Immer dieses Gendern – muss das wirklich sein?


Heißt es nun Ärzte oder Ärztinnen? Ist es so schlimm, wenn man beim Alten bleibt? Ich möchte euch in diesem Beitrag gerne erklären, warum ich das sogenannte Gendern als sehr wichtig empfinde!

Vor einigen Tagen erreichte uns eine Nachricht von einer Tollabea Leserin, die uns über den sogenannten „Silbenkönig“ aufklärte, einen neue Lernmethode, in der Kinder Silben in Worten erkennen lernen. Was sie daran kritisiert hat, war, dass das Wort „Vokal“ plötzlich durch „Silbenkönig“ ersetzt wird, aber vor allem auch das „König“ in dem Wort. König – männlich.

Hier ihre genauen Worte:

„Ich finde, Könige spielen in unserer Realität eigentlich keine besondere Rolle. Und wenn, dann repräsentieren sie ein hierarchisches Herrschersystem. Und was ist das für ein Signal an die Mädchen und Jungen in der Klasse, wenn es keine Königin gibt? Warum nennt man die Vokale nicht zB „Silbenmutter“ oder einfach „Vokale“?“

Während ich ihre Worte las, konnte ich ihr nur nickend zustimmen. Ja, Königinnen und Könige sind in heutigen Zeiten nicht mehr so wichtig, wie Jahrhunderte zuvor. Viele royale Familienstämme haben ihre „Macht“ abgelegt und nehmen einen eher repräsentativen Status ein. Vor allem aber ist die Rede vom König, vom Mann. Nicht gerade gerecht, oder?

Vor einigen Jahren hätte ich mir vermutlich noch keine Gedanken darüber gemacht, ob Sprache gerecht oder nicht gerecht ist.

Vor meinem Studium habe ich meinen eigenen Sprachgebrauch noch kaum hinterfragt. Ich habe so geredet, wie ich es gelernt habe. Neue wissenschaftliche Worte konnte ich problemlos dazulernen, alte allerdings nur sehr schwer ablegen. So fiel es mir zum Beispiel schwer nicht mehr „behindert“ zu sagen, wenn ich etwas blöd fand. Ich wusste, dass ich aus Respekt damit aufhören sollte, aber irgendwie war ich mir anfangs noch zu „bequem“ dafür.

Und überhaupt, lebt uns kaum jemand diesen Stil vor. Schwer, sich an diese Umstellung zu gewöhnen, wenn viele Politiker nach wie vor aufs Gendern verzichten, auch, wenn seit Jahrzehnten versucht wird, es einzuführen. Auch im Fernsehen, in Filmen oder in Büchern werde ich selten damit konfrontiert. Es ist also schwer, etwas zu ändern, wenn die restliche Welt nicht mitziehen will

In der Uni wurde ich zum ersten Mal mit dem Gendern konfrontiert.

Denn plötzlich hieß es nicht mehr Die Professoren, sondern Professor*innen. Studenten hießen Studierende und Dozenten Dozierende. Unsere Lehrkräfte scheuten sich nicht davor, das „innen“ so großzügig wie möglich zu verwenden. Wissenschaftler*innen, Doktor*innen, Philosoph*innen.

Um ehrlich zu sein fand ich das Ganze ziemlich überspitzt und beim Lesen und Reden etwas störend. Der Sturkopf in mir wollte sich nicht so richtig an die neue Sprachweise anpassen und blieb weiterhin bei dem alten Sprachgebrauch. Doch mit der Zeit fing ich an nachzudenken…

Sprache hat eine große Macht.

Denn wenn von einem Manager die Rede ist, assoziieren viele von uns automatisch einen Mann. Bei einem Arzt, Lehrer  oder Professor genauso. Dabei sind Stellen wie diese natürlich nicht nur von Männern besetzt. Aber Frauen bekommen trotzdem keine Repräsentation. In der Sprache, die wir benutzen, ist ausschließlich von Männern die Rede, und Frauen werden nur mitgemeint.

Ich weiß natürlich, woher das kommt, denn früher durften Frauen noch gar nicht arbeiten.

Da war Mann noch der Alleinverdiener im Haus, der sämtliche Berufe besetzt hat. Damals hat diese Regel vielleicht noch Sinn gemacht, da es tatsächlich nur den männlichen Arzt, Lehrer, Autor, etc. gab. Aber die Welt hat sich verändert. Warum tut es dann nicht auch unsere Sprache? Schließlich verändert sich Sprache ohnehin, ohne, dass wir es selbst merken. Sprache ist nicht linear. Sie ändert sich immer und wir sollten sie nicht dabei bremsen, sondern stattdessen folgen.

Jetzt kennt ihr vielleicht viele Frauen, die überhaupt kein Problem damit haben, nicht zu gendern.

Klar, das gibt es natürlich auch (noch). Ich war damals schließlich auch so, weil ich mich nicht persönlich angegriffen gefühlt habe, obwohl ich eine Frau bin.

„Manager ist doch eh ein englisches Wort“, dachte ich. „Warum etwas am Wort denglischen, sodass es unnatürlich klingt?“

Ihr seht, ich war ziemlich festgefahren. Aber wie ich bereits sagte, ist Sprache mächtig und hat einen großen Einfluss auf unser Denken. Deshalb sollten wir alle mal innehalten und nachdenken. Ist es wirklich so schlimm, statt Lehrern Lehrer*innen zu sagen? Im Grunde sind es nur zwei Silben mehr!

Gendergerechtes Schreiben sorgt für Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann. Aber auch zwischen Frau, Mann und nicht binären Personen.

Denn wenn nur die Rede von Lehrerinnen und Lehrern ist, sind nicht binäre Personen nach wie vor außen vor. Mit dem * werden auch sie einbezogen! Auf die Weise Lehrer*innen fühlen sich alle angesprochen.

Das ze.tt Magazin ist unserer Zeit voraus und macht das Gendern schon seit Jahren vor!

Falls ihr das ze.tt Online Magazin von der Zeit noch nicht kennt, dann kann ich es euch unbedingt empfehlen! Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mal in diesen Beitrag schauen, denn dort schreibt das Magazin, dass sie als Journalist*nnen ALLE Leser*innen erreichen wollen, und aus diesem Grund alle Medien dazu motivieren, mit dem Gendern zu beginnen.

Auch kann ich euch diese Podcastfolge vom Deutschlandfunk empfehlen, in dem es um geschlechtergerechte Sprache geht!

Wie steht ihr zu dem Ganzen? Was ist eure Meinung zum Gendern?

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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3 Kommentare

Karin
Antworten 10. Februar 2020

Ganz ehrlich: ich störe mich eher an der falschen Verwendung des Wortes Vokal in der Beschwerde. Ein Vokal ist ein Selbstlaut und kommt wohl in jeder Silbe vor, ist aber per Definition keine Silbe. Geschlechter sind mir relativ egal, das darf gerne jeder halten, wie er/sie/es mag.

    Karin
    Antworten 10. Februar 2020

    Ah sorry, ich hab mich verlesen (bzw. hatte eine andere Lernmethode im Kopf). Jetzt macht es auch Sinn. "Silbenkern" habe ich gerade irgendwo als Alternative gelesen. Aber auch der wäre männlich. Der Vokal ja auch. Und was machen die Männer, falls wir ein weibliches Wort für die Silbenmitte nehmen?

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