Ich lebe vegan und ich vermisse meinen Käse! Ein Beitrag zum Veganuary


Heute mal ein authentischer Beitrag von mir zum Veganuary*. Ja, es werden auch einige Fakten kommen. Ich werde allerdings nicht die Moralkeule schwingen. Ich möchte euch von meinen veganen Anfängen erzählen, was ich vermisse und was sich bei mir verändert hat, seit ich vegan lebe.

*Kurze Erklärung = Veganuary ist eine internationale Organisation, die Menschen weltweit dazu ermutigt, im Januar sowie den Rest des Jahres eine rein pflanzliche Ernährung auszuprobieren. Seit seinem Beginn im Jahr 2014 hat der Veganuary insgesamt bereits mehr als eine halbe Million Menschen in 178 Ländern inspiriert und dabei unterstützt, im Januar zum Start ins neue Jahr eine rein pflanzliche Ernährung auszuprobieren.

Ich lebe jetzt seit mehreren Jahren vegan (ich glaube 4 oder 5 bin mir nicht mehr so sicher).

Vorher war ich kurz vegetarisch unterwegs. Den Ausschlag dafür, den Schritt von vegetarisch zu vegan endlich zu gehen, waren vor allem ethische Gesichtspunkte: Tierleid, Umweltschutz und Hungersnot in der Welt.

Dieses Video hat mich damals endgültig inspiriert:

Hagen Rether habe ich übrigens später auch live erleben dürfen und bin begeistert! Warum mich dieses Video so angesprochen hat? Es war die Ironie darin. Ich konnte gleichzeitig reflektieren und musste auch (über mich selbst) lachen. Schon der Anfang:

„Wir bauen uns dann immer einen zurecht. Wir finden auch Pelzmäntel doof. Wir tragen nämlich Daunenjacken. Weil die ja am Daunenbaum wachsen.“

Zack, damit hatte er mich sofort.

Ein weiteres Zitat von ihm bringt es für mich auf den Punkt:

„Du musst doch gar nichts machen als Veganer. Weder musst du in eine Sekte eintreten, noch musst du auf ein Buch schwören oder Mitgliedsbeitrag zahlen oder bei Vollmond den Wimpel raushängen.

Du musst einfach nur die Viecher in Ruhe lassen! Sonst nix!“

Was ich bei meiner Selbstreflexion gefunden habe? Und ich bleibe bewusst bei mir. Wer jetzt bei sich eine Reaktion spürt: Ich lade dich gerne ein, da mal in dich zu schauen! 🙂
Ich habe früher auch Veganer Witze gerissen.
Ich habe mir eingebildet, auf Käse könnte ich NIE NIE NIE verzichten.

Wat soll ick sagen?
Mir fehlt ein großes Stück leckerer Cheddar bist heute! Ich vermisse „meinen“ Käse.

Und ja, anfänglich bei der veganen Ernährung habe ich mir auch ab und an heimlich ein Stück Käse in den Mund gestopft. Und ich habe mich geschämt. Was ich hier also ganz offen zeigen möchte: Es war ein Weg der Veränderung!

Anfangs habe ich versucht, alles 1:1 zu ersetzen. Wenn ich mir die Regale im Supermarkt heute anschaue, würde das vielleicht sogar fast klappen. Damals war die Auswahl an Produkten noch nicht so groß. Begonnen habe ich mit veganer Milch. (Huch, das darf ja überhaupt nicht mehr Milch genannt werden! Ich tue es trotzdem.) Mein erster Schluck Sojamilch damals und ich dachte, die Übelkeit und der Brechreiz werden nie wieder aufhören. Mein lieber Schwan! Ich habe es wieder und wieder versucht.

Mittlerweile hatte ich auch alle Scheuklappen abgenommen und mir angeschaut, wie die Milchkühe leiden und gequält werden. Und mit diesem Wissen fiel es mir dann auch immer leichter. Ich habe Hafermilch für meinen Kaffee entdeckt, Kokos-Reis-Drink für Smoothies, ich mag Mandelmilch zum Kochen und Backen. Von Sojamilch halte ich mich bis heute fern. Dafür gibt es jetzt so manchen großen Schuss Erbsendrink als Sahneersatz. 🙂

Was bei mir also innerlich passiert ist? Ich bin weg vom Verzichtsgedanken:

Ich muss jetzt auf Käse und (Kuh)Milchprodukte verzichten. Verzicht löst im Kopf Widerstand aus. Ich habe hingeschaut, was ich gewinne: Ich lebe nach meinen Werten und ich tue mir und den Tieren etwas Gutes.

An dieser Stelle: Beim Wort „Nutztier“ reagiere ich heute noch sehr. Tiere sind Lebewesen und keine Objekte. Wenn ich also höre: „Ach, die Tiere werden doch extra dafür gezüchtet!“ Gezüchtet um zu leiden? Wow. Dass ich dieses Wort früher auch aus meiner Prägung leichtfertig benutzt habe und Lebewesen so betrachtet, bedauere ich heute sehr.

Juti, zurück zur veganen Lebensweise: Kosmetikprodukte, Haushaltprodukte (beispielsweise) waren schnell umgestellt.

Bei der Ernährung haperte es. Wie bereits geschrieben, ich habe versucht, meine alte Ernährung 1:1 umzustellen. Ich habe nach Ei-Ersatz gesucht, alles musste am liebsten mit Käse überbacken werden, Quark und vieles mehr. Gab es damals nicht! Aus heutiger Sicht bin ich dankbar dafür. Denn ich habe angefangen meine Ernährung komplett umzustellen. War ich anfänglich noch ein „Pudding Veganer“ (meine eigene Bezeichnung für mich, die sich viel von Fertigprodukten ernährte und deren beste Freunde Maggi und Knorr Tüten hießen), kam ich hin zu: gesunder, ausgewogener Ernährung.

