das sogenannte Witch Comic* aus dem Kiosk. Ich linste hinein und mir gefiel, was ich sah. Hübsche Zeichnungen mit Mädchen in meinem Alter, die Heldinnen waren. Ach ja, und verhältnismäßig wenig Text. 😛 Meine Freundin steckte mich mit dem Comic lesen an. Eines Tages fand ich das Comic in meinem Briefkasten und war völlig baff. Meine Mutter hatte mir das Comic abonniert. Als Überraschung, weil sie wusste, wie gerne ich es las. Trotzdem hatte das Comic Lesen einen negativ besetzten Charme, denn es war ja kein „richtiges Buch“. Ich posaunte also auch nicht damit herum, aber trotzdem steckte ich meine Schwester und sogar meinen Cousin mit dem Comic an.

Und dann kam er – Edward Cullen. ♥

Ein sehr dickes Buch mit sehr vielen Seiten. Hach ja, die guten alten Biss-Bücher.* Ich war vierzehn und ausnahmslos jeder (na gut, jedes Mädchen) las die Reihe. Angesteckt von so viel Mainstream lieh ich mir das Buch von einer Freundin aus und nahm mir vor ein paar Seiten zu lesen. Die Geschichte packte mich jedoch so sehr, dass ich erst dann wieder aufschaute, als meine Mutter das Licht in meinem Zimmer ausknipste. Ich hatte die halbe Nacht gelesen – und das halbe Buch.

Leute, ihr könnt über die Twilight Filme* sagen, was ihr wollt, aber die Bücher sind wirklich mega! Selbst ich, jemand, der nie las, war gefesselt. Natürlich musste ich wissen, wie es weitergeht und kaufte mir die Bücher selbst. Ich fieberte außerdem wochenlang auf den letzten Teil und las währenddessen Fanfiction im Internet. Die Bücher hatten mich in ihren Bann gezogen und legten den Grundstein für meine spätere Liebe zum Lesen aus.

Denn von da an las ich gern. Ich lieh mir noch mehr Bücher von meiner Freundin aus, weil wir einen ähnlichen Geschmack hatten, und suchte nach meinem „Stil“.

Ich las und las und konnte gar nicht mehr damit aufhören.

Bis heute hält diese Liebe an.

Meine Liebe zum Lesen kam erst später, aber hörte nie mehr auf.

Ich hatte ein neues Medium der Unterhaltung gefunden, das gleichwohl auch bildend sein konnte. Durch das Lesen veränderte sich auch mein Schreibstil. Ich lernte neue Wörter und erweiterte kurz gesagt, meinen Horizont.

Heute ist es mir unvorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der ich nicht gerne gelesen habe.

Vielleicht muss man Kindern einfach mit einem anderen Umgang dort hineinführen. Bei mir hatte es zumindest funktioniert. Übrigens habe ich erst neulich die ganzen Harry Potter Bücher* zum ersten Mal gelesen. Seit ich sechs bin, lungern sie in meinem Schrank und jetzt, fast zwanzig Jahre später lese ich sie .:)

Wie ist das bei euren Kids? Lesen sie (un)gern? Habt ihr vielleicht sogar genau das beobachtet, was ich euch gerade geschildert habe? Dass die Lust zum Lesen erst später kam?

Liebe Grüße, Mounia

* = Partnerlinks, also Mini-Werbung

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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