„Alle außer mir werden eingeladen“ – Was tun bei einsamen Kindern ohne Freunde?
Nicht alle Kinder sind glücklich und unbeschwert… Einige von ihnen fühlen sich allein oder einsam. Ich möchte euch mit einer persönlichen Geschichte erzählen, was ihr als Eltern mit einsamen Kindern ohne Freunde tun könnt.
Vor einiger Zeit teilten wir mit euch den Sachverhalt einer besorgten Mutter, die uns erzählte, dass ihr Sohn erst niemand im Kindergarten mochte, er bei Feiern nicht mehr eingeladen wurde und er sich nun aus Selbstschutz zurückzieht.
Einsame Kinder brechen uns das Herz. Als Erwachsene denken wir oft, dass es im Kindsalter noch so leicht ist, Freunde zu finden und jemanden zum Spielen zu haben. Aber nachdem wir diesen Beitrag bei Facebook mit euch teilten, war klar, dass das kein Einzelphänomen ist. Es gibt einsame Kinder und in diesem Fall weiß ich, wovon ich spreche.
Ich selbst war auch ein einsames Kind.
Als Kind zog ich mit meiner Familie in eine völlig neue Stadt und lies all meine alten Freunde dort zurück. Ich wusste damals noch nicht, dass ich die meisten von ihnen nie wiedersehen würde. Dass aus dem Auge auch aus dem Sinn bedeutet, war mir lange nicht klar. In Berlin, einer lauten, stinkenden Großstadt erlebte ich trotz meinen marokkanischen und singhalesischen Wurzeln erstmals einen Kulturschock. Alles erschien mir so anonym, unhöflich und fremd.
Was tun bei einsamen Kindern ohne Freunde?
Freunde finden war nicht so leicht wie gedacht. Auf die Schule, auf die ich kam, herrscht bereits eine konsequente Gruppierung. Niemand kannte mich und niemand hatte Interesse daran mich kennenzulernen. Bis auf die Geburtstage zweier Freundinnen wurde ich nie eingeladen. Auch sonst blieben mir sonstige Feierlichkeiten wie Halloweenpartys oder Fasching vorenthalten.
Ich könnte ewig darüber spekulieren, warum das so war – ob Kinder neue Menschen grundsätzlich meiden, oder dass es vielleicht an meiner introvertierten Art lag, die sie abschreckte. Vielleicht war es auch mein Aussehen (außer meiner Schwester war ich die einzige dunkelhäutige an der Schule), welches viele anfangs irritierte.
Durch meine Schwester war ich nie allein.
Die ersten Jahre meines Umzugs nach Berlin waren meine einsamsten und gleichermaßen meine glücklichsten Jahre. Meine Schwester und ich waren nicht nur verwandt und teilten uns unsere Eltern, wir wurden auch die besten Freundinnen. Gerade weil wir nicht mehr im selben Zimmer schliefen, veranstalteten wir regelmäßige „Sleepover“ (im jeweils anderen Zimmer) und machten auch sonst viel zusammen. Da sie und ich beide in denselben Schuhen steckten, wussten wir, wie wir uns fühlten. Durch meine Schwester kann ich sagen, dass ich mich trotz des einsamen Alltags in der Schule trotzdem nicht allein war.
Ich bin daher unendlich dankbar, dass ich als Kind immer eine Schwester zum Spielen hatte.
Durch Hobbies lernen Kinder neue Menschen kennen!
Julia Hirschauer kommentiert bei unserer Frage bei Facebook Folgendes: „Hat das Kind vielleicht Interesse einem Musik- oder Sportverein beizutreten? Meiner Meinung nach lernt man im Verein neue Leute kennen (gut für Kind und Eltern). Es gibt immer was zu tun und Kinder können zeigen, was sie können.“
Ich kann ihr da nur mit einem heftigen Nicken zustimmen. Auch ich kam durch meine Hobbies in Kontakt mit neuen Menschen, mit denen ich sogar ähnliche Interessent teilte.
Es braucht nicht viele oberflächliche Freunde, solange es wenige echte gibt.
Ich war nie ein Mensch, der viele Freunde auf seinem Geburtstag hatte. Aber die meisten von ihnen begleiten mich noch heute. Wie gerne würde ich meinem jungen Ich sagen, dass es nicht auf die Anzahl ankommt. Ein(e) einzige gute(r) Freund(in) kann die Welt bedeuten!
