Die besten Zitate beim Elternblogger-Award von Scoyo
In diesem Sommer habe ich noch viel mehr Elternblogger-Texte gelesen als sonst: Ich war Jury-Mitglied beim Scoyo Elternblogger-Award – zusammen mit meiner Blogger-Kollegin Anna Luz de Léon alias Berlinmittemom und Sina Wendt (Ferndurst, Redaktionsleitung scoyo ELTERN! Magazin). Was für tolle Gedanken und Ideen, Rants und Anekdoten haben wir genossen!
Für die 10 Besten könnt ihr nur noch heute und morgen abstimmen, also bis 16. Oktober. Denkt dran, unter allen, die abstimmen, verlost Scoyo einen einmaligen Leser-Award von 150,- Euro!
Für die Blogger ist auch etwas drin, und zwar eine schöne Anerkennung ihres Tuns:
- Platz 1: 1.500 Euro
- Platz 2: 1.000 Euro
- Platz 3: 700 Euro
Damit ihr es einfacher habt, habe ich bereits aus jedem Text das stärkste und bewegendste Zitat herausgesucht… dann könnt ihr euch gleich bezaubern lassen – und vielleicht auch weiterlesen. Also: Eigentlich unbedingt weiterlesen!!!
1. Mareice Kaiser vom Kaiserinnenreich mit Leerstelle
“Wer fehlt denn heute?”, fragt die Erzieherin am Ende, wie jeden Tag. “Kaiserin 1 fehlt”, rufen mehrere Kinder im Chor. Ich schlucke.
Erzieherin: “Stimmt, Kaiserin 1 fehlt. Wisst ihr auch, warum?”
“Die ist gestorben”, rufen die Kinder fröhlich durcheinander.
“Eine Kerze für Kaiserin 1 anmachen”, fordert eines der Kinder.
“Ich will, ich will”, rufen alle durcheinander.
Ich schließe die Kita-Tür hinter mir, weinend und lächelnd.
* * *
2. Andrea Harmonika mit Arschbombe
Aber erstaunlicherweise brüllt sie gar nicht: „HÖR AUF ZU HEULEN, HECKER“ in sein Ohr, sondern sagt einfach in ganz normalem Ton: „Du brauchst keine Angst zu haben. Du schaffst das.“
Sie sagt das mit fester, schnickschnackloser Stimme, die keinen Zweifel daran zulässt, dass sie an die kleine Schissbuxe mit den Schwimmscheiben glaubt.
Und der Kleine schwimmt los.
Und geht unter.
Spuckt Wasser. Hustet und würgt.
Wird gehalten.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Du kannst das.“
Und er schwimmt weiter. Geht wieder unter.
Taucht wieder auf.
Hustet.
Und schwimmt den Rest zu Ende wie ein Großer.
Am Beckenrand angekommen, dreht er sich um und strahlt irre stolz über das ganze Gesicht. Die Schwimmlehrerin nickt ihm zu, weist meinen Sohn in die Schranken, der in irgendeinen kollektiven Blödsinn mit Tauchringen verwickelt ist, und schwimmt wieder zurück zum nächsten Kind.
Ich lasse dieses Bild noch einen Moment auf mich wirken, bevor ich meinem Mann das kurze Kind in die Hand drücke und gehe. Weil ich jetzt etwas tun muss, das ich bereits vor 30 Jahren hätte tun sollen.
Ich gehe aus dem Trainingsbereich hinaus und zum Sprungbecken.
* * *
3. Maximilian Buddenbohm von Herzdamengeschichten mit Ein anderer Spiegel
Ich sehe das Kind und es treibt mir fast Tränen in die Augen, was ist das denn bloß? Ich denke schon seit Wochen darüber nach und ich glaube, ich weiß es jetzt, es ist das Lachen. Denn der Junge lacht, über sich lacht er, über den Moment, über alles, er ist ganz und gar in seinem Spaß und in seiner Freude, ich kann das fühlen. Und weil es so ist, als würde ich mich selbst ansehen, fühle ich auch diese Freude am Moment wieder, körperlich fühle ich das, nicht nur als abstrakte Ahnung, diese Sorglosigkeit des absoluten Jetzt und ich glaube, das ist es, das tut weh.
