Ernährungsprägung bei Kindern: Sie kopieren uns, auch beim Essen! Ein Gespräch mit einem Studenten der Ernährungswissenschaft


Vor kurzem haben Béa und ich uns zusammen an einem Videopodcast probiert. Wir sind wirklich auf eine ganze Menge interessanter Themen gekommen, weshalb wir auch direkt im Anschluss beschlossen haben, den Inhalt auf keinen Fall den Menschen vorzuenthalten, die lieber lesen.

Für diese sind die wesentlichen Punkte unserer Unterhaltung weiter unten schriftlich zusammengefasst… und die, die lieber hören und sehen, können einfach auf START drücken. Sonst weiterscrollen und die Zusammenfassung checken!

Aber erstmal zu der offensichtlichsten Frage: Wer bin “Ich” eigentlich? 😉

Friedrich Freiesleben.

Béa ist stolz darauf, dass ich „Schüler Nr. 3“ auf der von ihr gegründeten ersten Phorms Schule, damals, in 2006… Vielleicht erzählen wir auch mal davon irgendwann. Auf jeden Fall möchte ich hier im Tollabea Blog öfters mal beitragen, und lerne selbst, wie das Bloggen und „influencen“ funktioniert. Jetzt studiere ich momentan im 3. Semester “Ernährungstherapie und Ernährungsberatung”.

Dazu gebracht hat mich allerdings eine etwas unangenehmere Geschichte:

Nach meiner Schulzeit haben nämlich einige Faktoren zusammen dazu geführt, dass ich regelmäßige Panikattacken bekam. Begleitet von einer dauerhaften subtilen Angst (auch Anxiety) die mich überall hin begleitete und von einer Atemnot her ruhte, die durch starke Rückenschmerzen verursacht wurde. Ich konnte schlichtweg meinen Brustkorb nicht heben.

Ich machte mich auf die Suche nach Schmerzfreiheit, die Psyche und Körper gleichermaßen miteinbezog… Dann musste ich feststellen, dass so gut wie nichts so einen Einfluss auf die Möglichkeit unseres Wohlbefindens hat wie die Ernährung.

Und hier bin ich jetzt im 3. Semester meines Studienganges.

Aber war die Art und Weise, wie meine Eltern mich ernährt hatten, den wirklich so fatal gewesen, dass es diese Folgen ausgelöst haben könnte?

Nein! Eindeutig nicht! Die Teile meiner Ernährung, die diesen Zustand mit hervorgerufen hatten, habe ich mir selbst zuzuschreiben. Nach der Schule drei Nackensteaks, sieben Eier oder auch einfach mal ein Proteinshake. Denn meinemdamaligen Wissensstand bedeuteten mehr Proteine: mehr Muskeln. Die wollte ich haben, trainierte und aß viele Proteine. Viel zu viele! Meinen Eltern ist es vermutlich eher zu verdanken, dass ich mich wenigstens in Ansätzen noch vertretbar ernährte.

Dennoch, der Schmerz war eindeutig. Ich habe bis zu dieser “Klatsche” die mir mein Körper mit den Schmerzen erteilte nichtmal gewusst, dass unser Körper uns direkte Rückmeldung zu unserem Essverhalten gibt.

Intuitives Essen

“Warte… Soll das etwa heißen, unser Körper sagt uns, was er braucht?”

Ja! Tatsächlich tut er das. Zumindest nach der Theorie des intuitiven Essens, die sich für mich als wahr herausgestellt hat.
Wenn wir nämlich eine halbe bis eine Stunde nach dem Essen in uns gehen und gucken, wie sich das Essen auf unser Wohlbefinden ausgewirkt hat, wird meiner Erfahrung nach so gut wie jeder einen Unterschied bemerken.  Das Problem ist eher, dies in Worte zu fassen. Und noch schwieriger ist es davor: Wir halten die Lust, etwas zu essen, für „Hunger“. Ich zumindest habe es früher nicht einmal in Erwägung gezogen, weiter in mich zu gehen und zu erspüren worauf ich genau Lust hätte es jetzt zu essen. Und warum…

Heute mache ich es. Und hier zählen erstmal nur unverarbeitete Grundzutaten. Das sind nämlich die Nährstoffbomben, auf die wir es abgesehen haben… Gemüse! Obst! Vollkorn!

Interessenentwicklung

Béa fragte: Noch mal zurück zu deinem Werdegang… Hast du dich auch in der Schule schon für Biologie interessiert? Und wenn ja, hat es deine Entscheidung beim Studiengang beeinflusst?

Ja! Tatsächlich war Biologie in der Schule mit Psychologie, Kunst und Sport eines meiner Lieblingsfächer. Ich habe sogar ein Semester Bio studiert, weil das Interesse aus der Schulzeit ein guter Ansatzpunkt war, beim Versuch herauszufinden, was mich tiefgreifender interessiert. Ich hab jedoch sehr bald bemerkt, dass mich vor allem der Mensch und alles was seine Fähigkeit sich glücklich und erfüllt zu fühlen beeinflusst interessiert.