Ich habe Blutwerte erstellen lassen, alle Nährstoffe getestet.
Wie viele Menschen, die Fleisch essen, setzen sich eigentlich damit auseinander?

Und siehe da, Mangel an Vitamin B12 und Eisen, schon bevor es mit der veganen Ernährung wirklich losging. Ich habe mich hingesetzt, zum ersten Mal in meinem Leben und recherchiert: Was braucht denn dein Körper eigentlich alles an Mineralien und Nährstoffen? Danach habe ich meine Ernährung ausgerichtet. Anfangs noch viel nach Rezepten. Heute koche ich gerne free style und experimentiere viel.

Die Umstellung zur veganen Ernährung war also auch für meine Gesundheit, meine Kreativität und Freude am Kochen wirklich ein Gewinn!

Ja, ich supplementiere einige Sachen: Vitamin B12 vorne weg. (Da gibt es noch mehr. Dazu bald ein anderer Artikel). Und ich tue mir damit etwas Gutes!
Meine chronischen Schmerzen haben sich verbessert. Weg sind sie nicht, sie sind weniger geworden. Mein Hautbild hat sich verbessert, ich habe mehr Energie.

Zu den Ersatzprodukten: Ich höre oft „Also die Fleischersatzprodukte habe ich ausprobiert. Sie schmecken nach Schuhsohle.“ Meine Antwort: Niemand braucht Fleischersatzprodukte zu essen. Ich esse sie ab und an. Hier gibt es Vöner (veganen Döner), Burger und auch veganes Hack in manchen Gerichten. Meinen Eiweißbedarf decke ich allerdings mehrheitlich über Hülsenfrüchte und Tofu. Und nein, Tofu muss auch nicht jeder essen! 😉

Über eine gesunde und ausgewogene vegane Ernährung werde ich bald genauer berichten. Ich habe die Ehre, mit Katrin Schäfer und Daniel Roth von beVegt.de (die größte deutschsprachige Community für vegane SportlerInnen) ein Interview zu führen. Sie haben auch gerade ein Buch veröffentlicht: „Run Vegan – Training, Ernährung und Rezepte“ (Affiliate Link, daher Mini-Werbung, sonst werden wir nicht dafür bezahlt). Auch darum wird es im Interview gehen und Spoiler: Hier liegen schon zwei Exemplare zur Verlosung an euch.  Rezepte der beiden habe ich euch hier schon im Blog vorgestellt und ich habe auch einen veganen Kochkurs bei ihnen gemacht. Ihre Grain-Green-Been Formel hat meine Ernährung bereichert! Dazu demnächst bald mehr.

Zurück zu meinen Anfängen. Ja, ich war auch eher missionarisch unterwegs.

Ich hatte die Augen für das Tierleid geöffnet, habe gemerkt, wie gut mir die vegane Ernährung tut und wollte gerne andere überzeugen. Heute lebe ich es einfach nur noch vor.

Allerdings gab es auch solche Dialoge:

„Ich habe heute ’nen Stück veganen Käsekuchen gegessen.“
„Musst du immer betonen, dass du vegan lebst?“

Ok, nächster Versuch: „Ich habe nen Stück Käsekuchen gegessen.“
„Aber ich dachte, du lebst vegan?“

Tja nun.

Letzte Punkte, ick hab mir ja schon wieder verquatscht hier. (Sagt hier die Wortanzahl beim Tippen)

Zur veganen Lebensweise kam dann auch saisonal, regional und fair dazu.
Ich esse selten Avocados.

Das Beispiel wähle ich jetzt bewusst, weil ich auch oft höre: „Ich kann nicht vegan leben. Avocados und Chias und das alles kommt ja von Übersee und die Umwelt!“ Chias und Avocados sind nicht in der veganen Ernährung vorgeschrieben. 🙂

Was ich mit diesem Artikel zeigen wollte: Meine veganen Anfänge waren holprig. Ich vermisse Käse und ich vermisse Tiramisu mit Mascarpone bis heute. Dafür habe ich viele neue Sachen kennengelernt, mein Leben umgekrempelt. Ich bin nicht mehr anfällig für Werbung. Ich kann nicht mehr alles eben so unterwegs essen. Alles Pluspunkte!

Und ja, ich habe mich auch früher selbst beschissen: „Ich kann nie auf Käse verzichten! Vegan ist ungesund! Vegan ist teuer!“ Ich war einfach nur zu bequem und konnte es mir nicht vorstellen. Punkt.

Am Ende noch: Ich ernähre mich nicht nur vegan, ich lebe vegan. Und ja, ich habe noch zwei Paar Schuhe aus Leder. Die Dinger sind allerdings 10 Jahre alt. Die habe ich gekauft, bevor ich die Entscheidung getroffen habe, vegan zu leben. Ich schmeiße sie nicht weg. Jegliches Kleidungsstück seitdem habe ich bewusst aus diesem Gesichtspunkt erworben.

Für Fragen zum Thema vegane Ernährung / Lebensweise bin ich offen. Auch für Fragen zu Rezepten oder wie ihr Dinge ersetzen könnt. Da Ei oft ein Thema ist: Beim Backen zum Beispiel ersetze ich Eier durch Apfelmus, Bananen oder gequollene Leinsamen.

mindfulsun

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About me

Mensch, Mama zweier Jungs, die versucht ihre Werte zu leben und die innere Balance zu halten. Ich schreibe über Achtsamkeit, vegane Ernährung, Nachhaltigkeit und verbindende Kommunikation von Herzen. Was ich mir wünsche? Einander mit mehr Mitgefühl und Empathie zu begegnen, überall auf der Welt.

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