Denn im Jetzt ist man in meinem Alter nicht mehr sorglos und unbedacht, ganz im Gegenteil. Man ist sehr durchdacht und sehr besorgt, man ist voller Verantwortung und Schwere und Vernunft und hat es getragen schon sieben Jahr, was nicht einmal ausreicht, und die vielen Eisenringe um die Brust stehen uns auch gut, so ist es ja nicht, man war eben stets bemüht, wie einem die Falten im Gesicht jederzeit attestieren.
* * *
4. Henriette Zwick von ME Supermom mit Von Sandwicheltern und Rabenkindern
Offensichtlich scheint es leichter, Leute in Kategorien zu stecken, um ihr Verhalten zu erklären. Gern bei Eltern praktiziert. Das sind dann nicht immer nette Schubladen, in denen man hängt aber gut, kannste nix machen. Neben den üblichen Einordnungen gibt es aber auch Gruppen, an die noch gar keiner gedacht hat. Bis jetzt:
…
Das Rabenkind
Rabenmutter (oder Vater) bist du in überspitzter Form, wenn du dich nicht angemessen um deinen Nachwuchs kümmerst und einfach mal Nutella Toast servierst, sie aus deinem Bett schubst, weil du deine Ruhe haben willst, sie in die Kita verbannst und abends von der Nanny bewachen lässt, weil du gern ins Kino willst. Kennen wir ja alle diese Schublade. Aber Rabeneltern haben oft Rabenkinder! „Geh weg!!“ „Nich du, Papa soll!“ „Is kann das aaaallleine!“ „Dis ssmeckt mia üüübahaupt ga nis!“ „Is will jetz aber Kikaninchen gucken. Is mir egal, was du machen willst!“ Man wird verstoßen, ist plötzlich nicht mehr die beste Freundin, wird von der Geburtstagsfeier ausgeladen, verkümmert vernachlässigt auf dem Sofa und schaut mit großen Kulleraugen seinem Rabenkind hinterher.
* * *
5. Sévèrine Bonnini von Mama on the Rocks mit Ich halte deine Hand
Sie wackelte unbeirrt weiter am Zahn. «Doch, doch, es ist irgendwie anders. Ich glaube, heute ist es so weit. Ich habe Angst!»
Sie blickte mich mit ängstlichen Augen an. Das Ungewisse verunsicherte sie.
Ich nahm sie in den Arm. «LadyGaga, ich werde Dich nicht anlügen. Du wirst es ein wenig spüren, wenn Du den Zahn herausziehst. Es wird vermutlich auch ein wenig bluten. Es wird nicht wehtun, aber vielleicht ist es unangenehm. Sicher aber merkwürdig. Aber Du wirst so sehr wollen, dass der Zahn draussen ist, dass Du jede Empfindung in Kauf nimmst. Und ich bin bei Dir, mein Schatz.»
…
So also fühlt es sich an, wenn man dabei sein darf, wenn das eigene Kind Grosses leistet und über sich selbst hinauswächst. So also werde ich mich fühlen, wenn LadyGaga heiratet. So wird es sein, wenn sie ein Kind kriegt. Ein bisschen zumindest. Ich kann ihr keine Geburt abnehmen, und auch den Liebeskummer nicht. Ich kann keine Prüfungen für sie schreiben und auch kein Bewerbungsgespräch an ihrer statt führen. Ihr erstes Mal wird sie genauso ohne mich erleben wie die erste Trennung von einem geliebten Menschen. Ich kann nicht ihr Leben leben. Immer aber werde ich da sein und ihre Hand halten, wenn sie mich braucht. Ich kann sie begleiten, soweit sie mich mitgehen lässt. Ihr Glück ist mein Glück. Meine Hand in ihrer. Das ist alles, was ich will.