Ernährung in der Kindheit

Béa: Aber wo Ernährung ja so wichtig zu sein scheint, mal eine Frage, die unsere Leser vermutlich brennend interessieren wird: Worauf sollte man bei der Ernährung seiner Kinder achten?

Vermutlich haben viele, die sich bereits mit dem Thema befasst haben, schonmal von den “ersten 1000 Tagen“ gehört. Was aber viel zu wenige wissen, ist, dass diese schon mit dem Beginn der Schwangerschaft starten und sich über die ersten zwei Lebensjahre erstrecken, womit man dann grob auf 1000 Tage kommt. Grund dafür ist mitunter die Geschmacksprägung des Kindes, die zum Großteil im Mutterleib stattfindet. Das Kind trinkt nämlich ab dem Zeitpunkt, wo es schlucken kann, pro Tag zwischen 200 und 300ml Fruchtwasser. Und das Fruchtwasser enthält mitunter die Aromastoffe der Nahrung der Mutter!

Dadurch sind die Geschmäcker der Nahrungsmittel, die die Mutter in der Schwangerschaft gegessen hat, für das Kind nicht mehr neu, weshalb sie dem Radar der angeborenen Neophobie von Kindern entgehen.
Außerdem wollen Kinder ja grundlegend sowieso innerhalb der ersten 2 Jahre sowieso alles in den Mund nehmen, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Deshalb lasst sie doch einfach mal mit großen Nahrungsmitteln spielen, die sie nicht verschlucken können. So können sie den Geschmack schonmal kennenlernen.

Zudem kopieren Kinder häufig die Einstellung ihrer Eltern zum Essen. Wenn es infrage kommt, Dinge kategorisch auszuschließen, werden sie das auch machen, bis nur noch das übrig bleibt, was extra auf unseren Instinkt zugeschnitten ist: “Süßigkeiten”!

Die man nebenbei erwähnt in den ersten 1000 Tagen sogar am besten ganz weglässt. Der Darmflora zuliebe ;).

Aber mal im Allgemeinen: Worauf kommt es bei einer gesunden Ernährung an?

Wenn ich hier nur einen Tipp geben dürfte, wäre es:

Einen hohen Anteil an Ballaststoffen aus einer Vielzahl von verschiedenen Produkten zu ziehen.

Dadurch erreicht man passiv so gut wie alle Empfehlungen, die ich noch geben könnte und tut zusätzlich seiner Darmflora noch etwas Gutes.

Was hat es eigentlich mit dieser Darmflora auf sich?

Die Darmflora sind alle Bakterien, die wir im Darm haben. Sie hat sehr wahrscheinlich einen enorm großen Einfluss auf unsere Nervengesundheit, unser Immunsystem und sogar unsere Psyche. Ich mache sie Leuten gerne greifbar, indem ich sie mit unserem Bauchgefühl vergleiche. Sie ernährt sich von den Kohlenhydraten, die wir zu uns nehmen. Wobei Zucker, wie auch im Mund, die ungesunden Bakterien, und Ballaststoffe, die schützenden Bakterien, fördert.

Übrigens, an dieser Stelle eine Empfehlung von uns beiden: „Darm mit Charme“ von Guilia Enders, eines der genialsten Sachbücher, die das Thema richtig gut erklären… sogar so, dass auch 12-Jährige folgen können.
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Zucker führt also einfach dargestellt auf lange Sicht zu einem schlechten Bauchgefühl, Ballaststoffe (Gemüse und Obst) zu einem guten.

Zusätzlich bestimmt die Darmflora auch noch demokratisch worauf wir Appetit haben. Haben wir viele Bakterien im Darm, die Zucker mögen, haben wir eher Lust auf Zucker. Umgekehrt verhält es sich genauso mit Bakterien, die gerne Obst und Gemüse essen. Wir können sogar unser Appetitempfinden umpolen, indem wir nur die eine Bevölkerungsgruppe füttern. So hart das auch klingen mag.

Und das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Anmerkung Béa: So, liebe Leute, und jetzt bin ich gespannt…

Welche Erfahrungen habt ihr mit euren Kindern und wie habt ihr sie geprägt für ihre Ernährung?

Und wenn ich mit Friedrich mal wieder posdcaste: Was soll ich fragen?

Liebe Grüße,

Béa

P.S. Übrigens Friedrich ist bei Instagram hier zu finden und zu folgen – er hat auch einige ganz coole Rezepte in seinen Postings. 

Friedrich Freiesleben
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2 Kommentare

Inma
Antworten 16. Dezember 2021

Ja dann würde ich sagen, dass die ersten 1000 Tage super waren und dann… mit 2 fing er an alles zu verweigern. Probierte, würgte, spuckte aus… Sogar Pommes, die er sonst liebte! Bis er bei rund 10 Nahrungsmitteln blieb, und dies bis heute. Er ist 6. Tipps der Ärzte und Ernährungsberaterin brachten nichts. Essstörung, Picky Eater… Wir stecken mittendrin und der Druck von allen Seiten ist enorm. Zu Hause nehmen wir es locker. Es geht ihm gut, er wächst und nimmt zu. Aber mich graust schon der nächste Arztbesuch und der grösser werdende Druck…

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