Demenz – meine Tipps zusammengefasst – inkl. Video


Ihr Lieben, wir stellen in unserem Umkreis fest, dass man um uns herum älter wird. Unsere Eltern werden alt – teilweise dement.

Ich bin nur eine Schwiegertochter, die eine demente alte Dame zeitweise auch körperlich gepflegt hat. Ich bin also kein Profi – keine ausgebildete Pflegekraft. Aber ich bin ein Mensch, wie ihr es seid und möchte euch heute ein paar Tipps geben, um sich mit dem Thema frühzeitig auseinander zu setzen. Oder euch von Dingen berichten, die uns einfach geholfen haben.

Das ganze Video findet ihr hier:

Vorweg: Wir hatten einen Schlaganfall – eine Hirnblutung.

Ich spreche gern von „wir“ in dieser Situation, denn dieser Schlaganfall beschäftigt uns alle bereits jahrelang.

„Wir“ mussten nach dem Schlaganfall vor 5 Jahren sehr starke Medikamente nehmen. Diese hat sich Schwiegermama anfänglich SELBST tageweise portioniert. Dafür gibt es ja diese tollen Wochenboxen mit Fächern für morgens, mittags, nachmittags, abends.

//1// Beobachtet und kontrolliert Wichtiges.

Das ging einen Weile sehr gut.

Irgendwann stellte ich fest, dass sie komisch portioniert hatte. Es handelte sich ja um Blutverdünner, die in ihrer Anwendung recht gefährlich sind. Ab diesem Zeitpunkt habe ich sonntags portioniert und ihr die ganze Box mitgebeben.

Aber auch das funktionierte nicht lange. Denn einige Male, als ich sie besuchte, waren mittags die Tablette von morgens nicht genommen. Da es sich um hoch dosierte Medikamente handelte, mussten wir hier schnell handeln. Es war mir nicht möglich, 3 mal am Tag bei ihr für Tabelettengabe vorbei zu gehen.

Denn ich habe ja noch 3 Kinder, Job, Haushalt und auch MICH..

//2// Erkennt und kommuniziert eure Grenzen.

Hier habe ich wiederholt meinem Mann kommuniziert, dass ich an meine Grenzen stoße.

„Bis hier her und nicht weiter.“ Ich mache viel. Auch, wenn sie uns gesucht, gehe ich mit ihr auf die Toilette. Ich bin natürlich persönlich voreingenommen – ich liebe sie, bin ihr dankbar, aber einem alten Menschen die Windel zu wechseln oder den Po abzuwischen, das geht an die Substanz und ist wirklich, wirklich krass. Das kann ich mal machen, aber ich möchte das nicht täglich machen.

Vor Pflegepersonal habe ich seit Jahren allergrößten Respekt!!! Denn Pflegen ist auch eine mentale und psychische Anstrengung.

Ein alter Mensch ist vergesslich, kann boshaft werden, es kann zu Unterstellungen kommen. Das alles haben wir in den vergangenen 2 Jahren in voller Gänze erlebt.

Wir haben immer gesagt: Oma kommt nicht in ein Heim!

Sie zog vor 7 Jahren zu uns nah Berlin in ihre kleine Wohnung in der Nähe von uns. Das hätte theoretisch sehr lange so gehen können.

//3// Abwechslung schaffen – raus aus dem Alltag.

Ausgewogen und abwechslungsreich kochen war schwierig. Sie hat sich lange Zeit das einfachste gekocht. Allein essen ist auch wenig spannend. Wenn sie zu uns zum Abendessen kam, bekam sie andere Reize und erlebte etwas, aber es war sehr anstrengend für sie.

Tagespflegeeinrichtungen an einigen Tagen der Woche können auch für Abwechlung sorgen. Dort wird gebacken, gebastelt, gesungen.

//4// Erleichterung & Sicherheit schaffen

Wir bestellten Essen auf Rädern und sie verbrachte einzelne Tage in der Tagespflege.

Einen Notrufknopf am Handgelenk hatten wir eine sehr lange Zeit. Sie sollte diesen ständig tragen. Die Realität zeigt aber, dass die Altchen das Band abends beim Waschen abmachen und liegen lassen.

//5// Auf das Ungeplante einstellen.

Sie gehen ohne Knopf ins Bett – das passierte wiederholt. Ich fand sie öfters und wusste nicht, wie lange sie bereits im Schlafzimmer, in der Küche, im Flur lag.

//6// Das Wohl stand oft über dem Wunsch

Ich bin die, die alles entscheiden kann (wichtig hier: Vollmachten frühzeitig ausfüllen lassen! Beitrag dazu findet ihr hinter dem Link.) – rief die Sanitäter, denn ich wusste nicht, was mit ihr genau ist. Denn ich hatte teilweise alle 3 Kids im Schlepptau und meine Kinder haben immer oberste Priorität.

//7// Einig sein im Handeln!

Es gab niemals Vorwürfe von meinem Mann/ ihrem Sohn zu meinem Handeln, zu meinen Entscheidungen. Er ist mir dankbar, dass ich das alles gemanagt habe.

Zusatztipp: Erleichterung schaffen, wo es geht.

Gerade in den dunklen Wintermonaten hat sie Probleme gehabt, die Tages- und Uhrzeit korrekt einzuordnen. Sie sollte mich jeden Morgen 7:00 Uhr und jeden Abend 19:00 Uhr anrufen. Sie rief mich oft gegen 21:00 Uhr an, dass sie es auf ihrem Fernsehsessel verschlafen hätte. Sie dachte, es sei morgens.

Hier ganz wichtig: die Uhr auf 24 Stunden einstellen.

//8// Von Situation zu Situation entscheiden.

Das Leben allein funktionierte so nicht mehr. Sie hatte einen Pflegedienst, der ihr morgens geholfen hat. Aber leben allein konnte sie nicht mehr.

Wir fanden einen Platz in einer kleinen, schönen Demenz-WG. Nun ist eine Begleiterscheinung ihrer Demenz, dass sich ihre Wahrnehmung sehr stark verändert hat.

Mittlerweile ist sie in einem tollen Pflegeheim mit guten Medikamenten.

Viele fragen uns oft, wie geht es Oma?
Es geht ihr gut. In ihrer kleinen Welt ist sie glücklich.

Und das Wichtigste ist, es geht uns auch gut, weil es ihr gut geht!

Also immer abwägen, was wäre möglich. Sich nicht komplett an Vorsätzen und auch Versprechen geißeln.

Meldet euch gern, wenn ihr weitere Fragen habt.

Alles Liebe,
eure Yvonne

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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