* * *
6. Berit Hullman von Babyleaks mit Mein Leben für dich: eine Leber für Lilly
Mein iPhone vibriert auf dem Tisch. Ich bekomme zahllose Nachrichten. Freunde und Verwandte drücken Daumen und denken an uns. Viele hatten angeboten, den Tag mit mir zu verbringen. Aber ich wollte erstmal allein warten.
Um 9:30 Uhr bezahle ich meinen Kaffee und laufe zur Klinik-Kapelle.
Ein altes Paar kommt mir entgegen. Die Kapelle ist leer.
Ich zünde eine Kerze an und setze mich auf eine Kirchenbank.
Was für ein erstes Lebensjahr Lilly hinter sich hat!
Bis ihre Diagnose feststand, vergingen fast acht Monate. Acht Monate, in denen kein Mediziner eine Erklärung für ihre gelbe Haut und ihre gelben Augen hatte. Acht Monate, in denen wir nicht wussten, ob wir hoffen durften oder bangen mussten. Immer wieder waren wir im Krankenhaus. Lilly nahm kaum Gewicht zu, bekam eine Magensonde durch die Bauchdecke operiert. Bei jedem kleinen Infekt, den gesunde Kinder mit ein paar Tagen Bettruhe und etwas Fiebersaft wegstecken, lag sie sofort auf der Kinderstation.
Doch auch bevor wir die konkrete Diagnose kannten, war klar: Lilly braucht eine neue Leber.
* * *
7. Patricia Cammarata von Das Nuf mit Willkommen in der Bastelmuttihölle
Die Realität eines Bastelnachmittags ist so hart und ernüchternd, dass in jeder Bewerbung um einen Job unter dem Punkt »Besondere Qualifikationen« die genaue Anzahl aller überstandenen Bastelnachmittage stehen sollte. Und stünde da eine Zahl unter zehn, wäre die Person für das mittlere oder obere Management nicht geeignet.
…
Sehr oft liegt dort auch zur Verschönerung der Endergebnisse sehr viel Glitzerstaub. Wenn man dann an einem der kleinen Tische auf einem der klitzekleinen Stühle Platz genommen hat, kann man langsam bis Hundert zählen und spätestens dann ertönt ein erster Aufschrei, weil ein Kind eines der Glitzerstaubgefäße versehentlich umgeworfen hat.
Meistens so, dass sich der Glitzerstaub in hohen Bogen in die Luft entleert, um
dann minutenlang als glitzernder Smog den Raum zu verdunkeln. Danach rieselt der Glitzernebel langsam auf Tische, Stühle und Menschen herunter.
Sobald er mit Haut in Kontakt kommt, wird eine chemische Reaktion in Gang gesetzt und es bildet sich eine unentfernbare Patina.
Keine Dusche der Welt, kein Schwamm und keine Bürste entfernen diese Glitzerschicht. Wenn man sie erst mal hat, muss man etwa sieben Jahre warten, bis sich alle Zellen im Körper erneuert haben. Erst dann fällt sie ab.
Ein bisschen Glitzer schadet nicht, werden die ungehorsamen Kinderlosen, die trotz meiner eindringlichen Warnung weitergelesen haben, denken. Aber jetzt fragt euch mal, in welchen Berufsgruppen man normalerweise glitzert. Niemand denkt bei gold glitzernder Haut ans Laternenbasteln. Bestenfalls gerät der glitzernde Elternteil in den Verdacht nebenberuflich in der großen Gala-Show des Berliner Friedrichstadtpalasts mitzutanzen.
