„Liebe ist der Schlüssel. Tut es nicht als Kuschelpädagogik ab!“ – Psychische Erkrankungen bei Kindern vermeiden
Wie oft sind Eltern grausam zu ihren Kindern, weil sie überfordert sind und weil sie glauben, dass sie sonst in Kuschelpädagogik verfallen? Wir oft verfallen sie in Demütigungen und Gewalt? Und wie oft resultiert das in psychischen Erkrankungen bei Kindern? Lässt sich das vermeiden?
Wir haben einen besonders bewegenden Brief an Eltern erhalten – von einer jungen Frau mit einer Kindheit, die ihr lebenslange Therapie beschert hat! Bitte lesen und teilen. Diese schutzlosen Wesen, die uns Eltern anvertraut werden, sind es wert, dass man ihnen lebenslange Qualen und Therapien erspart!
Das ist der Gastbeitrag – eine junge Frau schreibt:
Ich möchte gerne anonym bleiben. Es gibt ein Thema, über das ich schreiben möchte. Mir ist es sehr wichtig, das die Aufklärung dazu größer wird.
Es geht um das Thema psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Borderline und Depressionen.
Der Grundstein dafür wird meistens in der Kindheit gelegt, manche sind auch anfälliger für so etwas, weil sie einfach erblich dazu veranlagt sind. Aber nun gut… für mich ist es wirklich nicht einfach darüber zu sprechen, einfach weil es ein Tabuthema in der Gesellschaft ist und man viel zu schnell dafür verurteilt wird.
Viele solche Erkrankungen entstehen durch Demütigungen, durch Gewalt. Da ist es auch egal ob es nur die Drohung oder die Handlung ist… oder es psychische Gewalt ist.
Jeder Mensch, der neu auf die Welt kommt, muss alle Dinge erst lernen. Als Eltern braucht man wirklich viel Geduld und ich verstehe auch, wenn man die Kinder am liebsten einfach nur schütteln würde, weil sie schon wieder etwas falsch gemacht haben oder zum zehnten Mal das blöde Glas umgeschmissen haben… Allerdings leben sie zum ersten Mal, woher sollen sie das wissen? Und ganz so nebenbei: Feinmotorik ist auch eine Sache, die gelernt werden muss.
Ich habe als Kind sehr darunter gelitten, dass ich nur angeschrien wurde, mir gesagt wurde, ich sei zu nichts zu gebrauchen. Mir immer wieder gedroht wurde, dass man mir gleich ’ne Ohrfeige haut oder einen Arschvoll…
„Einen Klaps auf den Hintern hat noch niemandem geschadet“ – Oh man liebe Eltern… bitte verabschiedet euch von solchen Aussagen! Ich denke es ist einfacher letztendlich, sein Kind stark aufzubauen, als es hinterher zu reparieren. Die psychischen und seelischen Schäden zu beheben… Es bedeutet oft jahrelange Therapie. Oder auch lebenslange Therapie!
Ich habe da echt drunter gelitten.
Ich war schon gefühlte 20 Tausend mal in der Klinik, vor allem auch immer ziemlich lange. Jetzt bin ich 19 Jahre alt, habe 3 Suizidversuche hinter mir, mit Intensivstation, etliche Therapien und ich gehe immer noch einmal die Woche zu einem wirklich tollen Therapeuten. Auf das alles hätte ich liebend gern verzichten können.
Es ist wirklich nicht einfach damit zu leben.
Ich werde mein ganzes Leben lang zu einer Therapie gehen müssen, ich muss deutlich mehr auf mich achten, als andere um nicht wieder in eine stark depressive Phase zu rutschen, um dem rechtzeitig entgegen zu wirken. Ich muss auch jedes Mal alles reflektieren, durch meine Borderline-Störung leide ich nämlich unter extremen Stimmungsschwankungen. Ich kann meine Emotionen nicht kontrollieren und vor allem fühle ich alles viel stärker als ein ’normaler‘ Mensch. Das ist und wird mit der Therapie und der Zeit besser.
Es gibt viele Borderliner, die das nach außen tragen, ausrasten, verbal und körperlich aggressiv werden. Dann gibt es noch solche wie mich… die in sich zurückkehrt sind. Emotionen fast ausschließlich gegen mich selbst gerichtet. Ja… und wie so etwas aussieht, könnt ihr euch vielleicht auch denken. Selbstverletzung, im Volksmund auch oft „Ritzen“ genannt. Ich wusste nicht wohin mit dem Druck, mit den utopischen Anforderungen an mich und weil ich wusste, wenn ich mich wehre, wird es nur noch schlimmer… habe ich es gegen mich selbst gerichtet. Aufgeschnittene Arme, das ich zum Nähen musste, Verbrennungen oder auch gegen Gegenstände schlagen. So ein Kissen eignet sich ja gut, aber das tut ja nicht weh. Man kann sich damit ja nicht selbst bestrafen. So musste schon der Schrank oder die Wand herhalten. Das ist ziemlich makaber ausgedrückt, aber es soll wachrütteln!
„Selbstwert? Was ist das? Kann man das essen?“
Liebe Eltern!
Kinder sind sensibel… wenn sie etwas falsch machen, wissen sie es meist nicht besser.
Ihr erreicht genau das Gegenteil, wenn ihr es anschreit!
Liebe ist der Schlüssel. Was oft als Kuschelpädagogik abgetan wird…
Das ist wirklich Quatsch! Ich bin gegen komplett antiautoritäre Erziehung. Aber oft sollte man abwägen und sich fragen, warum das jetzt so ist wie es ist und nicht mit aller Gewalt durchsetzen wollen.
Was ihr auch wirklich nicht vergessen solltet: Jeder darf Fehler machen! Auch ihr!
Aber bitte… gesteht es euch ein, gebt euren Kindern auch die Chance zu sehen: „Mama/ Papa macht eben auch nicht alles richtig, aber das ist nicht schlimm, weil man Fehler machen darf.“
Holt euch Hilfe, das ist nicht schlimm. Es wird alles besser machen!
Und noch etwas: Seid achtsam eurer Umgebung gegenüber. Fragt bei anderen lieber einmal zu viel nach, als zu wenig. Ihr werdet vielen Kindern damit helfen.
Macht eure Kinder stark! Zeigt ihnen, dass sie es wert sind!
Wertet sie als Person nicht ab, denn es ist immer das Verhalten, was euch gerade stört. Nicht sie als Wesen!
Liebe Grüße,
… von jemanden, der es besser liebevoller in der Kindheit gehabt hätte.
P.S. von Béa:
Eure Geschichten und Erlebnisse sind uns willkommen! Wer anonym bleiben möchte, schickt uns am besten eine PN über den Messenger: https://m.me/tollabea (übrigens, dann fragt euch das Ding, ob ihr News von uns erhalten wollt… Ein „Ja, geht klar, würde uns freuen!)
Foto zu Psychische Erkrankungen bei Kindern vermeiden by Dmitry Ratushny on Unsplash
- 15. Apr 2018
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