Deutschland, kein Sommermärchen – Wie lehren wir Kindern, mit Niederlagen umzugehen


Diese Leere, nachdem die Lieblingsmannschaft ausscheidet, ist immer wieder aufs Neue erdrückend. Dabei spielt es keine große Rolle, ob man selbst auf dem Feld stand oder nur vom Rand/ von der Couch aus zugeschaut hat.

Ich finde, Fan sein darf man jederzeit. Vereins- und Nationalhymnen lauthals mitsingen darf man. Mitfiebern darf man auch und natürlich darf man auch traurig sein. Und muss man auch bei einer Niederlage!
(Anmk. Béa: Genauso wie man auch Nicht-Fan sein darf und sich aus allem rausziehen, nicht?)

Unseren Kindern aber immer wieder beizubringen, dass sie die Gefühle, die Niederlagen mit sich bringen, nicht in Gewalt umwandeln sollten, ist nicht einfach. Auch, dass es ein Nachher nach der Niederlage gibt – darüber habe ich mir – aus gegebenem Anlass – ein paar Gedanken gemacht:

Über Gefühle sprechen

Ganz wichtig ist für mich, dass jederzeit über Gefühle in einer Familie gesprochen werden darf und auch sollte. Es ist wichtig, sich mitteilen zu können. Seine Gefühle in Worte fassen zu können. Dazu gehört das ganze Repertoire von Freude, Ekel, Traurigkeit, bis hin zu Trauer.

Dafür gibt es schon eine ganz einfache, tägliche Übung:

Lasst das Kind den abgelaufenen Tag mit einem Wort zusammenfassen. Ihr werdet oft erstaunt sein, was das wirklich Wesentliche für den Spatz war. Zu sehr würde ich hier nicht auf die angesprochene Situation eingehen. Es sei denn, es ist ein wichtiges, wirklich zu besprechendes Thema. Aber ihr könnt auch mal nachfragen, warum sie so empfanden – warum die die Spinne ekelig fanden. Warum sie heute keinen Spaß in der Kita hatten etc.

Gewaltausbrüche müssen nicht sein.

Immer wieder beobachte ich vor allem in Jungenmannschaften oder beim männlichen Geschlecht, dass nach einer Niederlage der Fußball, der Hockeyschläger oder die eigene Hand oder Fuß mit großer Wucht malträtiert wird.

Meine Frage ist dann immer an die Jungs: „Was kann der Ball oder der Schläger denn für das Gegentor?“ Einen Schuldigen in der Situation ausfindig machen zu wollen, dafür haben die Jungs meist zu diesem Zeitpunkt keine Antennen. Aber nach dem Spiel bringe ich diese Situation immer wieder zur Sprache. Um ganz einfach klar zu machen, dass es einfach ein Fehler vom Team oder ggf. auch von einer Einzelperson war. Daran muss zukünftig einfach gearbeitet werden.

Damit wären wir auch beim nächsten Punkt:

Was ist der Grund für die Niederlage?

Wir alle können uns bildlich vorstellen, wie die kommenden Tage und Wochen der Spieler unserer Fußball-Nationalmannschaft aussehen. Da wird jeder Grashalm und jede Haarsträhne analysiert. Ganz so exzessiv solltet ihr es bei den Kindern nicht machen, ABER auch Kinder sind durchaus in der Lage strategische Spielzüge auf dem Feld zu erkennen. Schlüsse daraus zu ziehen und diese abzuspeichern. Oder auch zu erkennen, dass ein Kumpel „Körpereinsatz“ etwas körperlicher auslegt, als es angedacht ist. Wenn ihm nun zukünftig von den anderen klar gemacht hat, dass das hier ein Fußball- und kein Rugby-Feld ist, wird auch dieses Kind bald mit dieser extremen Art der Körperlichkeit aufhören – hoffentlich!

Verlieren lernen

Schon ganz kleinen Kindern kann man auch meiner Sicht beibringen, dass Verlieren nicht per se etwas total Schlimmes ist. Béa hat fas sogar an unserer Lampe:

Sicher kennt ihr Großmütter, die bei jedem Spiel die Enkel gewinnen lassen haben. Oder auch ihr lasst euren Kids den ein oder anderen Spielzug mit einem Augenzwinkern durchgehen.

Aber spätestens, wenn mit Geschwistern gespielt wird, ist dieser Bonus aufgebraucht – aller spätestens in der Kita oder Schule. Hier erleben die Kids hautnah, wie es sich anfühlt, zu verlieren.

Das eine Kind räumt Wut entbrannt das Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spielbrett ab. Das andere Kind freut sich einfach, dass sein Gegenüber gewonnen hat – und erklärt sich als „Zweiter erster“, siehe Kindermund. Kinder sind auch hier wieder total unterschiedlich – ja, auch Geschwister mit gleichen Genen..

Verständnis für die Wut und Trauer zeigen

Das ist in diesem Moment sehr wichtig. Trotz der Niederlage sollte dem Kind klar sein, dass es nicht allein ist und es jederzeit die Möglichkeit gibt, mit Eltern, Freunden, Geschwistern darüber zu sprechen – wenn, auch erst ein paar Minuten/ Stunden später.

Über schlechte, negative Gefühle haben Béa und Darksun (inzwischen Mindfulsun) neulich erst geschrieben.

Lasst uns alle miteinander jeden Tag auf’s Neue den Kindern und auch uns vor Augen führen, dass nicht immer im Leben alles super läuft. Das Wichtigste ist aber in jeder Situation, zu wissen, dass man nicht allein ist – das andere auch so fühlen.

Wie geht es euch nach Niederlagen? Wie geht es euren Kindern? Wie verarbeitet ihr derartige Situationen?

Ich freue mich auf eure Antworten.

Alles Liebe,

Yvonne – die gerade traurige Fußballbeauftragte von tollabea.de

 

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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