Das scheint im Übrigen auch Alexandra Nadja so zu sehen: „Ich wünschte hätte sehr viel früher verstanden, was FREUNDSCHAFT und FREUNDE wirklich bedeutet und dass man davon wirklich nur sehr wenige braucht und haben kann. Ich verstehe durchaus das es sehr schwer ist einem Kind genau das zu erklären. Aber ich glaube man kommt einfach nicht drum rum.“
Liebe Mamas, liebe Papas, aus den Tipps der Community und meiner eigenen Erfahrung kann ich nun folgendes sagen:
Wenn euer einsames Kind ein oder mehrere Geschwisterchen hat, dann hoffe ich sehr, dass es seine fehlenden Freudnschaften ein wenig mit ihnen kompensieren mag. Ansonsten denke ich, dass Hobbyvereine und sonstige Orte, an denen Kinder andere Kinder kennenlernen können, sehr fördernd ist.
Aber das wichtigste ist bedingungslose Unterstützung! Lasst eure Kinder spüren, dass ihr für sie da seid und sie niemals einsam sind, solange sie ihre Eltern haben. Meine Mutter wusste damals nichts von meinen Schwierigkeiten der Freundesknüpfung, aber ich wünschte, dass sie mir so etwas ähnliches gesagt hätte.
Falls ihr euch den ganzen urspünglichen Beitrag der Leserin anschauen wollt, könnt ihr das hier tun:
Liebe Grüße,
Mounia
Eva
28. Februar 2019Hallo Mounia, das ist ein ganz wunderbarer Beitrag zu dem Thema. Ich war auch ein Kind, das eher introvertiert war und sich in großen Gruppen schwer getan hat. Aber ich hatte meine Familie (mit zwei Schwestern und einem Hund).Wer weiß, ob sich eine so gute und enge Beziehung mit meinen Eltern und Geschwistern entwickelt hätte, wenn es anders gewesen wäre. Heute habe ich einige sehr enge Freunde und fand es sehr angenehm, dass sich diese Freundschaften nicht aus einer festen Gruppe heraus - wie einer Schulklasse - entwickeln mussten. Viele Grüße Eva
Jule
30. September 2020Das hilft mir leider gar nicht. Wo gibt es selbsthilfegruppen, Workshops, wochenend-aktivitaten, etwas zu tun unter der Woche oder in den Ferien?
Als Teenager einsam zu sein führt zu Depressionen und schlimmeren?
N
28. April 2021Ich bin 25 Jahre alt und beschäftige mich mit meinem inneren Kind.
Ich wurde nie zum Geburtstag eingeladen. Als deutsch- Nigerianerin ( Mama aus Nigeria) wurde ich ausgegrenzt. Manchmal sagten mir die kinder, dass ihre Eltern nicht wollten das sie mich einladen... ich erinnere mich, das meine Mama in unseren schweren Zeit, kaum Zeit hatte( sie musst sich ja ihre Papiere anerkennen lasse/ eine ausbildung/ Führerschein/ die sprach lernen und noch 2 Kinder versorgen), um Kinder Geburtstage zu planen noch das Geld dafür da. Trotzallem hat sie an meinem 9. Geburtstag für mich und 6 Freunde die ich einladen durfte alles getan. Ich war an dem Tag so traurig, weil von den 6 eingeladenen nur 2 kamen.... ich hab lange damit gekämpft zu verstehe das ich ok bin. Ich musste früh lernen, was andere Kinder nicht lernen konnten ( hilft mir jetzt ungemein beim Studium und Arbeit)
Meine Schwester ist 4 Jahre jünger und hat ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich hab deutsch mit 8 gelernt sie kam in den kindergarten.
Ich wurde immer als anders gesehen und meine Bezugspersonen waren meist Erzieher/ Lehrer die mich nie verstanden / verstehen wollten.
Ich bin heute so dankbar das ich den Weg zur Therapie gefunden habe. Die Schematherapie und Achtsamkeitsübungen helfen mir meine Gedanken zu sortieren( Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit)
Trotzdem hat sich meine Ansicht zu meinem Geburtstag noch nicht geändert. Ich hoffe ich finde mein Inneres einsames Kind und wir können nochmal darüber sprechen, das die eigenen Geburtstage keine Traumata/ trigger Tage mehr sind sondern gewertschatzt werden.
An alle Kids dadraußen... ich lerne grade wie einzigartig ich bin. Als Kind will man immer wie die anderen sein ... gleich.
Aber wenn man erst erwachsen wird/ ist muss man plötzlich Gesellschaft besonders sein.. besonders=anders. Reflektiert und schaut immer aus der Vogelperspektive auf eure Situation und lasst euch niemals sagen das ihr nicht gut genug seid!
Das zeigt wie stark der Generationen Shift ist und wie bestimmte Altersgruppen denken.