Ein fremder Mann bittet meinen Großen zu sich nach Hause! Yvonne ist immernoch kotzübel.


Mein Großer kam am Nachmittag aus der Schule – tränenüberströmt und völlig aufgelöst. Ein Mann mit einem großen Hund hätte ihn gerade angesprochen, mit zu ihm nach Hause zu kommen.

Schnappatmung – aber äußerlich ruhig bleiben.

„OK, also mein Großer: Erzähle mir noch einmal ganz ruhig, was geschehen ist.“

Meine Nerven sind durchgeknallt. Ich habe meinen Großen in der Wohnung eingeschlossen und bin runter auf die Straße gerannt. „Wo bist Du! Wo hast Du Dich versteckt! Ich finde Dich! Warum sprichst Du mein Kind an?“

Aber ich konnte ihn nirgends finden – er war schon verschwunden. War wahrscheinlich auch besser so für ihn, für mich. Keine Ahnung, wie ich wirklich reagiert hätte, hätte ich den Mann gefunden.

Glücklicherweise haben wir den Rest des Abends noch einigermaßen normal hinter uns gebracht. Mit einer kleinen Ausnahme vielleicht: dem Polizeibesuch. Ich habe einige Zeit gebraucht, um durchzuklingeln, aber jetzt im Nachhinein ist es wohl besser so. Der Große hat seine Aussage gemacht, jetzt müssen wir abwarten.

Er hat alles richtig gemacht – laut geschrien und weggerannt ist er. Das hat er von uns und der Schule beigebracht bekommen.

Aber es bleiben Fragen und Ängste, mehr denn je!

Wir leben mitten in Berlin und wollen das so. Auch eine Kleinstadt oder das Ländliche schützt vor Situationen wie diesen nicht!

Meine Großen bewegen sich frei in einem Radius, in dem sie sich wohl fühlen.

Wir Eltern sind uns dessen bewusst, dass es einen Haufen Bekloppte da draußen gibt. Wir kommunizieren dies auch den Großen mit drastischen Beispielen. Sie leben nicht in einer türkisen Zuckerwelt, wir besprechen Weltgeschehen genauso wie Fanatismus und Kiezdelikte.

Was passiert, wenn mein Großer diesem Menschen noch einmal begegnet?

Was wäre passiert… hätte er nicht geschrien und wäre er gerannt?

Wie hätten die Leute reagiert, die die Situation mitbekommen hätten?

Wie hätte ich reagiert, hätte ich den Typen entdeckt?

Und soll ich eigentlich ab sofort meine Schulkinder wieder abholen?

Leere in meinem Kopf, Entsetzen am ganzen Körper!

Aber Eines ist ganz sicher: Ihr werdet nie die Gesichter meiner Kinder in unseren Posts sehen, obwohl sie absolut herzeigbar sind! Sicher, was wir bei Tollabea und dann noch im verlockenden Internet machen, finden sie total interessant, aber sie können überhaupt nicht einschätzen, was die Konsequenzen der Bilder sind! Für mich ist es EINE Möglichkeit, die ich kontrollieren kann, meine Kinder vor all den Kranken da draußen zu schützen!

So, ihr Lieben – das musste schnellstmöglich raus und jetzt brauch ich erst einmal einen Schnaps!

Eure Yvonne

P.S.: Sicher haben alle Eltern immer mal diese Ängste – wie geht ihr damit um, wie erklärt ihr euren Kindern in diesen Zeiten eure Ängste?

P.P.S . von Béa: Gerade mit Yvonne telefoniert. Egal wie das gekommen ist, ich habe ihr eines noch empfohlen, und zwar den Großen richtig zu feiern. Denn in einer solchen Situation kommen fiese Ängste auf, die die Kinder auch spüren. Und möglicherweise können sie sie nicht so gut einordnen. Dennoch: Der Große von Yvonne hat absolut richtig reagiert! Er hat das richtige getan – und das muss er spüren. Er ist der Held des Tages! Die ganze Familie sollte mit dem Schrecken davon gekommen sein – aber auch mit dem Stolz, dass sie die Kinder genau richtig gewappnet hat. Super gemacht.

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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6 Kommentare

NeLuMum
Antworten 18. November 2016

Liebe Yvonne,
Du kannst wirklich zurecht Stolz auf deinen Großen sein! Ich kann nur hoffen, dass meine Kinder in solchen Situationen genauso toll reagieren.

Wie man täglich mit der Angst um seine Kinder umgeht? Gar nicht, denn der Alltag lässt solche Gedanken an diese Ausnahmesituationen (welche es zum Glück sind) nicht zu. Ich kann auch nur hoffen, dass ich meinen Kindern alles richtig beigebracht habe und ihnen die Wichtigkeit richtig vermitteln konnte.

Wenn ich Ängste habe, rede ich offen aber kindgerecht mit meinen Kids darüber. Etwas Vorspielen hat bei Ihnen noch nie funktioniert, dazu haben sie zu feine Antennen und würden es bemerken. Da bin ich lieber ehrlich und schaffe eine Vertrauensbasis.

Alles Gute für euch und liebe Grüße ❤️

Steffi
Antworten 5. Mai 2017

Wow, da läuft einem ja echt ein Schauer über den Rücken. Ich habe mir bisher immer eher Gedanken darüber gemacht, ob es mitten in Frankfurt wegen des Verkehrs zu gefährlich ist, ihn mal alleine gehen zu lassen. An sowas habe ich noch gar nicht wirklich gedacht. Toll, wie dein Sohn sich verhalten hat. LG Steffi

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