* * *
8. Kathrin von Ökohippierabenmütter mit Tröste dich, es geht vorbei
Irgendwann werden sie nicht mehr auf meinen Arm wollen. Sie werden selbst aus dem Auto aussteigen. Sie werden ihre Brote selber schmieren und ihre winzigen kleinen Hände werden mit dem Rest von ihnen so groß gewachsen sein, dass sie selber an das Waschbecken kommen und ihre von Himbeeren und Schokolade verschmierten Gesichter selbst werden waschen können. Sie werden mir irgendwann keinen Abschiedskuss am Schultor mehr geben. Sie werden mich irgendwann anrufen und sagen: „Mama, ich komme allein nach Hause!“ Und irgendwann werden sie sagen: „Mama, ich habe da jemanden kennengelernt“. Sie werden ausziehen, sie werden erwachsen sein, sie werden ihr Leben führen.
Und ja, es geht vorbei.
Der Stress, die Anstrengung, das Schreien, die schlaflosen Nächte, die extra Kilos mit Kind im Tragetuch und Einkaufstüten, die Wutanfälle in der Autonomiephase, die Geschwistereifersucht und die Erschöpfung, körperlich und seelisch.
Genau so, wie die eng eingekuschelten Nächte mit meinem Baby, das so perfekt in meinen Arm, an meinen Oberkörper, fest an mich gedrückt, passt.
* * *
9. Frau Lavendel und ihre Kinder mit Drama, erster Akt
Junger Bursche: „Hä?“
Frau: „Wie gern würde ich von dir hören, dass du verstehst worin mir liegt der Sinn. Du kannst nicht immer nur der Lust nachfolgen. Wisse, mit seinem Geschlecht hat noch kein Mann einen Besenstiel erworben. Es gibt Pflichten, Sohn, Pflichten, denen kann man nicht entkommen, so zwingend folgen sie dir nach. Und wenn auch itzo deine Triebe wallen, so lasse sie nicht deine Gedanken und dein Gewissen beherrschen. Sei wahrhaft Mann und beherrsche du die Triebe. Stehe auf, wenn die Sonne den Morgen küsst und wandere den Weg zu den Hallen des Wissens. Lerne, Sohn, lerne und entwickele dich zu einem wahrhaftigen Menschen, der mit Taten glänzt.“
Junger Bursche: „Mutter, du nervst.“
Er dreht sich um und geht ab.
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10. Lisa Harmann von StadtLandMama mit Ich schaffe einfach nichts mehr
Mit 31 bin ich in einem Alter, in dem gefühlt der gesamte Freundeskreis beschließt, nun mal mit der Familienplanung zu beginnen – in Deutschland liegt das Durchschnittalter einer Frau beim ersten Kind bei 30 Jahren, das passt also. Und seitdem höre ich diesen Satz wieder so häufig: „Ich schaff einfach nichts mehr.“ Und dagegen möchte ich heute einmal anreden. Gegen diesen Satz und seine Aussage.
Du schaffst nämlich wohl eine ganze Menge. Mehr sogar vermutlich, als Du jemals zuvor geschafft hast.
Du schaffst Urvertrauen.
Du gibst bedingungslose Liebe.
Du bist 24 Stunden am Tag mit Gedanken an einen anderen Menschen als Dich beschäftigt und jederzeit ansprech- und einsetzbar.
Du wechselst Windeln.
Du schuckelst, küsst, kuschelst, trägst einen kleinen Menschen.
* * *
So, ist das nicht alles wundervoll? Und wenn ihr den wundervollsten Text von den wundervollsten Texten gefunden habt – dann stimmt für ihn ab. Glaubt mir, je mehr von euch mitmachen, desto mehr Motivation verspüren die BloggerInnen, noch mehr solch wundervolle Texte zu schreiben.
Na los: Hier abstimmen. Schnell!
Und einmal für hier und für mich: Welcher Text ist eigentlich euer Favorit?
Liebe Grüße,
Béa
- 15. Oct 2016
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