Zucker… lauert überall. Ein Gespräch über Zuckerkonsum mit Friedrich Freiesleben
Friedrich: Hat jeder schon mal gehört, dass der nicht so gesund sein soll, oder? Genau deshalb habe ich letztens noch mal probiert, ihn für eine gewisse Zeit aus meiner Ernährung zu streichen. Irgendwie war‘s nämlich allgemein wieder zu viel geworden…
Sagte Friedrich Freiesleben (Studiert Ernährungsberatung) neulich, mit dem ich mich schon mal über Ernährungsprägung bei Kindern unterhalten habe hier im Blog, und daraus entwickelte sich ein Gespräch, das wir hier nachträglich protokolliert haben.
Béa: Was gilt für dich als „zu viel“ Zucker? Woran merkst du das?
Friedrich: Für mich mache ich ein „zu viel“ hauptsächlich an der Regelmäßigkeit von Snacks fest. Irgendwann bemerke ich einfach, dass ich mich fast jeden Abend in Gesellschaft von Freunden oder bei einer Serie alleine beim Snacken wiederfinde. Wenn dann noch andere Quellen dazukommen wie alle möglichen vermeintlich salzigen Speisen, reicht’s auch irgendwann mal.
Denn egal, ob es uns bewusst ist oder nicht:
Zucker steckt ÜBERALL drin!
Ja, klar, über Marmelade, Softdrinks, Säfte, Honig, Schokolade, Gummibärchen und dergleichen müssen wir wahrscheinlich gar nicht mehr reden. Und auf so etwas verzichten zu können, ist auch schon mal eine Kunst für sich. Tatsächlich bleibt es aber auch nur dauerhaft so schwierig, wenn wir trotzdem andauernd wieder in vermeintlich herzhafte Zuckerfallen tapsen.
Wenn ihr euch das nächste Mal Sushi, einen Döner oder auch eine so schön gesund aussehende Bowl holen geht, schmeckt doch mal etwas genauer hin…
Ist der Reis wirklich salzig?
Sind die Mohrrüben und die Zwiebeln wirklich nur in Öl angebraten?
Und wonach schmecken eure Saucen?
Jap! Wieder Zucker!
Béa: Moment mal, wie kann ich wirklich herausfinden, welche Zuckermengen in den Saucen oder anderen Restaurantspeisen drin steckt?
Friedrich: Da hilft leider in den meisten Fällen wirklich einfach nur: hin schmecken. Bei manchen Läden kann man auch die Nährwerte nachfragen. Je gesünder die Aufmachung des Ladens ist, oder je größer die Kette ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie da weiterhelfen können. Trotzdem ist es im Allgemeinen immer noch relativ selten, dass man die exakten Nährwerte des Essens erfragen kann. Was aber alle können sollten, ist zu antworten, wo Zucker beigemengt wurde, auch wenn’s nicht die exakte Menge ist.
Ansonsten: Hin schmecken!
Und wer könnte den Industrien und Restaurants auch einen Vorwurf machen? Zucker schmeckt uns halt…
Und wir suchen ihn immer wieder, denn die süße Genusserlaubnis, die uns hier in den Rücken fällt, ist leider viel zu tief in unserem Erbgut verankert, als dass wir sie so einfach loswerden könnten.
Denn in der Natur gilt:
Süß ist nicht giftig!
Béa: Der Hang zum Süßen hat der Menschheit beim Überleben geholfen?
Friedrich: Genau. Was uns heute krank macht, war früher garantiert gesund. Schlichtweg, weil die unglaublichen Mengen an Zucker, die wir heute konsumieren, in der Natur einfach nicht zu bekommen waren. Und wenn doch, wie durch den Honig nach dem erfolgreichen Plündern eines Bienenvolkes, dann jedoch bei Weitem nicht so regelmäßig und mühelos wie heute.
Schlussendlich gibt es kaum etwas, was uns nicht besser schmeckt, wenn wir ein wenig Zucker unterschummeln. Einen Schuss Mirin (Süßer Reiswein) in die Ramen, die Zwiebeln karamellisieren, bevor wir die Tomatensauce weitermachen, das Curry mit Honig abschmecken. Es nimmt kein Ende und wir machen es wirklich überall. Das führt zu einem weiteren interessanten Umstand:
Wir schmecken süß kaum noch.
Als ich mal fünf Tage wirklich komplett auf jeglichen Zucker verzichtet habe, fiel mir plötzlich Süße an Ecken auf, an denen ich sie absolut nicht erwartet hätte.
