Lebensretter – „Saß da und wollte springen.“


Neulich haben wir in der Community gefragt, ob ihr „Lebensretter“-Erfahrungen habt – und haben das ziemlich offen gelassen, ob ihr dabei gerettet wurdet oder jemanden das Leben gerettet habt.

So haben wir eine sehr berührende Geschichte erhalten. Eine anonyme Leserin schreibt:

Zum Thema Lebensretter hätte ich eine Kleinigkeit. Meine Lebensretterin weiß nicht einmal, dass sie mich gerettet hat. Ich lasse das ganze Drumherum weg, bzw. kürze es stark ab.

Vor ca. 16 Jahren, war ich nachts mit der S-Bahn unterwegs. Auf dem Heimweg von einem Konzert, auf dem ich gearbeitet habe. In der Bahn wurde ich massiv bedrängt, eins kam zum anderen und ich wurde vergewaltigt.

Leider half mir keiner.

Ich war jung, verstört und alleine und hatte keine Ahnung was ich tun sollte. So tat ich nichts. Ging nach Hause, duschte und versuchte zu verdrängen. Was nun für eine Zeit für mich begann, muss ich wohl nicht erklären. Ich war auf jeden Fall nicht gut zu mir.

Nach 5 (!!!!!!) Monaten, ging es mir richtig schlecht. Nicht nur seelisch, sondern primär körperlich.

Als ich dann erfuhr, dass ich schwanger war, war für mich kein Ausweg in Sicht.

Ich wollte es nicht wahr haben! Hatte ich es doch so gut verdrängt, und jetzt sollte es doch wahr sein?
Aus der Praxis raus, ziellos in die Stadt. Ich war wie paralysiert.

Auf der Isar Brücke setzte ich mich aufs Geländer, ich war so einsam in meiner Not. Saß da und wollte springen.

Da hab ich eine Hand auf meiner Schulter bemerkt, vor mir eine lächelnde ältere Dame:

„Mädchen, egal was es ist, du bist stark.“

Dieser Dame möchte ich heute danken. Dieser Satz hat nicht nur mir das Leben gerettet, sondern auch meinem Sohn. Nein, er lebt nicht bei mir. Ich gab ihn direkt nach der Geburt zur Adoption frei.

Warum? Weil er die Chance auf ein unbedarftes Leben erhalten sollte.

Ich hoffe, eines Tages versteht er. Ich hoffe, ich bin seine Lebensretterin.

Danke!“

Mir (Béa) sind beim Lesen die Tränen gekommen. Euch auch?

Liebe Grüße,

Béa

Wenn ihr auch eine Geschichte habt, die ihr gern erzählen wollt, bitte meldet euch bei uns.  Schickt uns am besten eine PN über den Messenger: https://m.me/tollabea (übrigens, dann fragt euch das Ding, ob ihr News von uns erhalten wollt… Ein „Ja, geht klar, würde uns freuen!)

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Ich war das schwierige Kind – Zwei Seiten einer Medaille
25. Oct 2022
Statt good vibes only wirklich zuhören. Hand halten.
Toxische Positivität – Good vibes only? Nein Danke!
16. May 2022
„Es ist keine Ausnahme mehr, dass ich morgens Nichts schaffe.“ – Gastbeitrag über eine anfangende Depression und was zu tun ist
24. Mar 2022
Wie meine Mutter starb
28. Aug 2021
Eine kritische Auseinandersetzung mit „Männlichkeit“ – Warum ich glaube, dass wir alle „Sei kein Mann“ von JJ Bola lesen sollten!
27. Jul 2021
#SekundenvordemEinsatz – unglaublich bewegende kurze Geschichten
08. Jul 2021
Therapie während des Lockdowns – Meine Erfahrung mit der Online Therapie
15. Jan 2021
Leben geht immer vorwärts. Und lässt dabei etwas zurück. Nicole Schenderlein übers Blattwenden, Hilfe für Hinterbliebene nach Suizid.
07. Jan 2021
„Wir alle sind anders und doch gleich viel wert!“ – 10 Jugendbuchtipps mit mehr Repräsentation
01. Feb 2020

1 Kommentare

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert.