In schlechten Zeiten kommt die Familie wieder zusammen
Die Corona Krise macht uns allen zu schaffen. Einige bangen um ihre Arbeitsstellen und viele belastet die Isolation. Doch nach zwei Wochen Quarantäne habe ich eine wohltuende positive Erkenntnis gemacht: In schlechten Zeiten kommt die Familie wieder zusammen.
Seit einer Woche wohne ich wieder bei meiner Mutter. Die Quarantäne hat uns beide einsam gemacht und so habe ich entschieden, für ein paar Tage zu ihr zu fahren. Anfangs hatte ich natürlich meine Zweifel, wie es werden würde. Schließlich wohne ich seit zwei Jahren alleine und war seitdem nicht mehr länger als drei Tage am Stück dort. Inzwischen habe ich einen völlig anderen Lebensstil als meine Mutter, und sie hat einen völlig anderen als ich. Umso überraschter war ich, wie sich das gemeinsame Leben schließlich geäußert hat.
Es läuft besser denn je.
Jede noch so kleine Differenz, die wir beide an den Tag legen, ist wie fortgeweht. Kein Streit und nicht die kleinste Argumentation. Die momentane Situation spannt uns beide so sehr an, dass wir uns einfach nur nach Harmonie und Frieden sehnen.
Wir teilen uns die Arbeit auf.
Ich mache den Einkauf und sonstige Erledigungen, sie kümmert sich meistens um das Essen. Aufräumen tun wir beide. Den Abwasch mache ich hinterher. Früher habe ich mich immer darüber beschwert, warum ich das sofort und nicht erst in zwei Stunden machen konnte – heute stehe ich drüber. Ich bin weniger gereizt, als ich es damals war. Und sie wiederum ist weniger gereizt, wenn ich etwas nicht sofort erledige. Unsere Beziehung läuft reibungslos.
Meine Mutter kocht jeden Tag aufwendige Gerichte.
Das hat sie, als ich noch zu Hause wohnte, nur an besonderen Tagen gemacht. Doch jetzt, da sie weniger arbeitet, gibt ihr das tägliche Kochen eine gewissen Routine. Wenn wir also Abends zusammensitzen, erwartet uns jedes Mal ein kleines Festmahl. Das gibt uns beiden jeden Tag das Gefühl, als wäre heute ein besonderer Tag.
Ich rede jeden Tag mit meiner Familie.
Obwohl ich normalerweise nur sporadischen Kontakt mit meiner Familie pflege, hören wir uns fast jeden Tag und telefonieren, oder Face Timen. Sowohl mit meiner Cousine aus Köln als auch mit meiner Cousine aus Marokko als auch mit meiner Cousine aus Sri Lanka. Wir alle machen gerade dasselbe durch. Wir alle sitzen zu Hause fest und geben einander Halt.
In schlechten Zeiten kommt die Familie wieder zusammen.
Rückblickend ist mir klargeworden, dass, wann immer es eine Krise in unserem Leben gab, die Familie füreinander da war. Alles Negative, und jede noch so kleine Lappalie wurde zur Seite geschoben, weil sie nicht mehr relevant war. Und auch jetzt ist es so. Wir halten zusammen und unterstützen einander. Wir geben uns Halt und Kraft.
Wenn die Krise vorbei ist, sollten wir nicht wieder zu unseren Gewohnheiten zurückkehren.
Auch wenn die Krise meine Familie und mich einander nähergebracht hat, hoffe ich natürlich trotzdem, dass sie so bald wie möglich endet. Trotzdem möchte ich das, was mich gerade mit meiner Familie verbindet, nicht verlieren. Ich will nicht erst auf die nächste Krise warten, um meiner Familie nahe zu sein.
Das bedeutet, dass wir alle an uns arbeiten müssen – sie und ich.
Wir sollten immer zusammenhalten, auch, wenn keine Quarantäne ist. Wie das geht? Reflexion! Bei der nächsten Argumentation sollte ich innehalten und darüber nachdenken, ob es sich lohnt, ein „Ding“ draus zu machen. Und mein Gegenüber sollte dasselbe tun. Das ist nämlich besonders wichtig – jede Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit. Eine Person kann die Harmonie nicht allein stemmen.
Wie sieht es bei euren Familien aus? Habt ihr Veränderungen bemerkt?
Liebe Grüße und bleibt gesund!
Mounia