Gurke… Süß!
Mineralwasser… Süß!
Mandeln, Wal- und Haselnüsse… Allesamt Süß!
Tatsache ist: Nur weil wir uns so mit Zucker vollgepumpt haben, ist unser Süßempfinden so weit abgestumpft, dass wir nur noch problematisch große Mengen an Zucker als süß wahrnehmen. Wenn ihr euch aber dem Zuckerentzug stellen wollt, werdet ihr sehr bald merken, dass im Austausch gegen Süßigkeiten, alles andere immer besser schmeckt.
Béa: Ich habe gehört, dass Leute, die den Zucker radikal und komplett weglassen, richtige Entzugserscheinungen haben (wie ich beim Kaffee)… Stimmt das?
Friedrich: Ja, stimmt! Kommt aber darauf an, wie schwerwiegend ihr schon in der Sucht drin wart… Nicht jeder hat sie, aber jeder könnte sie haben.
Und: Ja!
Es gibt tatsächlich mögliche Entzugserscheinungen bei Zuckerentzug, wie zum Beispiel:
• Heißhunger
• Kopfschmerzen
• Energielosigkeit
• Erhöhte Kampfanfälligkeit
• Übelkeit
• Blähungen
• Bauchkrämpfe
• Depressive Verstimmungen
• Angstattacken oder Unruhe
Dennoch ist ein kalter Entzug meiner Meinung nach wirklich die beste Lösung.
Denn je langsamer ihr den Entzug macht, desto länger habt ihr mit einer minimal subtileren Form all der genannten Entzugserscheinungen zu kämpfen. Also vielleicht eher einen Monat als eine Woche.
Ich persönlich hätte aber lieber drei richtig bescheuerte Tage, die dann noch vier Tage ausklingen und in denen ich die Vorteile schon richtig zu spüren bekomme, als einen von mittelmäßigem Unwohlsein geprägten Monat, der trotzdem alle der genannten Symptome aufweist.
Gesundheitlich ist es in jedem Fall schon mal lohnenswert. So wird unter anderem das Risiko für Herzkreislauf Erkrankungen, verschiedene Krebsarten, Adipositas und Diabetes gesenkt.
Aber auch auf die akute Lebensqualität hat ein Zuckerverzicht direkten Einfluss.
Sehr häufig beobachten Leute zum Beispiel:
• Weniger Abgeschlagenheit
• Ein verbessertes Hautbild
• Gewichtsabnahme
• Allgemein verbesserte Laune
• Weniger Stimmungsschwankungen
• Kein Energietief nach dem Essen
Und wenn ich noch die Effekte auf die Darmflora einbeziehe, muss ich für meinen Teil wirklich sagen, dass sich die Mühe lohnt. Zumal man den kalten Entzug durch ein paar Tricks um ein Vielfaches erleichtern kann.
So würde ich jedem der vorhat auf Zucker zu verzichten empfehlen in dieser Zeit BESONDERS auf seinen Magnesiumhaushalt zu achten, so wie für genug Schlaf zu sorgen und sich möglicherweise drei bis vier möglichst stressfreie angenehme Tage zu bereiten. Wer besonders an Heißhungerattacken zu leiden hat, kann auf Nüsse und Tees zurückgreifen und auch gerne mehr als drei Mahlzeiten pro Tag einlegen. Die dann natürlich etwas kleiner ausfallen sollten. Weißmehlprodukte wie zum Beispiel Nudeln oder Weißbrot sind natürlich auch nicht ideal, wenn wir probieren, unseren Blutzuckerspiegel irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.
Auf meinem Instagram Kanal @friedrichfreiesleben werde ich im Zeitraum um diesen Artikel herum auch noch mal ein Paar besonders magnesiumreiche Rezepte posten, die ihr gerne jederzeit ausprobieren dürft. Und da Magnesium ganz nebenbei auch noch die Stressresistenz erhöht, kann das ja eigentlich nie schaden ;).
Béa: Danke lieber Friedrich für diese Einsichten und Empfehlungen!
Und wie ist es mit euch? Habt ihr euren Zuckerkonsum im Griff? Erzählt mal…
Liebe Grüße,
Béa
P.S. Ich stehe gar nicht auf „süß“, deswegen freue ich mich über alle Tipps, die mit wenig und natürlichem Zucker auskommen. Das hier auf Friedrichs Instagram Profil fand ich mega:
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- 07. Jul 2022
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